BERICHT VOM WIENER SYMPOSIUM ÜBER TRANSSEXUALITÄT

Am 26. u. 27. Februar fand in den Räumen des Wiener Allgemeinen Krankenhauses das erste österreichische interdisziplinäre Symposium über Transsexualismus statt. Den Organisatoren ist es gelungen neben in- auch mehrere hervorragende ausländische Experten als Referenten zu gewinnen.

Am Beginn standen Vorträge, die die (wenig befriedigende) rechtliche Situation in Österreich darstellten. In den darauffolgenden Referaten über psychiatrische bzw. psychotherapeutische Aspekte wurde von namhaften österreichischen und deutschen Experten vehement eine Änderung im Namens- und Personstandsrecht gefordert. Betroffene sollten ihren Vornamen und Personenstand auch ohne chirurgische Maßnahmen ändern können. Es ist zu hoffen, daß diese Wortmeldungen für die zuständigen Beamten im Innenministerium, die zu dieser Zeit anwesend waren, genug Stimulus sind, ihre starre Haltung zu überdenken und die schon lange fälligen juristischen Änderungen durchzuführen. Weiters wurde von den Psychiatern und Psychotherapeuten die in Österreich vorgeschriebene Zahl von 50 Psychotherapiestunden sehr kontroversiell diskutiert.

Es folgten zwei Vorträge über Operationsverfahren. Die beiden Referenten zeigten zwar eindrucksvolle und spektakuläre Fotos, die während und nach Operationen aufgenommen wurden, sie blieben jedoch Antworten über mit der Operation verbundene Komplikationen schuldig oder schwindelten sich darüber hinweg. Hier müssen wir Betroffene unser Recht einfordern, daß es an der nicht genital gebundenen Lebensqualität zu keinen Einschränkungen kommen darf.

Den Abschluß bildeten zwei Vorträge über Endokrinologie. Dabei wurden Riskofaktoren und deren Handhabung in der hormonellen Therapie aufgezeigt. Es ist dies zweifelsohne aus medizinischer Sicht ein sehr schwierig zu handhabender Therapiebereich. Hier sind wir Betroffene mehr als in den anderen Bereichen zur Mitarbeit aufgefordert. Durch eine gesündere Lebensweise (kein Rauchen, viel Bewegung und gesunde Ernährung) können wir das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen verringern. Ebenso sollten wir Betroffene uns nicht zuviel von zu hohen Hormongaben erwarten. Der Positiveffekt wird nicht gesteigert, dafür bekommen wir die entsprechenden Nebenwirkungen zu spüren - teilweise sogar in schlimmer Form.

Das war das Ende des erstem Tages.

Der Samstag begann zeitlich in der Früh mit zahlreichen Kurzvorträgen. Dabei wurden die Ergebnisse und Statements des Vortages ergänzt oder abgesichert. Zu erwähnen ist in erster Linie ein Vortrag über die Wirkung des Rubinlasers für die Epilation. Dies scheint eine sehr effektive Methode der Haarentfernung zu sein, die weniger schmerzhaft als herkömmliche Techniken ist.

Anschließend fand eine Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Ministerien (Gesundheit, Inneres), der Wiener Gebietskrankenkasse, der Arbeiterkammer, der Psychiatrie und der Betroffenen statt. Zum großen Bedauern der Betroffenen zeigte sich hier, daß die Herren der Gesundheitsverwaltung (Ministerium, Krankenkasse) in ihren Standpunkten besonders fest einbetoniert sind und kein Fünktchen der Flexibilität zeigen.

Am Samstag Nachmittag wurden 5 Arbeitsgruppen gebildet und über folgende Themen diskutiert: Gutachterliche Tätigkeit, Chirurgie, Endokrinologie, Psychotherapie/Klinische Psychologie, Wünsche und Erfahrungen Transsexueller. Sieht man vom letztgenannten Arbeitskreis ab, gab es keine wesentlichen neuen Ergebnisse, bzw. waren die anschließenden Präsentationen dürftig.

Zusammenfassend hat bei dieser Tagung ein sehr gutes Gesprächsklima geherrscht. Es ist zu hoffen, daß dies der Beginn eines breiten Dialoges zwischen Ärzten, Therapeuten, Juristen und Betroffenen ist und in naher Zukunft mit greifbaren Verbesserungen für TransGender-Personen in Österreich zu rechnen ist. Abschließend muß den beiden Organisatoren (Dr. Elisabeth Friedrich und Dr. Michael van Trotsenburg) herzlichst für die wirklich hervorragende Organisationsarbeit gedankt werden und sie gebeten bzw. ermuntert werden, in zwei oder drei Jahren ein Folgesymposium zu organisieren, um die zwischenzeitlich (hoffentlich) eingetretenen Verbesserungen zu diskutieren.

Chris Rosenkranz

TransX