TUNTENBALL in GRAZ

Bereits zum 10. Mal luden die RosaLila PantherInnen zum großen Ball im Mehrscheinschlößchen, ein Großteil der GästInnen war kostümiert - der Grazer Tuntenball war ein berauschendes Fest.

Die Zeitschrift News reihte die Veranstaltung unter die besten Ballveranstaltungen der Woche; das Grazer Stadtfernsehen und der ORF waren fast vier Stunden dabei und im Grazer Ballkalender nimmt er bereits seit Jahren einen fixen Platz ein: der Grazer Fleischerball. Doch halt - wir reden ja vom Tuntenball der Rosalila PantherInnen; da muß der arme Schweinskopf sich wohl in der Veranstaltung geirrt haben. Rund 900 Tanzwütige und Adabeis gaben sich jedenfalls am 30. Jänner im Grazer Meerscheinschlößchen die Ehre, und so zeigte sich die Vorsitzende des Altdamenkommittees, Einzi Schubert, gegenüber PRIDE auch glücklich: "Wir sind entzückt - mit so vielen BesucherInnen hätten wir ja nie gerechnet!" Jedenfalls lockte das Ereignis jede Menge Tunten und solche, die immerschon gerne Fummel tragen wollten, sich aber nie getraut hatten, ins barocke Meerscheinschlößchen in Graz. Der festlich-repräsentative Rahmen verlieh der heuer zum 10. Mal abgehaltenen Veranstaltung den entsprechenden Glanz, und so herrschte eine ausgelassene Stimmung bis in die frühen Morgenstunden.

Die Grazer FriseurInnen und PerückenmacherInnen, die ScheiderInnen, KosmetikerInnen und VisagistInnen hatten bis zuletzt eifrigst gearbeitet, um die eleganten, glanzvollen Roben ins rechte Licht zu setzen. Lohn der vielen Mühe war die Kür der Miß Tuntenball, zu der heuer von der Jury um Life-Ball-Organisator Gery Keszler Eve, die blonde Schönheit im Gucci-Gewande erwählt wurde. Aber auch viel nackte Haut, mitunter von ausgefallenen Leder- und Gummikreationen verhüllt, konnte man ebenso bestaunen wie die durchtrainierten Körper junger Matrosen. Die Alterspräsidentin der Rosalila PantherInnen, Kurtisane Zernig-Ehrlich, die in einer silberfarbenen Kreation von Schöps erschien, kommentierte wehmütig: "Wenn ma noch ein paar Jährchen jünger wär..." Auch Ballorganisatorin Einzi Schubert bewies mit ihrer Hutkreation, daß dieses gesellschaftliche Ereignis alle Unkosten und Mühen rechtfertigte, hat sie doch extra beim Hutmacher der englischen Königin eingekauft.

Alles in allem war es also eine rauschende Ballnacht, die in jeder Hinsicht den Erwartungen entsprach. Gerüchteweise konnte man auch hören, daß die VeranstalterInnen sich darüber Gedanken machen, nächstes Jahr in größere Räumlichkeiten umzuziehen. Unter anderem soll der Grazer Congress im Gespräch sein, dessen Fin-de-Siècle-Ambiente gewiß die nötige imperiale Umgebung für die vielen Königinnen dieser Grazer Ballnacht wäre. "Fix ist nur, daß es im Jahr 2000 den 11. Grazer Tuntenball geben wird," so die Organisatorin Einzi Schubert auf eine entsprechende Frage. Sei's drum - vielleicht war es ja wirklich der Ball der Fleischerinnung.