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Mein Tagebuch |
02.12.2007 | Wieder einmal sitze ich hier und versuche mir zu überlegen, was sich denn alles getan hat seit dem letzten Eintrag. Eigentlich versuche ich hauptsächlich mich zu beschäftigen, denn morgen ist der große Tag - und ich bin nervös. Letzten Mittwoch hatte ich meinen letzten Auftritt als Mann (ich plane keinen weiteren mehr), Donnerstag und Freitag Urlaub (angefüllt mit jeder Menge Erledigungen - Namensänderung, Ohren stechen lassen, Friseur, Fotograf, Standesamt, ...), und morgen gehe ich erstmals als Frau zur Arbeit. Das entsprechende Mail habe ich Freitag in der Früh verschickt (siehe eigenen Text), ein paar Reaktionen habe ich schon - bis jetzt alle positiv. Also kann es ja eigentlich nur schiefgehen, oder? Wünscht mir Glück, haltet mir die Daumen (oder was auch sonst immer) und denkt an mich! Bei Gelegenheit werde ich dann berichten, wie es gelaufen ist ... Bis dahin alles Liebe, Sandra |
12.10.2007 | Es ist viel zu lange her, dass ich hier etwas eingetragen habe, also versuche ich gar nicht, alles nachzuholen. Nur soviel - ich bin jetzt unterwegs. Meine gesamte Familie weiß es inzwischen, meinem Chef habe ich es gestern (Freitag) erzählt, und gerade eben habe ich ein Mail an alle meine Freunde verschickt (siehe eigenen Text). Die Lawine hat sich somit wohl unaufhaltsam in Bewegung gesetzt - mal sehen, was rauskommt. Angst habe ich lustigerweise keine mehr, ich bin nur mehr gespannt bzw. neugierig. Alles Liebe, Sandra |
22.05.2007 | Ich habe den Eindruck, dass jetzt richtig Bewegung in die Sache kommt. Zum Einen habe ich eine neue Interpretation für meinen Zusammenbruch von letzter Woche. Ich glaube, die Ursache waren nicht mehr so sehr die Zweifel, ob mein Weg der richtige sein wird, sondern schon viel mehr die Angst, dass mir mit dem Hinweis auf Stress, Belastung oder sogar Burnout mein Weg zum Frau sein verwehrt werden könnte. Ich hoffe natürlich, dass diese Angst unbegründet ist, aber es ist zumindest einmal ein sehr interessanter neuer Ansatz. Zum Anderen habe ich endlich die Antwort auf eine Frage gefunden, die mir meine Therapeutin in den vergangenen Sitzungen gleich mehrmals gestellt hat: Fühle ich mich eigentlich schon als Frau bzw. was hält mich denn noch davon ab? Bis vor kurzem habe ich das nicht richtig beantworten können, aber nach gründlicher Überlegung (die zu ausführlich für dieses Tagebuch ist) bin ich jetzt zu dem Schluss gekommen, dass ich eigentlich innerlich schon längst eine Frau bin. Ich habe also endlich die Seiten gewechselt, ich bin Sandra Désirée. Wow, fühlt sich gut an :-))) Dazu passend habe ich gestern ein neues Outfit erhalten, mit dem ich mich vielleicht tatsächlich einmal auf die Straße trauen kann. Ja, es ist vom Versand, weil persönlich einkaufen schaffe ich noch nicht so gut, aber es ist einfach, dezent, geradezu unauffällig - und passende Schuhe habe ich auch ;-) Ach ja, und die Barthaare gehen auch langsam aus. Zwar noch nicht überall, und im Moment noch nicht flächendeckend, aber trotzdem ist es ein tolles Gefühl! Ich muss zugeben, die Ungeduld wird größer ... |
18.05.2007 | Gestern Abend hat mich wieder einmal das heulende Elend gepackt. Auslöser war wohl die Therapie am Vortag, in der ich das Gefühl hatte, dass die Therapeutin mich bzw. meine Transsexualität in Frage stellt. Das kommt vor, muss vermutlich so sein, war wahrscheinlich nur als Provokation gedacht, aber es hat dann den ganzen Tag lang weiter gearbeitet und letztlich wieder die Zweifel gebracht. Ich habe mich gefragt, ob meine Depression in den letzten Jahren nicht vielleicht doch (nur) auf ein Burnout zurückzuführen ist, bzw. ob mich dieses dann als Sandra erst recht wieder einholt. Es gibt nämlich nichts Dümmeres als sich in eine Geschlechtsumwandlung zu flüchten, nur um dann als Frau mit den selben Problemen (und ein paar zusätzlichen) wieder konfrontiert zu werden. Andererseits bilde ich mir ja nicht einfach nur ein, eine Frau sein zu wollen - das ist Realität, und zwar schon sehr lange. Und ich war (und bin noch) furchtbar unglücklich, dass ich das nicht bin. Das reicht eigentlich für eine ausgewachsene Depression, oder? Na jedenfalls ging das dann so lange hin und her, bis wieder einmal die Dämme die Flut nicht mehr halten konnten. Es war eine Menge Zuspruch von meiner Liebsten (und ein gutes Stück Schokolade) nötig, um mich wieder halbwegs hinzukriegen. Interessanterweise war am Ende die Gewissheit, mir das nicht alles nur eingebildet zu haben, am tröstlichsten. Wie eigenartig ... |
11.05.2007 | Heute habe ich meine erste Sitzung zur Bartepilation mittels Laser gehabt. Alle, die das ebenfalls schon durchgemacht haben, werden es wissen - ja, es hat weh getan. Ich meine, es war auszuhalten, aber viel mehr hätte es nicht sein müssen. Aber wenigstens ist es schnell gegangen. Zu Hause angekommen habe ich dann den "Schaden" besichtigt. Überraschenderweise sind etliche Haare jetzt schon samt Wurzel herausgekommen, aber beim großen Rest tut sich natürlich noch nichts. Dafür bin ich ordentlich rot, und auf der einen Seite sehe ich aus, als hätte ich mit einer (zu) großen Katze intime Bekanntschaft gemacht. Für Montag werde ich also eine gute Ausrede brauchen, weil das wird sicher noch sichtbar sein :-( Für die nächste Sitzung muss ich mir den Zeitplan besser überlegen, vielleicht mache ich es am Tage vor Urlaubsantritt, mal sehen. Im Moment bin ich aber sehr neugierig, was sich in den nächsten Wochen tun wird ... |
29.04.2007 | Mein Wunsch, als Frau zu leben, einfach Frau zu sein, ist in den letzten Tagen immer konkreter geworden. Tatsächlich habe ich ihn lt. meiner Therapeutin bei unserer letzten Sitzung zum ersten Mal wirklich ausgesprochen. Kann ich zwar fast nicht glauben, aber sie wird schon recht haben. Aber eigentlich habe ich selbst das Gefühl, dass ich innerlich die Grenze bereits überschritten habe. Ich fühle mich heute schon viel mehr als Frau denn als Mann, wobei ich vor allem von letzterem sage kann, das bin ich einfach nicht mehr. Zum Frau Sein fehlt mir wahrscheinlich noch einiges, aber ich denke, dass ich mich auf dem Weg befinde. Sandra ist für mich auch kein Pseudonym mehr, sondern einfach mein richtiger Name, und wenn ich irgendwo "Frau Sandra P." sehe, dann freue ich mich, weil das bin ich. Der alte Name wird zwar nie in Vergessenheit geraten (ich kann und werde meine Vergangenheit nicht ausradieren), aber er wird schrittweise in den Hintergrund rücken und irgendwann werde ich ihn hoffentlich hinter mir lassen. Trotzdem habe ich nicht vor, die Dinge zu überstürzen, auch wenn an manchen Tagen die Ungeduld heftig an mir nagt. Wir haben im Sommer einiges vor, und bis dahin werden die Kinder nichts erfahren. Danach möchte ich endlich anfangen, als Frau aus dem Haus zu gehen, um einfach Übung und (hoffentlich) mit der Zeit auch Selbstsicherheit zu gewinnen. Da unsere Töchter (mit 11 und 14) aber abends noch nicht so oft aus dem Haus sind ;-) wird es sich nicht vermeiden lassen, dass wir ihnen dann einiges erklären müssen. Das wiederum wird möglicherweise das eine oder andere Outing in der Familie nach sich ziehen, da wir die Kinder nicht zu Geheimnisträgern machen können (hatte ich nicht vor, aber die Therapeutin hat auch deutlich davon abgeraten). Umgekehrt hätte es den Vorteil, dass ich dann zu Hause vielleicht auch schon mehr Zeit en femme verbringen könnte. Und danach werden wir weitersehen ... In der Zwischenzeit werde ich mich mit Bartepilierung (falls das vor dem Sommer noch geht), Stimmtraining (suche noch eine Logopädin) und Ähnlichem befassen, und natürlich schauen, dass ich in der Therapie weiterkomme. Es ist nicht so, dass ich plötzlich keine Angst mehr vor dem hätte, was da vor mir liegt, aber ich bin mir inzwischen auch ziemlich sicher, dass ich es zumindest ernsthaft versuchen muss. Andernfalls werde ich wahrscheinlich nie zur Ruhe kommen, und das würde mich über kurz oder lang zerstören. Also muss frau all ihren Mut zusammenraffen und hoch erhobenen Hauptes voranschreiten. Oder, wie es meine Therapeutin ausgedrückt hat, mein Stolz kann mir genommen werden, aber meine Würde nicht. Für die bin nur ich selbst verantwortlich! |
22.04.2007 | Inzwischen liegen ein paar Tage intensiven Nachdenkens über die Ergebnisse und Folgen meiner letzten Therapie hinter mir, und zumindest das ständige Gefühl, einen großen Stein im Magen zu haben, hat sich etwas verflüchtigt. Ich kann es aber jederzeit wieder herbeirufen, z.B. wenn mir meine Mutter mitteilt, dass sie nächstes Jahr anlässlich ihres anstehenden runden Geburtstags ein großes Fest mit sehr vielen Gästen plant, und ich mir vorstelle, wie ich dort als Frau ... (ich glaube, mir wird gleich schlecht). Ok, wie gesagt, zum Glück ist das nicht (mehr) ständig so, und ich habe mich ja noch gar nicht entschieden; wer weiß, ob ich das wirklich zusammenbringe. Außerdem ist bis Herbst noch etwas Zeit, und es ist ja auch nicht gesagt, dass ich dann schon beginne. (Um Weihnachten wäre doch auch ein schöner Termin, da würde es sich wenigstens richtig auszahlen ;-)). Aber Spaß beiseite, die Therapeutin hat mich auch gewarnt, wenn ich mich mir innerlich einmal klar geworden wäre, was ich will, würde die Ungeduld wahrscheinlich sehr schnell größer werden. Und es ist tatsächlich so, dass ich spüre, wie die Welle immer mehr anschwillt, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis weitere Dämme brechen. Sieht also so aus, als hätten wir "interessante Zeiten" vor uns. |
19.04.2007 | Vor drei Wochen habe ich noch geschrieben, wie sehr mir die Therapie hilft, und wie es mir nachher immer besser geht. Gestern hatte ich wieder eine Stunde, und weil es mir diesmal offenbar zu gut ging, hat sie mich einfach ins Becken gestoßen. Wir haben meine zukünftigen Möglichkeiten aussortiert, und es ist eigentlich nicht viel übrig geblieben. Entweder ich tue es, dann aber ganz, oder ich lasse es bleiben, weil ich es nicht kann bzw. mich nicht traue. Eines ist mir inzwischen nämlich klar geworden - ich will es tun, mit allem was dazu gehört. Genau genommen war das allen anderen, mit denen ich darüber geredet habe, schon länger klar (passiert mir übrigens öfter), und ich war wohl die einzige, die zuletzt noch den Konjunktiv verwendet hat. Aber gestern hat die Therapeutin mich ziemlich gut erwischt, jedenfalls habe ich wahrscheinlich schon dreimal gesagt "ich will es", bevor ich es selbst bemerkt habe. Und es stimmt, ich will es wirklich. Als sie dann gegen Ende von einem möglichen Beginn des Alltagstests im Herbst gesprochen hat, habe ich endgültig die Panik in mir hochsteigen gespürt. Seither habe ich einen großen Knoten, wo sonst mein Magen ist ... |
08.04.2007 | Was für ein Wochenende! Nachdem wir dank der Organisationskunst meiner genialen Partnerin die Kinder über Ostern abgeschoben (d.h. bei Verwandten untergebracht) haben, habe ich jetzt fast ein ganzes Wochenende als Sandra gehabt. Zunächst waren wir Samstag einkaufen (etliche Stunden echt mörderisches Power-Shopping) und sind mit reicher Beute nach Hause gekommen. Dann konnte ich einmal einen ganzen Abend lang nach Herzenslust experimentieren, nicht erst gegen Mitternacht und in ständiger Sorge, dass doch noch ein Kind aufsteht. Heute Abend noch einmal das Ganze, einfach ein Traum. Liebste Sabine, ich danke dir vielmals {{}}. Um wirklich mit mir zufrieden sein zu können, müssen allerdings noch ein paar Kilos purzeln, und ich muss endlich lernen, mich auch halbwegs dezent zu schminken. Das ist tatsächlich schwerer, als es aussieht ;-) Deshalb muss ich mich auch weiter in Geduld üben und meinen Fahrplan einhalten, der mich hoffentlich bis Herbst soweit bringt, dass ich mir zutraue, dass Haus en femme zu verlassen. Und bis dahin habe ich dann vielleicht auch ein paar Fotos, die ich hier veröffentlichen kann ... PS: Habe mir heute nach dem Laufen ein kleines Schoko-Osterei gegönnt. Es war unglaublich!!! Ich glaube, langsam verstehe ich, warum frau die Finger nicht von dem Zeug lassen kann ;-) |
31.03.2007 | Die Therapie hat ja doch ihren Zweck. Eigentlich bin ich nach meiner letzten Stunde nur etwas aufgemuntert nach Hause gegangen, aber offenbar hat das Besprochene danach noch weiter gewirkt. Jedenfalls habe ich wenige Stunden später endlich aufgehört, mich mit der wahrscheinlich ohnehin nicht beantwortbaren Frage nach dem Warum zu quälen. Außerdem habe ich das Puzzlestück gefunden (siehe weiter unten), das mir in meinem (Selbst-)Bild noch gefehlt hat, und plötzlich hat sich alles zusammengefügt. Ich bin also transsexuell. Schön. Ich akzeptiere das jetzt auch, und ich habe keine Angst mehr davor. Eigentlich bin ich sogar richtig froh und glücklich, weil ich das erste Mal das Gefühl habe zu verstehen, was all die Jahre mit mir los war. Der Druck ist weg, ich lebe wieder auf, und jetzt kann ich mir auch wieder die Zeit geben, die ich und meine Lieben brauchen werden, um damit umzugehen zu lernen. Mal sehen, wohin mich das noch führen wird, aber im Moment bin ich sicher, dass es irgendwie gut werden wird :-)) Was den Ausschlag gegeben hat? Nun, in der letzten Zeit hat sich meine körperliche Wahrnehmung, die Art und Weise, wie und vor allem auch wo ich meinen Körper spüre und was ich dabei empfinde, stark geändert. Als mir durch die Therapie bewusst geworden ist, dass ich selbst hinter diesen Veränderungen stecke, dass also mein Wille zur Weiblichkeit wirklich stark sein muss, habe ich es verstanden. Übrigens hat sich dieser Prozess, der wohl schon seit einiger Zeit im Gange ist, seitdem rasant beschleunigt. Die Details in diesem Tagebuch genau zu beschreiben ist mir letztlich doch zu intim, aber sagen wir einmal so: in gewissen Situationen ist definitiv keine Spur von männlichem Empfinden mehr vorhanden ;-). Das hat natürlich auch Folgen. Bis jetzt habe ich mich noch nie wirklich mit der Operation auseinander gesetzt. Ich habe zwar gedacht, wenn ich tatsächlich eines Tages den Wechsel vornehmen sollte, müsste ich mir diese Option auch gründlich überlegen, aber berührt hat es mich nicht. Auf keinen Fall habe ich den Wunsch gespürt, mich operieren zu lassen. Und genau das könnte sich gerade ändern. Ich kann nicht sagen, dass es schon so weit ist, aber ich verstehe inzwischen, wieso dieser Wunsch entstehen kann und vielleicht auch bei mir entstehen wird. Es scheint, als würden in der Büchse der Pandora noch einige Überraschungen auf mich warten ... |
27.03.2007 | "What goes up, must come down" - Altbewährt und (leider) immer wieder richtig. So lange hat es diesmal gar nicht gedauert, bis ich wieder auf dem Boden aufgeschlagen bin. Nachdem mir meine liebe Freundin Linda heute offen in Gesicht gesagt hat, ich wüsste wohl schon längst, wo es lang ginge, hat meine Partnerin am Abend noch eins draufgesetzt und das ausgesprochen, was ich seit letzter Woche ohnehin selbst vermute: Das Kind hat also einen Namen, und es ist - transsexuell. Scheiße! Das Eigenartige daran ist ja nicht die Feststellung an sich (hat sich ja wie gesagt schon angekündigt), sondern wie sehr mir das heute Abend zu schaffen macht. Das hat mich wirklich unvorbereitet erwischt. Wieso müssen solche Erkenntnisse immer so weh tun? Ist das irgendeine verquere Form von höherer Gerechtigkeit oder einfach nur Sadismus? Ja, ich weiß, ich bin wehleidig, jammere herum und zerfließe im Selbstmitleid. Aber irgendwie muss ich meinen Frust loswerden, und Schokolade gibt´s aus Figurgründen zur Zeit keine. Also musst du, liebe Leserin (oder gibt´s hier auch Männer?), das heute ausbaden. Tut mir leid! Trotzdem oder gerade deswegen alles Liebe, Sandra |
25.03.2007 | Es macht mir mehr und mehr Spaß, die Leute zu irritieren. Das zeigt mir einerseits, dass ich gerade ein paar (kleinere) Ängste überwinde und an Selbstsicherheit gewinne, andererseits muss ich in den letzten Jahren wirklich ein ziemliches Arschloch gewesen sein. Jedenfalls erregt mein offeneres und freundlicheres Verhalten, mein verändertes Äußeres (Gewicht!) und die Tatsache, dass ich Schwarz als ausschließliche Kleidungsfarbe aufgegeben habe und nettere Farben trage (Hellblau steht mir angeblich sehr gut, passt zu meinen Augen), ganz schön Aufmerksamkeit. Nachdem ich heute früher von einem Familientreffen weg musste, wurde meine Liebste gleich eingehend befragt, was den mit mir los wäre. Sie hat natürlich abgeblockt und nur vage von einer Veränderung gesprochen, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Gerüchte mir eine Geliebte anhängen. Wenn die wüssten ... ;-)) |
24.03.2007 | Heute waren wir wieder Kleidung einkaufen, diesmal habe ich es ohne Zusammenbruch danach überstanden. Allerdings habe ich mir auch gleich am Anfang ein schönes Top gekauft, das hat meine Stimmung sehr gehoben. Zugegebenermaßen hat meine Partnerin geholfen, aber wir hatten auch unsere ältere Tochter mit, die nichts mitbekommen sollte. Trotzdem traue ich mir inzwischen zu, solche Stücke auch alleine zu kaufen. Außerdem muss ich mir merken, dass die Garderoben beim H&M in der unteren Mariahilfer Str. (gegenüber P&C) für einen gemeinsamen Einkauf perfekt sind - sehr geräumig und die Türen bieten guten Sichtschutz auch unten. |
20.03.2007 | Mit der Zeit gewöhnt man sich scheint´s an alles, selbst an das Auf und Ab. Die letzten Tage habe ich mich doch etwas stabiler gefühlt, obwohl ich auch weiterhin praktisch die ganze Zeit daran denken muss. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass meine Ängste und Befürchtungen geringer geworden wären, aber vielleicht habe ich einfach keine Kraft mehr für einen ständigen emotionalen Ausnahmezustand. Ist vielleicht ein natürlicher Schutzmechanismus oder so? Andererseits muss ich sagen, dass mir das Laufen wirklich hilft. Neben den positiven Aspekten für meinen Körper ist es für mich wie eine Art Meditation, bei der ich in Ruhe über alles nachdenken kann, gleichzeitig aber durch die körperliche Anstrengung und die gleichförmige und beruhigende Bewegung vor schnellem Durchdrehen geschützt bin. Ich habe das früher schon einmal gewusst, aber scheinbar über die Jahre vergessen ... Beim Nachdenken habe ich auch ein paar wichtige Dinge erkannt, nicht alle davon positiv. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass ich bei aller Unterstützung durch meine Partnerin und (hoffentlich) auch andere Personen irgendwann alleine entscheiden werde müssen, welchen Weg ich gehen werde. Das klingt zwar völlig logisch, eigentlich ziemlich banal, aber trotzdem habe ich mich offenbar lange an die Vorstellung geklammert, dass (durch Therapie oder sonst was) die Lösung eines Tages einfach so auftaucht. Na ja, das wird´s wohl nicht spielen. Ein wichtiges Ereignis in der letzten Woche war übrigens auch, dass ich eine gute Freundin eingeweiht habe. Sie hat zwar bereits vieles von meiner Vorgeschichte gekannt, und war eigentlich gar nicht überrascht, außer von der Tatsache, dass ich mich jetzt endlich doch meinen Dämonen gestellt habe. Jedenfalls hat sie mir ihre volle Unterstützung versprochen, und das hat mir sehr gut getan. [Falls du das liest, danke!] Zu guter Letzt sollte ich wohl noch erwähnen, dass ich am Donnerstag meine erste Therapiestunde habe. Ich bin zwar schon ziemlich nervös, aber gleichzeitig auch gespannt und neugierig. Mal sehen, was sich daraus ergeben wird ;-) In diesem Sinne alles Liebe für alle, die (zufällig oder gewollt) dieses Tagebuch lesen! Sandra |
12.03.2007 | Eine Woche in der Hochschaubahn, so könnte der Titel für die letzten 7 Tage sein. Nach neuerlicher Panikattacke am Dienstag und emotionalem Absturz am Mittwoch (untertags im Büro zum Heulen angefangen, zum Glück konnte ich mich in ein leer stehendes Zimmer retten) war ich schon soweit, meine definitive Transsexualität zu akzeptieren. Donnerstag habe ich dann endlich Linda getroffen, und unser Gespräch, bei dem auch meine Partnerin dabei war, hat mir sehr geholfen (Danke nochmal!). Daraufhin ging es mir am Freitag wieder so gut, dass schon Gedanken aufgekommen sind, dass es doch gar nicht so schlimm wäre, und dass ich mir das alles ja nur einbilden würde. Das Unterbewusstsein ist ein Hund, wirklich. Postwendend hat mir Samstag dann eine fette Depression beschert. Wir waren einkaufen, weil ich inzwischen so viel abgenommen habe, dass ich etliches neues Gewand brauche. Also dem Feind mutig ins Auge geblickt und ab in die Männerabteilung, wo ich auf einmal mehr Stücke gekauft habe als in den letzten zwei Jahren zusammen. Der Kampf gegen die Versuchung, einfach in die andere Abteilung zu gehen, und die Enttäuschung, dass ich danach auch noch zu feig war, wenigstens ein Stück für mich (als Trostpflaster) zu kaufen, haben mich aber so mitgenommen, dass ich mit zitternden Knien aus dem Geschäft gekommen bin. Danach wurde meine Stimmung immer mieser, später am Abend habe ich auch noch eine schlechte Nachricht aus meiner weiteren Familie erhalten (ja, sowas gibt´s auch), und nachdem meine Liebste erschöpft im Tiefschlaf versunken war habe ich mich im Morgengrauen alleine in den Schlaf geweint (kommt das eigentlich nur mir so vor, oder heule ich in letzter Zeit ständig?). Aber, wie es in der Hochschaubahn halt so ist, nach dem Absturz geht es meist schnell wieder bergauf. Heute waren wir zum ersten Mal seit Jahren laufen, und auf die Endorphine ist ja doch immer noch Verlass! Jedenfalls geht es mir jetzt wieder viel besser (sonst würde ich nicht hier sitzen und diesen Text schreiben). Ach übrigens, ich habe - zunächst per E-Mail - Kontakt zu einer Therapeutin aufgenommen; am Mittwoch rufe ich sie an, um einen Termin zu vereinbaren. Mal sehen, was dabei rauskommt ... |
05.03.2007 | Nach dem Wochenende geht es jetzt wieder besser, so ein gemeinsamer und intensiver Samstagabend hilft doch manchmal sehr. Die bleibende Erkenntnis ist aber, dass ich mich auch mit der Möglichkeit eines vollständigen Wechsels (inkl. OP) auseinander setzen muss. Diese Variante habe ich bis jetzt weder mir selbst noch meiner Partnerin wirklich eingestehen wollen. Aber ich sollte es eigentlich inzwischen besser wissen, was passiert, wenn ich mich selbst belüge ... Der nächste große Schritt wird also Therapie heißen. Ich möchte mir gerne noch etwas Zeit geben, weil sich bestimmte Umstände (die ich schon früher beschrieben habe) nicht so schnell ändern lassen, obwohl ich intensiv daran arbeite und gute Fortschritte mache. Körperlich fühle ich mich so wohl wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Trotzdem ist dieses Abwarten vielleicht auch eine etwas weniger direkte Art von Selbstbetrug, weil ich auf diese Weise einen Teil meiner Vergangenheit verbergen will. Und das sollte ich eigentlich nicht tun, siehe oben ... Also werde ich es mir überlegen - nein, ich nehme mir hiermit fest vor, noch in diesem Monat den ersten Kontakt herzustellen. Eine erste Adresse habe ich dank einer lieben Freundin ja schon ;-) |
03.03.2007 | Gestern habe ich einen Tiefpunkt erreicht. Mein Selbstbild wird immer weiblicher; ich bin ständig versucht, meine Verhaltensweisen mehr und mehr ins Feminine zu verschieben. Gestern Nachmittag habe ich dann im Büro versucht, meine Sprechweise zu verändern. Zuerst war es schwierig, aber dann habe ich mich auf mein inneres Selbst besonnen, und plötzlich war es ganz einfach. VIEL ZU EINFACH!!! Das Ergebnis war eine Panikattacke am Heimweg, ich hätte mich am liebsten irgendwo verkrochen und losgeheult. Wirklich geheult habe ich später am Abend, zusammen mit meiner Frau. Der Gedanke, sie zu verlieren, war dann endgültig zu viel für mich. Und ihr ist es wohl nicht besser gegangen. Ich glaube, ich verliere die Kontrolle. Ich muss mir dringend eine Therapeutin suchen ... |
01.02.2007 | Es ist jetzt ca. ein Monat seit meinem "Coming Out" vergangen, Zeit also, eine erste Bilanz zu ziehen. Es hat sich bereits einiges verändert, auch wenn rein äußerlich vielleicht (noch) nicht viel passiert ist. Die ungeheure Erleichterung nach dem Durchbruch, das Verständnis und die rückhaltlose Unterstützung durch meine Frau haben anfangs eine Euphorie ausgelöst, die alles für möglich scheinen ließ und mögliche Probleme kaum wahrnehmen wollte. In der Zwischenzeit ist das (zum Glück) wieder etwas abgeflaut, etwas mehr Realismus ist jetzt angesagt. Trotzdem fühle ich mich so gut wie seit sehr vielen Jahren nicht. Ich bin viel ausgeglichener und fröhlicher; offener im Umgang mit anderen; lebe meine Emotionen aus statt sie zu unterdrücken. Diese mit der inneren Akzeptanz meiner femininen Seite verbundene Änderung strahlt also auch nach außen, meine Wirkung auf mein Umfeld hat sich sicher schon geändert (meine Frau mag es jedenfalls sehr!). Parallel dazu habe ich begonnen, Ballast aus meinem Leben zu entfernen - und zwar in jeder Hinsicht. Ich nehme endlich ab, nachdem ich es erstmals seit Jahren geschafft habe, mich auf eine Waage zu stellen. Ok, das war kein so tolles Erlebnis (fragt nicht!), aber es ist jetzt Schluss mit den Selbstlügen, es muss einfach sein. Außerdem habe ich ja endlich ein lohnendes Ziel vor Augen ;-) Wir haben auch schon in einigen Bereichen unserer Wohnung gründlich ausgemistet. Da ich jetzt wieder die Energie habe, Dinge anzupacken, waren die Mengen, die da Richtung Mistplatz bzw. Flohmarkt abtransportiert wurden, eigentlich erschreckend. Da hatte sich ja doch schon einiges angesammelt. Der Lohn der Mühe übrigens: ich habe jetzt einen eigenen Kasten für meine Kleider!!! Wie es weitergeht, dass weiß ich allerdings noch lange nicht. Ich freue mich auf die Zeit, wo ich anziehen kann, was mir gefällt (und hoffe, dass ich mir dann auch gefalle). Gleichzeitig habe ich Angst, dass ich damit nicht zufrieden bin, dass ich immer weiter gehen muss, bis zur ultimativen Frage. Ich glaube eigentlich nicht, dass ich wirklich dorthin will, aber ich spüre den Sog, wenn ich in der Arbeit gut gekleidete Frauen in Besprechungen sehe und mich frage, ob ich auch eines Tages so dort sitzen werde (können/wollen) ... Zumindest wird es bis dahin noch eine Zeit lang dauern. Im Moment habe ich andere Prioritäten, aber ich hoffe, dass ich in ein paar Monaten soweit bin, dass ich mich hinaus traue. Bis dahin werde ich versuchen, sporadisch dieses Tagebuch mit Einträgen zu ergänzen. Alles Liebe, Sandra |
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