News Juni 99

News 6/99


Pikanterweise waren es die Europäischen Liberalen, die Walter Schwimmer als Generalsekretär des Europarates in den Sattel hoben

Lesben- und Schwulengegner wird Hüter der Menschenrechte in Europa

HOSI-Linz zutiefst enttäuscht vom opportunistischen Wahlverhalten der europäischen
Liberalen

"Daß es gerade die Liberalen sind, die in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates den Steigbügelhalter für einen homophoben Politiker spielen, hört sich wie ein schlechter Treppenwitz der Zeitgeschichte an", empört sich der Vereinssprecher der HOSI-Linz, Rainer Bartel. Walter Schwimmer ist insofern als Lesben- und Schwulengegner einzustufen, als er im Nationalrat gegen die Aufhebung des strafrechtlichen Vereins- und Informationsverbots sowie gegen die Streichung des diskriminierenden Mindestalters für einvernehmliche Sexualkontakte unter Schwulen stimmte.

"Allerdings schwante uns schon Böses, als die Interventionen der ILGA-Europa, der Europa-Sektion des internationalen Lesben- und Schwulendachverbandes, beim Chef der Europäischen Liberalen urplötzlich auf Unverständnis stießen", weiß Ernst Strohmeyer, der Internationale Sekretär der HOSI-Linz. Besonders verärgert sind die AktivistInnen der Lesben- und Schwulenbewegung darüber, daß die Liberalen, die sich stets als Speerspitze der Menschenrechtsbewegung für Lesben und Schwule darstellen, einen schnöden Kuhhandel mit den Konservativen eingehen und der überfälligen Verwirklichung von Grundrechten einer erklecklichen Bevölkerungsgruppe einen Dolchstoß versetzen.

"Schwimmers Beteuerung vor seiner Wahl, er habe nie eine Diskriminierung von Homosexuellen im Sinn gehabt, gleicht in ihrer Absurdität der Aussage Schüssels, daß er in der rechtlichen Situation der Lesben und Schwulen in Österreich keinerlei Diskriminierung erkenne", weist man in der HOSI-Linz auf einen Umstand hin, der eigentlich als nichts anderes als eine politische Unappetitlichkeit ist.

Linz, den 24. Juni 1999

gez. Dr. Rainer Bartel, Vereinssprecher


Sevilla (epd)

Erstmals hat ein Transvestit in Spanien das Sorgerecht für ein Kind erhalten. Die Fähigkeit ein Kind zu erziehen sei nicht abhängig ob jemand Tansvestit oder homosexuell sei zitierte El Pais aus der Urteilsbegründung des Gerichtes in Sevilla. Ein elfjähriges Mädchen dürfte daher vom Patner ihres verstorbenen Vaters erzogen werden. Das Kind hatte 10 Jahre nach dem tot ihrer Mutter bei dem Paar gelebt. Der Vater wünschte in seinem Testerment, daß sein Partner die Tochter erzieht. Auch die Tochter gab an, weiter bei ihm leben zu wollen. Die Eltern ihrer Mutter wollten das Sorgerecht einklagen; das Gericht war aber der Ansicht, daß das, was gesellschaftlich als normal gelte nicht, das beste fürs Kind sei.

Quelle: Süddeutsche Zeitung


50. Jubiläumsausgabe von Pride

Im April 1991 erschien die erste Nummer des heutigen PRIDE. Damals noch unter dem Namen HOSI-Info, war es aus dem Wunsch heraus entstanden, nach der Verselbständigung der Zeitschrift BlickWechsel wieder ein Sprachrohr und Informationsmedium für den Verein zu haben. Der damals gewählte Titel knüpfte an den einer Vorgängerzeitschrift aus den späten achtziger Jahren an, von der damals vier Ausgaben erschienen waren. Mit der neuerlichen Herausgabe des HOSI-Infos begann ein spannender, kreativer Prozeß, der 1997 in der Zeitschrift PRIDE und nunmehr im Juni 1999 in der 50. Ausgabe mündet.

Wir gratulieren herzlich und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit!


Sexualmissbrauch
INNSBRUCK: Die Kinder- und Jugendanwaltschaft geht davon aus, daß in Tirol jedes vierte Mädchen und jeder sechste Bub zwischen dem ersten und dem 16.Lebensjahr zumindestenes ein Mal, in so manchen Fällen mehrmals und über Jahre hinweg sexuell mißbraucht wird. Zu fast 100 Prozent kämen die TäterInnen aus dem familiären Umfeld. Auch für Primar Dr. Burgart Magold von der Innsbrucker Kinderklinik ist "die Familie die zentrale Ursache".


DNA-PROFILE
WIEN. Im Zuge des Pilotprojektes "DNA-Datenbank" sin die Sicherheitsbehörden angewiesen, bei der Untersuchung von Sittlichkeitsdelikten nach dem Strafrecht (§§201 bis 212 StGB) ausnahmslos Mundhöhlenabstriche vorzunehmen und damit einen genetischen "Fingerabdruck" zu nehmen, falls gemäß §65(1) Sicherheitspolizeigesetz zu fürchten ist, daß der Verdächtige weitere "gefährliche Angriffe" begehen wird. Nur jene (nicht festgenommenen) Betroffenen, die diese erkennungsdienstliche Behandlung verweigern, haben ein Anrecht auf einen Bescheid, auf dessen Grundlage eine Zwangsvorführung zwecks Speichelprobe durchsetzbar wird. Spätestens erst wenn der Betroffene sein 80.Lebensjahr vollendet, wird der genetische "Fingerabdruck" gelöscht, aber auch nur, falls die Daten für die Erfüllung sicherheitspolizeilicher Aufgaben nicht noch weiterhin gebraucht werden (§§ 73 und 74 SPG). Das ergab eine parlamentarische Anfrage der Grünen an Innenminister Schlögl, die darauf abzielte, ob diese DNA-"Durchleuchtung" bei Männern, die nach dem Paragraphen (§209 StGB) verdächtig sind, nicht besonders diskriminierend wirkt, werden sie doch wieder einmal mit Kinderschändern in einen Topf geworfen.


Stonewall
New York, 1969. Das "gesellschaftliche Coming-out" erfolgte wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Niemand hatte damit gerechnet, niemand hatte es geplant. Als am 27.6.1969 die Polizei wieder einmal ihre regelmäßigen Razzien in den schwulen und lesbischen Lokalen durchführte, kam das Faß zum Überlaufen.
In dem vorwiegend von Schwulen besuchten Lokal "Stonewall In" in der Christopher Street in New York City formierten sich spontan Lesben und Schwule, um gegen die diskriminierenden Angriffe der Polizei Widerstand zu leisten. Die darauffolgenden Kämpfe dauerten drei Tage und drei Nächte. Wobei auf polizeilicher Seite Verstärkung angefordert wurde und auf der anderen Seite zahlreiche BewohnerInnen des Stadtteils West Village sich mit den Schwulen und Drag Queens solidarisierten. Die Tage der gesellschaftlichen Aussenseiterposition waren gezählt, und die zweite Lesben- und Schwulenbewegung in diesem Jahrhundert (die erste, von Berlin ausgehende, wurde von den Nationalsozialisten zerstört) läutete ihre Geburtsstunde ein.
Seitdem wird der nach diesem Ereignis benannte Christopher Street Day jährlich weltweit durch Paraden, Straßenfeste und Festivals gewürdigt und gefeiert. Diese Demonstrationen von LesBiSchwulen und TransGender Selbstverständnis und Selbstbewußtsein etablierten sich durch die Millionen von BesucherInnen längst auch zu zentralen gesellschaftlichen Ereignissen außerhalb der "Community".

Quelle:


NEUER VORSTAND
ÖLSF macht wählerisch

"Im heurigen Superwahljahr wird das ÖLSF den österreichischen Lesben, Schwulen und TransGenderPersonen die Wahlentscheidung erleichtern, indem es gemäß dem Motto "ÖLSF macht wählerisch" die Standpunkte der kandidierenden Parteien detailliert gegenüberstellen und öffentlich machen wird," betont Ulrike Lunacek nach ihrer Wahl zur neuen Vorsitzenden des Österreichischen Lesben- und Schwulenforums (ÖLSF) am Pfingstwochenende in Krems.
Trotz fast fünfjähriger Mitgliedschaft Österreichs bei der Europäischen Union sei Österreich, was die Antidiskriminierung von Lesben, Schwulen und TransGenderpersonen betrifft, immer noch "beschämendes Schlußlicht" in der EU, betont Lunacek. Einen neue Regelung müsse im Herbst "dem kriminalisierenden Strafrechtsparagraphen 209 endlich den Garaus machen" und außerdem "die Gleichstellung im Bereich von Lebensgemeinschaften und Ehe und Arbeitswelt vorantreiben", erklärt die neue ÖLSF-Vorsitzende. Zum Arbeitsprogramm für die kommende Funktionsperiode gehören sowohl die Fortführung der erfolgreichen Aktion "WorkOut" zum Thema Arbeitswelt als auch die Befragung der kandidierenden Parteien für das Europaparlament und den Nationalrat als auch eine Auswertung der Versprechungen auf Landes-, Bundes- und Europaebene im Frühjahr 2000. Das Jahresforum des ÖLSF im November 1999 wird unter dem Motto "30 Jahre Stonewall - Bilanz und Ausblick der lesbisch-schwulen und TransGenderBewegung" stehen.
Die bewährten bisherigen Vorsitzenden Diana Voigt und Hannes Sulzenbacher bleiben in stellvertretender Funktion dem Vorstand erhalten. In Bezug auf ihre aktive Zeit bei den Grünen (1996 bis Anfang 1999) betonte Lunacek, daß sie keine Parteifunktion bei den Grünen mehr habe. Die Überparteilichkeit des Österreichischen Lesben- und Schwulenforums sei "selbstverständlich weiterhin gewährleistet: Schließlich sind im ÖLSF immer schon - neben parteiungebunden Personen - Mitglieder verschiedener Parteien präsent und aktiv gewesen. Meine neue Vorstandsfunktion ist als Fortsetzung meiner früheren Arbeit im Rahmen des ÖLSF und für die Lesben-, Schwulen- und TransGenderBewegung zu sehen," schloß Lunacek.


 

GLORIA UND MARLENE
Alles bleibt anders

Gloria und MarleneIn ihrer letzten Show schlugen die beiden Megastars eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft, wobei auch die Gegenwart nicht zu kurz kommt!
Schließlich spielte Zeit schon immer eine wichtige Rolle im Leben der beiden Revueprimadonnen. Chanson, Pop, Rock, deutscher Schlager und Line Dancing heben das Programm vom Sumpf üblicher Drag-Shows ab. Wie immer dabei: Miss Marilyn, Peter Hiller, The Pums Choir und das Gay Dance Ballet.