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Selbstwahrnehmung |
Da ich des Öfteren gefragt werde, was ich nun genau bin, habe ich mich dazu entschieden diesen Text zu verfassen. Ich hoffe, dass damit einige oder gar alle Fragen geklärt werden.
Ich werde versuchen nicht allzu viel zu philosophieren und nicht allzu weit auszuholen. Gut, wo fange ich an? Am besten in dem ich ausschließe was ich nicht bin. Also erstmal habe ich nicht das Gefühl, dass ich im falschen Körper geboren wurde. Ich mag meinen Körper, abgesehen von ein paar Einschränkungen, aber dazu später mehr. Ich habe keinerlei Interesse daran meinen Penis zu verlieren und eine Vagina zu bekommen. Somit entspreche ich nicht dem klassischen Bild einer Transsexuellen. Also eine Frau gefangen in einem Männerkörper und die Behandlung sieht dann wie folgt aus, Alltagstest, Hormonbehandlung und am Geschlechtsangleichende Operation und Personenstands- und Namensänderung. Tja, die einfache Schlussfolgerung wäre dann, wenn ich nicht Transsexuell bin, dann bin ich ein Transvestit oder ein Fetischist. Leider sind einfache Schlussfolgerungen bei solchen komplexen Themen selten richtig und zutreffend. Ein Transvestit ist ein Mann, der aus unterschiedlichen Gründen Frauenkleidung trägt bzw. eine Frau nachahmt. Die Gründe sind unter anderem sexuelle Erregung, Freude an der schönen Kleidung, Spaß daran eine Frau zu imitieren oder eine Möglichkeit Aufmerksamkeit zu bekommen (sei es auf Egogründen oder kommerziellen). Die Gründe können alle zusammen auftreten oder einzeln. Knackpunkt ist aber, dass ein Transvestit sich nach wie vor als Mann begreift und nur die Rolle einer Frau spielt. Da ich mich nicht als Mann begreife bzw. wahrnehme, bin ich auch kein klassischer Transvestit. Wenn ich meine weibliche Seite auslebe, dann spiele ich keine Rolle sondern zeige einen anderen Teil von mir. Fetischisten, um auch noch den Punkt abzuharken, sind einfach Leute die irgendein Objekt brauchen, um sexuelle Erregung zu verspüren. Das kann unter anderem das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts sein. Man sieht die Übergänge von Fetischismus und Transvestismus sind fließend. Wobei Fetischisten einzig und allein auf die Kleidung fixiert sind und nicht die Rolle einer Frau annehmen. Also Fetischismus kann ich bei mir zweifelsfrei ausschließen. Ich brauche keine weibliche Kleidung um sexuelle befriedigt zu sein. Klar, ich verführe meine Freundin auch mal in Dessous, aber auch ohne ist es wunderschön. So, nachdem ich ausgeschlossen habe was ich nicht bin, schauen wir mal was ich bin. Also inzwischen unterscheide ich drei verschiedene Ebenen. Einmal die biologische Ebene, die psychische Ebene und die soziale Ebene. Biologisch gesehen bin ich eindeutig männlich, zu mindestens ist mir nichts aufgefallen, was auf Intersexualität hindeutet. Ich bin zwar weder besonders groß noch besonders breit gebaut, übermäßig behaart bin ich auch nicht, aber nur weil ich ein paar weibliche Merkmale habe, lässt das nicht auf Intersexualität schließen. Wenn wir weiter auf der biologischen Ebene bleiben, dann kann man auch sagen, dass ich heterosexuell bin. Ich liebe Frauen und wie gesagt biologisch gesehen bin ich ein Mann. Männer finde ich sexuell nicht anziehend. Von daher könnte man bei meiner Freundin und mir von einem normalen Hetero-Pärchen ausgehen. Auf der psychologischen Ebene sieht es schon anders aus. Da bin ich eindeutig sowohl männlich, als auch weiblich. Ich lege genauso oft weibliches Verhalten, wie männliches an den Tag. Ich weiß nicht, wie ich das genauer beschreiben soll, da ich nicht unzählige Beispiele für männliches oder weibliches Verhalten beschreiben möchte. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich mich zwar als Mann und auch als Frau fühle, aber es wohl ein kleines Übergewicht Richtung weiblich gibt. Auf der psychologischen Ebene sehe ich mich doch eher als lesbisch an. Wie gesagt, ich fühle mich teilweise als Frau und habe Sex mit einer Frau, also bin ich eine Lesbe. Es kommt immer auf die Stimmung an, mal haben wir Sex wie ein Hetero-Paar, mal wie ein Lesben-Paar. Kommen wir nun zur sozialen Ebene und damit der Wahrnehmung von anderen Menschen. Nun erstmal, ich bin nur bei einer Handvoll Menschen geoutet und lebe auch nicht Vollzeit als Frau. Ich gehe auch nur selten als Frau raus, wie gesagt ich bin nicht geoutet und habe durchaus Angst vor Problemen. Angefangen der Entdeckung durch Bekannte bis ihn zu Ärger mit irgendwelchen Idioten, die Leute verprügeln, die anders sind. Also bin ich auf sozialer Ebene männlich. Aber genau das macht mir zu schaffen, ich würde es vorziehen, wenn ich als Frau wahrgenommen würde. So spielen, die diese drei Ebenen eben zusammen. Meine Psyche ist eben eher weiblich als männlich, wobei der männliche Teil durchaus da ist und seine Berechtigung hat. Wie ich bereits sagte habe ich keine Probleme mit meinem Körper. Es stört mich nicht, dass ich biologisch gesehen männlich bin. Mich stören eben nur gewisse männliche Attribute an meinem Körper, wie etwa der Bart, die Haare an den Beinen oder meine Stimme. Es ist eben aufwendig sich immer zu rasieren und Haare zu entfernen. Die Stimme erklärt sich wohl von selbst, man kann noch so weiblich aussehen, aber wenn die Stimme nicht passt, dann fällt man sofort auf. Zuletzt sollte ich noch die Brüste erwähnen. Ich habe keine, aber manchmal würde ich es doch schon toll finden welche zu haben und sei es nur ganz kleine, damit ich überhaupt so was wie ein Dekolté hätte. Ich sollte dazu sagen, dass ich sogar für einen Mann eine sehr flache Brust habe. Das sind die Sachen die mich stören, aber die man beseitigen kann. Bart und Körperhaare kann man weglasern lassen. Die Stimme kann man trainieren, der menschliche Kehlkopf ist sehr flexibel. Na ja, was die was die Brust angeht, da müsste man entweder Hormone oder Implantate nehmen, sonst wird die wohl nicht größer. Im Großen und Ganzen geht es aber darum, mein Erscheinungsbild weiblicher zu machen. Ich habe weibliche Züge und bin auch ein bisschen stolz da drauf, aber es ist aufwendig, die alles ins rechte Licht zu setzen. Ich würde es vorziehen, wenn das alles schneller gehen würde und das Weibliche etwas mehr zur Geltung kommt. Ob ich dann noch als Mann durchgehe steht dann auf einem anderen Blatt. Womit wir wieder bei der sozialen Ebene wären. Da würde ich es ganz klar vorziehen, wenn ich als Frau wahrgenommen werden würde. Oder noch besser als Mann und als Frau, wobei Menschen damit wohl ein kleines Problem haben, dass ich nicht eindeutig zu zuordnen bin. Deswegen lieber sozial Frau und biologisch Mann, als die Leute zu verwirren. Das würde aber bedeuten ich würde zu einem Pseudo-Hermaphroditen oder Scheinzwitter werden. Also Verhalten, Erscheinungsbild und Merkmale des weiblichen Geschlechts, aber vom Geschlecht eher eindeutig männlich. Im Grunde das was jede präoperative Transsexuelle ist. Sie sieht aus wie eine Frau, aber hat einen Penis und Hoden. Deswegen rede ich immer von Transgendern. Gender ist englisch und heißt Geschlecht und zwar genauer soziales Geschlecht, im Gegensatz zu Englisch Sex, das ist das biologische Geschlecht. Ich möchte mein soziales Geschlecht ändern und nicht mein biologisches Geschlecht. Es geht nicht um irgendwelche Hormonbehandlungen oder um irgendwelche OPs oder um irgendwelche Klamotten, sondern um die soziale Wahrnehmung. Alle körperlichen Modifikationen, die ich vornehmen lassen würde, dienen nur dazu mein soziales Geschlecht zu ändern, nicht mein biologisches. Also werde ich niemals was machen, was mein biologisches Geschlecht verändert. Wie gesagt ich könnte wunderbar damit leben, dass ich dann ein Scheinzwitter wäre. Obwohl ich dann wohl Vollzeit als Frau leben müsste. Aber das ist unter anderem davon ab, ob ich echte Brüste hätte oder nicht und in gewisser Weise auch vom ganzen Erscheinungsbild. Ich würde es vorziehen, wenn ich sowohl noch als Mann, als auch als Frau ohne großen Aufwand auftreten könnte. So, dass war es fürs erste, vielleicht muß ich den Text noch überarbeiten. Ich hoffe ich konnte ein paar Fragen beantworten. |
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