Dr. Harald Ofner (FPÖ)
Moderation: Eva Fels (TransX)
Die ÖVP hat trotz mehrmaliger Einladung keine/n Vertreter/in geschickt.
Was haben sie mit der LesBiSchwulTransGender Szene zu tun?
SPÖ
Dr. Elisabeth Hlavac war von 1990-94 Justizsprecherin der SPÖ, hat sich intensiver
mit LesBiSchwulTransGender Fragen beschäftigt, speziell im strafrechtlichem
Bereich. Homosexuellenehe ist für sie eine gute Idee.
FPÖ
Dr. Harald Ofner war 4 Jahre Justizminister in der Bundesregierung, danach wurde
Heide Schmidt Justizsprecherin, die Harald Ofner immer zu allen Veranstaltungen
dieser Art geschickt hat. Vor ca. 10 Jahren war er noch optimistisch §209 innerhalb
eines Jahres abzuschaffen zu können.
Grüne
Mag. Ulrike Lunacek verzichtet wegen ihrer hohen Bekanntheit auf eine Vorstellung
Wie stehen Sie zur
Rehabilitierung und zur Entschädigung homosexueller Opfer des NS-Regimes und
des § 209?
Was soll mit § 207b StGB passieren?
Grüne
Es ist bereits eine Umsetzung im Opferfürsorgeggesetz geschehen, die jedoch
nichts gebracht hat. Eine Rehabilitierung von § 209-Opfern ist selbstverständlich,
eine Entschädigung muss verhandelt werden. Dieser Paragraph ist gleicheitswidrig
und menschenrechtswidrig. Eine Rehabilitierung muss auf verschiedenen Ebenen
erfolgen: Streichung aus dem Strafregister, Freilassung und Begnadigung von
Verurteilten.
Rehabilitiation und Entschädigung von homosexuellen NS-Opfern soll stattfinden,
auch durch das Opferfürsorgegesetz.
§ 207b gehört einfach abgeschafft, die ÖVP hat durch diesen Paragrafen
vertuschen wollen, dass jahrelang Unrecht geschehen ist, Eltern können durch
"mangelnde Reife" großen Druck auf Ihre Kinder ausüben,
es sind ähnliche Fälle wie mit § 209 zu befürchten.
SPÖ
Die SPÖ hat im Parlament gegen §207b gestimmt. Dieser Paragraph ist
unsinnig da er vor allem zu viel Ermessenspielraum des Richters beinhaltet -
Entscheidungen sollen beim Parlament liegen, und nicht beim Richter. SPÖ
fordert ersatzlose Steichung.
Diesen Paragraph "hat die ÖVP gemacht um nicht das Gesicht zu verlieren"
FPÖ
Es gibt eine Riss quer durch die Fraktion bezüglich § 207b. "Politik
ist die Kunst des Möglichen" - wenn keine Mehrheit möglich ist, muss man
einen Kompromiss finden, der auch eine Mehrheit findet.
Es geht zumindest langsam etwas in diese Richtung, früher gab es den § 201b
der das Totalverbot homosexueller Handlungen vorsah; damals gab es nach dessen
Abschaffung auch keinerlei Entschädigung, so wie bei vielen anderen Strafrechtsbestimmungen,
die nach gesellschaftlichen Änderungen aufgelöst wurden.
In der jetztigen Regierung gab es erstmals Wiedergutmachung für NS-Opfer.
Die erste Regierung nach 1945 bestand de facto nur aus NS-Gegnern, die damals
eine Wiedergutmachung für alle möglichen Gruppen gefordert haben -
Homosexuelle waren nicht darunter. Damals wird man wohl am besten gewußt
haben, wer eine Wiedergutmachung benötigt.
Symbolische Wiedergutmachung ja, Entschädigung nein
Wie stehen Sie zu
der Änderung im Namensrecht, dass erwachsene Personen einen Vornamen unabhängig
Ihres Geschlechts/Personenstandes annehmen können (Namesänderung ohne
geschlechtsanpassende Operation)?
Wie stehen Sie zur Personenstandsänderung ohne OP?
Wollen Sie ein Antidiskriminierungsgesetz, wie soll es aussehen ?
Grüne
Änderung des Vornamens ohne OP: Ja
Änderung des Personenstandes ohne OP: Ja, wenn sich die Person im Alltagstest
auf dem Weg zur OP befindet
Antidiskriminierungsgesetz: Ja, am besten nach der Vorlage des Ludwig-Boltzmann-Instituts
FPÖ
Änderung des Vornamens ohne OP: Ja
Änderung des Personenstandes ohne OP: Nein
Antidiskriminierungsgesetz: "Ist auf Dauer wohl nicht vermeidlich"
Harald Ofner weiss nicht, ob die FPÖ eine gemeinsame Meinung hat
SPÖ
Änderung des Vornamens ohne OP: Ja
Änderung des Personenstandes ohne OP: Muss noch genauer, unter Einbindung
von Betroffenen, diskutiert werden - vermutlich Ja
Antidiskriminierungsgesetz: Ja, die SPÖ hat bereits einen Antrag auf Basis
der Vorlage des Ludwig-Boltzmann-Instituts eingebracht. Man muss aufpassen, dass das
Gesetz gut formuliert ist, um auch Effekte zu bringen.
Eingetragene Partnerschaft - wann wie wo in welcher Form?
Wollen sie den Scheidungszwang bei geschlechtsanpassender Operation im Transsexuellen-Erlass
1996 aufheben?
FPÖ
Nach Streichung des § 209 ist eine eingetragene Partnerschaft der nächste
logische Schritt. Diese ist wichtig für Mietrecht, Sozialversicherungsrecht,
Pensionsrecht, Erbrecht und Zivilrecht. Wichtig ist das Reizwort Ehe zu vermeiden;
je weiter man sich vom klassischen Ehe-Begriff entfernt, umso leichter ist
dies durchsetzbar.
Missbrauch soll weitgehenst ausgeschlossen werden, wobei ja auch schon bei
der derzeitigen Ehe Missbrauch betrieben wird. Vermutlich ist innerhalb der
FPÖ eine Mehrheit dafür zu finden.
Scheidungszwang bei geschlechtsanpassender Operation ist Harald Ofner unbekannt,
er findet dies eine unnötige Härte.
SPÖ
Die SPÖ ist für die Aufhebung des Scheidungszwanges im Transsexuellen-Erlass,
daraus zeigt sich dass Ehe und Partnerschaft für alle Arten von Partnern
offen sein sollen.
Ehe ist definitiv ein Reizwort, hier wird viel an Kirche und christliche Sakramente
gedacht. Der SPÖ geht es um zivile Ehe, kirchliche Ehe ist Angelegenheit
der Kirche. Die SPÖ hat sich intern auch geeinigt, von einer eingetragenen
Partnerschaft zu sprechen, und glaubt das dies mehrheitsfähig ist.
Eine solche eingetragene Partnerschaft soll am Standesamt erfolgen. Die Umstrukturierung
des Familienrechts zu einer neuen Form der Partnerschaft würde sehr lange
dauern, weswegen, um keine Zeit zu verlieren, zunächst eine eingetragene
Partnerschaft ermöglicht werden soll. Bei der Adoption soll das Wohl
des Kindes im Vordergrund stehen, hier ist eine genau Prüfung notwendig
da Homosexuelle Lebensformen nach wie vor gesellschaftlich noch nicht akzeptiert
sind. Einbringen von Kindern durch einen Partner ist machbar, Adoption von
fremden Kindern vermutlich nicht mehrheitsfähig.
Grüne
Scheidungszwang im Transsexuellenerlass aufheben.
Die Grünen bevorzugen das niederländische Partnerschaftmodell, bei
der eine moderne Partnerschaft für alle Lebensgemeinschaften - unabhängig
ob Lesbisch, Schwul oder Hetero - geschaffen wird. Bei der Adoption sollten
im ersten Schritt die Kinder des Partners adoptiert werden können, in
einem 2. Schritt auch fremde Kinder. Partner aus Nicht-EU-Ländern sollen
die Staatsbürgerschaft erhalten können. Diese Partnerschaft soll
am Standesamt geschlossen werden, um eine öffentliche Anerkennung zu
zeigen.
Abschlusswort
SPÖ
Nachdem die ÖVP heute nicht anwesend ist, gibt es nach der Wahl entweder
Rot-Grün oder Schwarz-Blau. Rot-Schwarz ist eher nicht denkbar.
Grüne
Wählen gehen und Grün wählen um der SPÖ genug Rückhalt
für Rot-Grün bieten zu können.
FPÖ
Sollte eine einzelne Person hier sein, die Blau wählen möchte, dann
soll sie das auch tun.
Wir danken allen PolitikerInnen für ihr Kommen.
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