News 10 2000


Kontaktbörse

Das Unmögliche ist passiert   :o)
Ich habe in tagelanger Arbeit die Kontaktbörse neu gescripted. Sie funktioniert jetzt vollautomatisch. Solltest Du Probleme mit einem Eintrag haben, dann schick mir bitte ein Mail.
Ich hoffe, dass mit der Kontaktbörse kein Schindluder getrieben wird. Bitte denkt daran, dass es nicht meine Aufgabe sein kann, alles nachzukontrollieren. Vorlauterweise habe ich sowohl Arbeit als auch ein Privatleben. 


Transsexuelle darf Frau heiraten

(sda) Eine Frau und eine Transsexuelle sind im US-Bundesstaat Texas kirchlich und standesamtlich getraut worden. Wie US-Medien am Montag berichteten, hatte ein Berufungsgericht den Weg für die Hochzeit von Jessica und Robin Wicks freigemacht. Nach dem Urteil ist entscheidend, dass Jessica als Mann geboren wurde: Die Chromosomen zählten und nicht die Genitalien. So konnten die beiden am Wochenende offiziell heiraten, obwohl Jessica durch eine Geschlechtsoperation physisch zu einer Frau wurde.

Aus dem Tagblatt vom 20.9.2000 © St. Galler Tagblatt AG 



Langjähriges Engagement geehrt

G.A.L.A. 2000 verliehen

Der mit 500 Euro dotierte Gay and Lesbian Award an Helga Pankratz vergeben!
Rund 1000 Gäste beim Fest der HOSI Linz im Palais Kaufmännischer Verein

Der heuer erstmals verliehene, von der HOSI Linz gestiftete und mit 500 Euro dotierte Gay and Lesbian Award (G.A.L.A.) für besondere Verdienste um die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Lesben und Schwulen in Österreich wurde einer Aktivistin der ersten Stunde zuerkannt. Helga Pankratz, erste Preisträgerin des G.A.L.A., war bereits in den 70er-Jahren in der Frauenbewegung aktiv, ist seit der Gründung Mitglied der HOSI Wien, wo sie eine eigene Frauengruppe ins Leben rief. Aber auch die gegenwärtigen Leistungen für die Anliegen der Lesben und Schwulen in Österreich waren für die Juryentscheidung maßgeblich, denn die Journalistin und Schriftstellerin Helga Pankratz ist auch heute, 20 Jahre nach den Anfängen der Lesben- und Schwulenbewegung immer noch federführend tätig. Unter anderem ist sie derzeit maßgeblich am Aufbau eines österreichweiten und international eingebetteten Netzwerks lesbischer und schwuler SportlerInnen beteiligt. "Die unter hohem zeitlichen und materiellen Einsatz gesetzten Aktivitäten machen Helga Pankratz zu einem Vorbild in der Lesben- und Schwulenbewegung Österreichs und zu einer würdigen Preisträgerin des G.A.L.A. 2000", stellte die siebenköpfige Jury einstimmig fest.

Auch der Vereinssprecher der HOSI Linz, Dr. Rainer Bartel, zeigte sich erfreut: "Erstens freut mich, dass von den 18 nominierten Personen so viele Lesben sind und dann noch dazu eine lesbische Frau die erste Preisträgerin unseres Preises geworden ist, und zweitens dass mit Helga Pankratz jemand ausgezeichnet worden ist, der sonst immer eher im Hintergrund agiert und deren Arbeitoftmals zu wenig gesehen wird. Wenn die Österreichische Lesben- und Schwulenbewegung heute da steht, wo sie steht, dann nicht zuletzt auch wegen des Engagements von Menschen wie Helga Pankratz."

Auch insgesamt kann der HOSI Linz-Vereinssprecher auf einen erfolgreichen Abend zurückblicken. Rund 1000 Mitglieder und FreundInnen der HOSI Linz kamen ins Palais Kaufmännischer Verein zum jährlichen Fest der HOSI Linz, das den Rahmen für die G.A.L.A.-Verleihung abgab. Diese bereits Tradition gewordene Veranstaltung stand heuer unter dem Titel "Millennium Planet" und wurde vom Linzer Bürgermeister Dr. Franz Dobusch eröffnet. In seiner Eröffnungsansprache sagte Dobusch unter anderem: "Dass die HOSI Linz heute hier im Palais Kaufmännischer Verein ihr jährliches Fest feiert, ist nicht so sehr ein Zeichen der Toleranz, sondern vielmehr ein Zeichen der Forderung nach Akzeptanz für Lesben und Schwule in dieser Gesellschaft." Dobusch wies dabei  auch auf die Linzer Gleichbehandlungsdeklaration hin, die sich genau diese gesellschaftliche Akzeptanz zum Ziel gesetzt hätte.

So war denn die Verleihung des G.A.L.A. an Helga Pankratz von einem vielfältigen Programm umrahmt, das für jeden Geschmack etwas bot.

So traten die Harmony Men, der Schwulenchor des Chors der Universität Wien, Illie & Bart, bekannt vom Festival "Wien ist Andersrum 2000", und Martin Heim, ein bekannter schwuler Entertainer aus Deutschland, mit Auszügen aus ihren aktuellen Programmen auf. Shelia Michellé und die TR-Band sorgten dann für eine schwungvollen Ausklang. Für die Tanzmusik sorgten als DJ's "The Wanderers", und der beliebte monatliche Szene-Event FOXY Night mit Cyberqueen Zoly sorgte für Tanzstimmung bis in die Morgenstunden.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen unter der unten angeführten Adresse gerne zur Verfügung. Fotos der Veranstaltung finden Sie in Kürze auf unserer Homepage.

Linz, den 15. Oktober 2000
gez. Dr. Rainer Bartel, Vereinssprecher

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Homosexuelle Initiative Linz (HOSI Linz)
The Lesbian and Gay Movement in Upper Austria
Schubertstrasse 36/1, A-4020 Linz
Phone/Fax: ++43/732-60 98 981
E-Mail: ooe@hosilinz.at
http://www.hosilinz.at
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"Das dänische Mädchen": Ein spektakulärer Fall der Medizingeschichte 
Wie aus Ejnar Wegener Lili Elbe wurde
Quelle WDR

Durch Zufall stieß der Kalifornier David Ebershoff auf die Lebensgeschichte der Lili Elbe alias Ejnar Wegener. Das Schicksal des Dänen, der sich 1930 als erster Mann einer Geschlechstumwandlung unterzog und zu Lili Elbe wurde, faszinierte ihn so sehr, dass er weitere Nachforschungen anstellte. Dabei entdeckte er die "Lebensbeichte" von Lili Elbe, die 1932 kurz nach ihrem Tod veröffentlicht worden war. 

Er machte sie zur Grundlage seines Romans "Das dänische Mädchen", der in diesen Wochen im Goldmann Verlag erschien. Allerdings weicht das Buch in vielen Details von der Wirklichkeit ab. "Gewiss kommen die entscheidenden Fakten über Ejnars Verwandlung zur Sprache, doch die Erzählung als solche mit all ihren Einzelheiten ... ist ein reines Produkt meiner Phantasie", schreibt David Ebershoff im Nachwort. Im Mittelpunkt seines Romans steht nicht die medizinische Geschlechtsumwandlung, sondern die Geschichte einer außergewöhnlichen Ehe.

Das Buch

Kopenhagen in den 1920er Jahren. Die amerikanische Malerin Greta Waud führt mit ihrem Mann, dem dänischen Landschaftsmaler Einar Wegener, ein bewegtes Künstlerleben. Eines Nachmittags im April 1925 - die beiden sind bereits seit sechs Jahren verheiratet - bittet Greta ihren Mann, für ein weibliches Modell einzuspringen. Ein Kleid, Seidenstrümpfe und senfgelbe Schnürschuhe liegen bereit. Die Verwandlung ist verblüffend und weckt in Einar ein Gefühl, das er lange verdrängt hat: "Er fühlte sich wie untergetaucht, als schwimme er im sommerwarmen Meer. Und irgendwo in seinem Kopf war eine Stimme: das leise Schluchzen eines verängstigten kleinen Mädchens." Greta beschließt: "Wir sollten dich eigentlich Lili nennen." Von nun an wird Lili ständiger Gast im Hause des Paars. Aus der Ehe wird eine menage à trois. Greta liebt Einar und Lili und lässt ihrem Mann jede Freiheit. Sie beginnt, Lili zu malen, und hat mit den Porträts großen Erfolg. "Als Gerda Wegener begann, Lili zu malen, bekam ihre Kunst Qualität", sagt David Ebershoff. "Die sogenannten 'Lili-Bilder' machten sie erst bekannt. Sie waren damals in den Zwanzigern ein echter Hit. Die Leute sprachen darüber in Kopenhagen und fragten sich: Wer ist dieses schöne Mädchen auf den Gemälden?" Als das Paar nach Paris geht, spitzt sich die Situation zu. Während sich Lili immer mehr von Greta emanzipiert, leidet Einar unter der Doppelidentität. Der Wunsch, als Frau zu leben, veranlasst ihn, sich in Dresden einer Operation zu unterziehen.

David Ebershoffs erster Roman fand in den amerikanischen Medien große Beachtung. Die Buchrechte wurden in elf Länder verkauft. Eine Verfilmung ist bereits geplant. 

Die wahre Geschichte der Lili Elbe alias Ejnar Wegener

Als Anfang 1931 durch dänische Zeitungsberichte bekannt wurde, dass der Gynäkologe Professor Kurt Warnekros an der Dresdener Frauenklinik einen Mann operativ in eine Frau verwandelt hatte, sorgte die Meldung weltweit für Aufsehen. Wie es zu dieser sensationellen Operation kam, schildert Lili Elbe in ihrer "Lebensbeichte", die ihr Freund Niels Hover unter dem Titel "Lili Elbe. Ein Mensch wechselt sein Geschlecht" 1932 veröffentlichte.

Ejnar Wegener wurde 1883 im dänischen Vejle geboren und wuchs in einer kinderreichen Pfarrersfamilie auf. Obwohl er über normale männliche Geschlechtsmerkmale verfügte und als Junge erzogen wurde, empfand er schon als Kind eine Nähe zum weiblichen Geschlecht, die er allerdings zu verdrängen versuchte. Er heiratete früh und ging 1912 mit seiner Frau Gerda, einer dänischen Porträtmalerin, nach Paris. Im Laufe der Jahre litt er zunehmend unter schweren Depressionen. Der Besuch eines Maskenballes, wo er sich in Frauenkleidung zum ersten Mal uneingeschränkt wohl fühlte, war für ihn ein Schlüsselerlebnis. Er konsultierte eine Reihe französischer Ärzte, die ihm jedoch nicht helfen konnten. Als er bereits an Selbstmord dachte, lernte er in Paris Professor Kurt Warnekros kennen.

Der Gynäkologe lud ihn in die Dresdner Frauenklinik ein. Nach eingehenden Untersuchungen, die er gemeinsam mit dem bekannten Berliner Sexualforscher Magnus Hirschfeld vornahm, kam er zu dem Schluss, dass es sich bei seinem Patienten um den "für Menschen einzigartigen Fall eines vollkommenen Zwitters" handele: das heißt, dass er sowohl über weibliche als auch männliche Keimdrüsen verfüge. In Absprache mit Ejnar Wegener nahm er sich zum Ziel, alle männlichen Geschlechtsmerkmale operativ zu entfernen.

Die Umwandlung zog sich über ein halbes Jahr hin. Im Herbst 1930 war sie abgeschlossen. Aus Dankbarkeit gegenüber dem Ort seiner "zweiten Geburt" wählte Ejnar Wegener den neuen Namen Lili Elbe. Seine offiziellen Papiere wurden geändert, die Ehe für ungültig erklärt. Gerda Wegener hatte ihren Mann nach Dresden begleitet und kümmerte sich auch nach dem Geschlechtswechsel um Lili Elbe.

Obwohl sich Ejnar Wegeners größter Wunsch erfüllt hatte, verlief die Zeit der Rekonvaleszenz nicht ohne Komplikationen. Im Sommer 1931 wurde eine weitere Operation notwendig. Es sollte der letzte Eingriff sein. Die Patientin starb am 12. September 1931 in der Dresdener Frauenklinik und wurde drei Tage später unter ihrem neuen Namen beigesetzt. Über die genaue Todesursache lässt sich heute nur noch spekulieren, da die Operationsprotokolle 1945 mit der Zerstörung der Klinik vernichtet wurden.

Zwei Jahre lang hat der dänische Regisseur Nikolaj Pors in mühsamer Kleinarbeit Fotos, Briefe und Zeitzeugen aus ganz Europa für seinen Dokumentarfilm "Mein Ehemann Lili" über die authentische Geschichte des Ehepaars Wegener zusammengetragen. "Es ist die Geschichte einer unsterblichen Liebe", sagt er. "Zwei Menschen, die es zulassen, sich zu verändern. Man stelle sich vor, eine Frau erlaubt ihrem Mann, sich in eine Frau zu verwandeln und liebt ihn weiter. Es ist ein moderner europäischer Mythos. Sie hatten den Mut, eine Grenze zu überschreiten, von der sie damals nicht wissen konnten, was sie auf der anderen Seite erwartete. Sie waren also sehr tapfere Menschen. Derzeit ist Pors, der seinen Film bei Nordisk Film TV produziert, in der Schlussphase seiner Arbeit und sucht noch Zeitzeugen in Dresden, die Lili Elbe alias Ejnar Wegener gekannt haben. 

Transsexualismus

Transsexualismus hat es zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Menschen, die zwischen den Geschlechtern wechselten, wurden entweder verehrt, weil sie das männliche und das weibliche Prinzip in sich vereinten, oder verfemt, weil sie aus der gegebenen Ordnung ausscherten.

Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die neue Disziplin der Sexualwissenschaft mit dem Phänomen zu beschäftigen. Bis ins 20. Jahrhundert gab es aber keine Möglichkeit eines körperlichen Wandels. Die Wirkung von Hormontherapien wurde erstmals in den 20er Jahren erprobt. Die Behandlung der Lili Elbe gilt als die erste operative Geschlechtsumbildung, die Medizingeschichte machte und für juristischen Diskussionsstoff sorgte. Denn möglich war die Operation nur deshalb, weil in der Weimarer Republik gesetzliche Bestimmungen zum Geschlechtswechsel fehlten. Weitaus bekannter als Lili Elbes Geschichte ist der Fall eines amerikanischen GI aus Brooklyn, der sich 1952 in Dänemark operieren ließ und zu Christine Jorgensen wurde. Ihre Autobiografie sorgte für großes Aufsehen.

In den 60er Jahren setzte sich der Begriff "Transsexualismus" durch, den der Mediziner Harry Benjamin 1953 in Abgrenzung zum "Transvestitismus" geprägt hatte. Als Transsexuelle werden Menschen bezeichnet, die zwar mit einem eindeutigen biologischen Geschlecht geboren wurden, sich aber zum anderen Geschlecht zugehörig fühlen und deshalb ihren Körper als "falsch" empfinden.

Lange Zeit wurde Transsexualismus überwiegend psychiatrisch behandelt. Operationen fanden bis in die 70er Jahre im rechtsfreien Raum statt. In Deutschland regelt das Transsexuellengesetz von 1980 die Personenstandsänderung nach einem Geschlechtswechsel. Obwohl die Betroffenen in den letzten Jahren immer selbstbewusster für ihre gesellschaftliche Anerkennung kämpfen, sehen sie sich im Alltag nach wie vor mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert. Vor zwei Jahren machte die Transsexuelle Michaela Lindner Schlagzeilen, die als Bürgermeister der GemeindeQuellendorf in Sachsen-Anhalt abgesetzt wurde, nachdem sie eine Geschlechtsumwandlung angekündigt hatte.

Nicht mit dem Transsexualismus zu verwechseln ist der Intersexualismus. Damit sind jene Fälle gemeint, bei denen das biologische Geschlecht nicht eindeutig festgelegt ist. Sie werden - nicht unbedingt medizinisch korrekt - auch als Hermaphroditen oder "Zwitter" bezeichnet. Schätzungsweise eins von 2.000 Babys wird mit Merkmalen und Anlagen beider Geschlechter geboren. Für viele Kinder beginnt mit der Diagnose ein langer Weg des Leidens, auf dem der Unentschiedenheit der Natur mit dem Skalpell auf die Sprünge geholfen werden soll.

Ob Ejnar Wegener trans- oder - wie von Professor Warnekros vermutet - intersexuell war, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Zweifellos aber hat auch er/sie einen langen schmerzvollen Weg ohne Happy End zurückgelegt.

David Ebershoff - Autor des Romans "Das dänische Mädchen"

David Ebershoff wurde 1969 in Pasadena (Kalifornien) geboren. Er studierte in Chicago und Tokio. Heute lebt er in New York und arbeitet als Marketingleiter im Verlagshaus Random House. Zur Zeit arbeitet er an seinem zweiten Roman.

Buchtipp

David Ebershoff: Das dänische Mädchen
Goldmann 2000
ISBN 3-442-30843-7, Preis: 44 Mark