Jetzt ist wieder die Zeit, zu der man sein Portemonnaie strenger als sonst bewachen muss: Winterschlussverkauf. "Sale" bei H&M, "Minus 50 %" bei Deichmann oder "Stark reduziert" bei Fussl. Viel zu viele potenzielle Gelegenheiten, um der kaufrauschigen Schwäche zu verfallen. Da setzt einem ein 9,99 Euro-Blazer das Preisschild-Messer an den Hals, um auszudrücken, dass man nie wieder derart günstig in seinen Tragegenuss kommt, Röcke schwingen glockig und verführerisch von der Rabattschild okkupierten Kleidergestange, in der Schuh-Wühlkiste machen knallrote Peetoes auf sich aufmerksam, Schnallen bestückte Stiefel treten einem unvermutet auf die Zehen, enge Long-Pullover beginnen sich an einem anzuschmiegen und die Hand wird fortan immer unzuverlässiger, nicht doch zum Geldtascherl zu greifen.
Auch meine Hand ließ sich vom Gelegenheitskonsum leiten. Na ja, bleibt zu hoffen, dass der Winter nun nicht schlagartig aufhört. Schließlich will man gerade die frisch erworbenen Kleidungsstücke auch ausgiebig ausführen. Wenngleich ich bislang selten mit ein und demselben Ensemble ausgegangen bin. Teilweise vollzieht man/frau und insbesondere trans eine für sich selbst inszenierte Modeschau, auf der die Öffentlichkeit das Publikum mimen soll. Nur zu blöd, dass diesem oft nicht bewusst ist, welch tragende Rolle sie am Rande des Laufstegs innehat. So bleiben diese einfach bloß die normalen Caféhausbesucher, die sie ja im Grunde auch sind.
Mir wäre es mitunter auch lieber, einfach nur zweckmäßig ins Lokal zu gehen. Ich würde mir eine knappe Stunde an Zeit ersparen: Strumpfhose, 3/4-Hose, Bluse anziehen - im Spiegel betrachten - die Farbe der Bluse nicht als passend erachten - Bluse ausziehen, Long-Pulli anziehen - Spiegel-Check machen und darauf kommen, dass man diesen Pullover nicht zu einer Stiefelhose anziehen kann - kurze Hose gegen lange Jeans tauschen - kurz auf den Balkon treten, um dem Nikotin haltigen Laster zu frönen und dabei bemerken, dass es ein überraschend lauer Abend ist und daher dem Reiz eines Rockes nachgeben - Hose aus, Rock an - Farbe der Strumpfhose passt nicht... Dieses Spiel ließe sich stundenlang fortsetzen. Zum Glück reißt einem irgendwann einmal die Hutschnur und man wirft den Großteil der zuvor angestellten Überlegungen über Bord, um sich endlich schminken zu können. Und das muss dann rasch vonstatten gehen, schließlich hat man schon den Großteil der Vorbereitungszeit mit der Kleiderwahl verplempert.
Die Hauruck-Schmink-Folge ist dann aber nicht das größte Problem. Viel mehr sind es die zurück gelassenen Wäscheberge, die quer verstreut in der Wohnung liegen. Der Morgen danach ist demnach von einer unumgänglichen Zusammenleg- und Einsortier-Prozedur geprägt. Ja, und um den Kreis zu schließen: so ein Winterschlussverkauf bedingtes Anwachsen der potenziellen Anzieh-Kandidaten macht die Auswahl des Outfits und das folgende Zusammenräumen bestimmt nicht leichter. |