News Jänner 99

Kurzmeldungen:

Das LifeBall-Buch 1998 wurde mit einem kleinen Fest äußerst stilvoll und ganz wirkungsvoll präsentiert. Promiauftrieb im Rathaus, und das alles für einen guten Zweck. Während Mercedes Echerer und Frank Hoffmann kleine Anekdoten und Geschichten über den LifeBall erzählten, übernahm Alfons Haider die Rolle des Robert Lembke und seine Ratecrew aufs Korn. Böse Spitzen zwischen Vera-Dieter Chmelar, Oliver Baier und dem ORF-Exilanten unterhielten die Gäste aufs trefflichste. Da hatte der Rest des Rateteams, Dolores Schmidinger und Lotte Tobisch, nicht viel zu melden.
Wacker geschlagen haben sich die zu ratenden Promis. Günter Tolar bekam Farbe fürs Haar, Brigitte Neumeister Wäsche und Hermes Phettberg das LifeBall-Parfum (übrigens exklusiv bei Bipa erhältlich). Ein sehr energischer Alfons sorgte dafür, daß die Gäste auch reich beschenkt das Fest verlassen konnten. Eine gigantische Torte in Buchform versüßte den Abend.
Das Buch in limitierter Auflage kostet ÖS 380.- und ist bei Libro und in ausgewählten Buchhandlungen erhältlich. Die Erlöse wandern in den LifeBall-Topf und kommen Bedürftigen zugute.


BUCHBESPRECHUNG:
Menschen über ihr Geschlecht
Die Möse, der Schwanz

Christa Nebenführ und Harald Friedl haben sich auf die Suche nach Menschen begeben, um mit ihnen über das Geschlechtsteil zu reden. Herausgekommen sind dabei zwei interessante Bücher, die beide im Promediaverlag erschienen sind.
Die Möse und der Schwanz zeichnen Geschichten zwischen Angst und Überschwang, Emotionallität und Sinnlichkeit, aber auch Unsicherheit und Intimität nach. Interessant dabei ist die unterschiedliche Beziehung, die Schwule zu ihrem Geschlechtsteil aufgebaut haben. Als Objekt der Begierde bei anderen und eigenes Lustobjekt sehen der Schriftsteller Napoleon Seyfarth und der Künstler Rinaldo ihr Geschlechtsteil, immer im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit - ganz anders als zum Beispiel ihre heterosexuellen Kollegen, die schon arg vergeistigt auf ihren "Wurmfortsatz" zu reagieren scheinen. In einer Veranstaltung stellen sich jetzt Christa Nebenführ (Herausgeberin Die Möse) und Harald Friedl (Herausgeber Der Schwanz) der Öffentlichkeit. Videoperformances vertiefen den Einblick ins Geschlechterleben. Der Eintritt ist frei.
Do.,14.Jänner, 19.30 Uhr
WUK, Währinger Straße 59


Sonntags nie?
Chez Gerard

Da hätte das Mädchen von Piräus seine wahre Freude daran gehabt: An ihrem freien Tag gibt es im Gerard den neuen Gay & Lesbian Tea Dance. Video-Lounge, spezielle Deko, Love-Lounges und natürlich La Busen-Petra und Nicola sorgen für ein warmes Ambiente. Happy Warm Hours von 17-19 Uhr bedeuten 2-for-1. Zwei Getränke und zwei Eintritte zum Preis von einem. Aber auch wer nach 19 Uhr kommt, braucht bei einem Eintritt von ÖS 80.- und einem Welcomedrink nicht allzutief in die Tasche zu greifen. Show-Acts, Drags, Contests werden wohl die Gäste zum Verweilen animieren. Hosted wird das Ganze von Heaven-Veteran Artur Singer.
Immer wieder sonntags ab 17 Uhr
Chez Gerard,
1080 Wien, Lederergasse 11


Baltimore/Virginia:
Jugendliche haben die 31jährige Drag Queen Leonard "Lynn" Vines nach einem verbalen Angriff mit sechs Schüssen in Arme, Brust und Rücken verletzt. Sie sitzt seither im Rollstuhl.


"Es gibt kein Er mehr und keine Sie mehr - es gibt nur kreative Androgynie mehr...:"
Und, was ist wohl ein mann-männlicher, hermaphroditischer Scheinzwitter? Diese durchaus interessante Frage beantworten Thomas Pohl, Katrin Weber und David Wagner kongenial in ihrer neuesten Produktion "der Bart ist angeklebt". Das Stück, das am 18.November im Linzer Posthof seine Welturaufführung erlebte, ist eine Auftragsarbeit des am Linzer Landestheater wirkenden Briten Henry Mason für die Niederträchtigen. Die Linzer Theatergruppe, die bereits mit Programmen wie "Lauter Engel im Trikot" oder "Männer, Liebe, Leidenschaft" beachtliche Erfolge feierte, entdeckt mit dieser jüngsten Produktion auf ironisch-witzige Weise die Theorie der sexuellen Zwischenstufen des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld.
Hirschfeld, der als Mitbegünder der modernen Sexualwissenschaften gilt und zu Beginn der zwanziger Jahre in Berlin wirkte, schuf nicht nur eine reichlich krause Theorie von der Existenz mehrerer hunderttausend sexueller Zwischenstufen, sondern setzte sich auch konsequent für die Abschaffung der Homosexuellendiskriminierung ein.
Vor diesem Hintergrund und rund um das skandalumwitterte Institut für Sexualforschung Dr. Hirschfelds ist dieses satirische Musik- Kabarett der Niederträchtigen angelegt. Und wenn die drei SchauspielerInnen / TänzerInnen / SängerInnen mit einem Feuerwerk an frechen Texten und schmissigen Musiknummern versuchen, sich der Hirschfeldschen Theorie zu nähern, bleibt keine Auge trocken. Daß es den dreien gelingt, auch die leisen Zwischentöne so recht in Szene zu setzen, macht den Abend jedenfalls erst zu einem gelungenen Vergnügen.
Zu sehen noch im Jänner und Februar 1999 im Linzer Posthof, aber auch in anderen Städten.