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Mein Outing-Prozess |
Hier steht eine Zusammenfassung über die Schritte meines Outings bei verschiedenen Personen:
14.5.2006: Meine 1. Schwester Ich hatte heute ein Gespräch mit meiner Schwester und irgendwie hat es sich anerboten ihr einiges über mich zu erzählen was ich eigentlich zuerst gar nicht wollte. Ausserdem habe ich ihr Bilder von Stephanie gezeigt. Sie hat es super aufgenommen und verständnisvoll reagiert. Obwohl es ein etwas komisches Gefühl ist bin ich überzeugt dass es richtig war ihr mein Innerstes zu offenbaren. Vielen Dank, meine liebe Schwester, dass du so aufgeschlossen, tolerant und verständnisvoll bist. Es ist ein sehr beruhigendes Gefühl für mich. 27.12.2006: Ein Kollege aus der Schulzeit Dies ist jemand mit dem ich mich gut verstanden habe in meiner Pupertätszeit. Leider haben wir uns danach etwas aus den Augen verloren, nicht zuletzt weil er jetzt in Californien lebt (und grad dabei ist seine eigene Firma zu gründen). Jedoch kommt er oft um die Weihnachtszeit in die Schweiz und dann gehen wir manchmal aus miteinander. So auch dieses Jahr. Ich war schon gespannt auf seine Reaktionen über meine Veränderung. Es war ein sehr guter Abend. Er hat von sich aus von besseren Gesetzen über Minderheiten geredet, wie es sie in Californien gibt und auch hierzulande nötig wären. Das hat mich neugierig gemacht und ich hab Andeutungen gemacht dass mir das auch was bringen würde. Er wiederum ist auch hellhörig geworden und hat sich mir insofern geoutet, dass er Bi-Sexuell sei. Das war für mich der Ausschlag ihm alles zu erzählen. Es war einfach unglaublich wie gut er sich mit der Thematik auskannte und wie normal das alles für Ihn war. So kam es, dass wir ein paar Tage darauf zusammen mit meiner Freundin und einer amerikanischen Kollegin von Ihm (welche zufälligerweise auf der Durchreise war) in Zürich ausgingen. Ich zum erstenmal gestyled mit einer Person die ich schon von Kindheit her kannte. Es war wunderschön. Ich habe in ihm eine alte Freundschaft wiedergefunden die nicht zuletzt dadurch wieder sehr eng geworden ist, dass wir eben beide nicht einem Durchschnittsmenschen entsprechen. Wir telephonieren oder chatten seither viel öfter als vorher und es ist ihm wichtig dass ich meinen Weg gehen kann und wird mich darin unterstützen. 9.3.2007: Meine 2. Schwester und ihr Freund Ich habe noch eine 2. Schwester und es war mir schon lange ein Anliegen, dass sie auch über mich Bescheid weiss. Da sie einen Freund hat der - wie ich fälschlicherweise meinte, und das tut mir leid! - diesem Thema vielleicht nicht so Verständnisvoll begegnen kann, habe ich ein Outing bei ihr bis jetzt zu verhindern versucht. Ausserdem gab es die Gelegenheit auch nie so ganz. Doch an diesem Abend als ich bei Ihr war und wir zusammen gekocht und gegessen haben hat sie mich mit Fragen zu löchern begonnen, weil Ihr meine Veränderung nun doch langsam sehr aufgefallen ist. Ich konnte den Fragen nicht mehr ausweichen und bin einfach in Tränen ausgebrochen und hab ihr meine Gefühle offenbart. Es war auch bei ihr ähnlich wie bei meiner anderen Schwester. Totales Verständnis und Anteilnahme für meine Situation kam mir entgegen. Und dann hat sie etwas sehr schönes gesagt: "Weisst du, ich habe vermutlich deshalb kein Problem damit, weil ich dich noch nie als einen Bruder sehen konnte. Wir haben früher immer miteinander gespielt und du warst immer schon total anders als Brüder von Kolleginnen von mir." Natürlich war es dann so, dass auch ihr Freund kurz darauf - in meiner Abwesenheit - eingeweiht wurde. Anstatt Unverständnis seinerseits hat er aber anscheinend mit grosser Anteilnahme und sogar Mitleid (dass ich im falschen Körper leben müsse) reagiert. Ich danke euch beiden dafür, dass ihr meine Situation versteht! 7.4.2007: Ein befreundetes Paar Ein Essen mit anschliessendem Kinobesuch zusammen mit einem Kollegen-Päärchen stand heute auf dem Programm. Auch sie - wie wohl mitlerweile alle - haben meine starke Veränderung mitbekommen. Nur sprechen sie dies eben offen aus und zwar mit Interesse und nicht mit Kritik. So kam es, dass wir offen darüber zu reden begannen, was darin endete, dass ich Ihnen mein Gefühle erklärte. Und wieder war es das beste was ich tun konnte - es zu sagen anstatt es zu verschweigen. Obwohl sie mit dem Thema nicht vertraut waren haben sie absolut positiv reagiert und mich verstanden. Es sei sogar für sie besser jetzt da sie wüssten worum es ginge, denn sie seien vorher etwas verunsichert gewesen, was wohl mit mir genau los sei. Uns wurde sogar angeboten bald mal zu Besuch zu kommen, wo ich dann so kommen solle, wie ich mich am wohlsten fühle. Ich/wir habe(n) in Ihnen eine gute Stütze gefunden. Es sind Leute denen der Mensch wichtig ist und das es ihm gut geht. Ich bin überglücklich! 11.4.2007: Eine Kollegin meiner Freundin Da eine Kollegin meiner Freundin mit ihrem Mann bald zu uns auf Besuch kommt und um komischen Situationen auszuweichen, da diese mich schon lange nicht mehr gesehen hatten, hat sie sich mit ihr getroffen und mich bei ihr geoutet. Sie war sehr verständnisvoll und hat es ohne Probleme aufgenommen. Am Abend hat diese es ihrem Mann erklärt und auch für ihn ist es anscheinend problemlos. Ich freu mich also auf einen Abend ohne Geheimnise. 25.4.2007: Eine Arbeitskollegin meiner Freundin Meine Freundin hat es einer Kollegin erzählt, welche mich bald mal sehen wird. Um zu erklären dass ich etwas anders bin als sie vielleicht erwartet, hat sie es ihr schlussendlich genauer erklärt. ;-) Sie hat es irgendwie zur Kenntnis genommen und es sieht so aus als sei es ihr irgendwie egal, was gut ist. 26.4.2007: Erste Person an der Arbeitsstelle Heute hab ich irgendwie gespürt: Der Tag ist gekommen diese Person über mich aufzuklären. Ich vertraue diesem männlichen Kollegen sehr und weiss, dass er sehr aufgeschlossen denkt. So hab ich ihn nach der Arbeit zu einem Drink eingeladen und ganz vorsichtig zu erklären begonnen was ich für ein Problem habe. Mein Gespür darüber wem ich es erzählen kann hat sich glücklicherweise wiedermal als richtig erwiesen. Mir kamen zwar wiederum Tränen dabei, aber wir haben noch lange sehr offen darüber diskutiert und er hat mir seinen Beistand zugesichert. 15./17.5.2007: Meine Eltern Ein Gespräch auf dessen richtigen Zeitpunkt ich lange gewartet habe und welches ich ebenso gefürchtet als auch ersehnt hatte, fand an diesem Tag mit meiner Mutter statt. Sie machte sich Sorgen ich hätte etwas schlimmes zu berichten und war am Schluss sichtlich froh und sagte sogar, es sei doch ok, jetzt hätten sie doch eine Tochter mehr. Im Gegensatz dazu meinte mein Vater zwei Tage später, er habe einen Sohn verloren. :-( Jedoch haben beide genau das Richtige getan und haben im Bekannten- sowie Verwandtenkreis offen darüber kommuniziert. Dies hat auch ihnen wohl sehr geholfen und sie haben gemerkt wie viel Rückhalt es gibt und wieviel Verständnis die Leute ihnen schenkten. Heute fühle ich, dass meine Eltern 100% hinter mir stehen. Für mich ist die Beziehung zu ihnen eindeutig besser und herzlicher geworden als sie es vor ein paar Jahren noch war. Ich han eu gärn!!! ...bis Februar 2008 In der Silvesternacht auf 2007 habe ich mir gesagt: "Dies wird das Jahr in dem die Welt erfährt wie ich wirklich bin". Und es war definitiv so. Gegen Ende Jahr ging es nicht mehr darum etwas zu offenbaren wenn ich lange nicht gesehene Bekannte traf (da es mittlerweilen ziemlich offensichtlich war), aber ich habe immer sehr offen meine Situation erklärt wenn es zur Sprache kam. Zudem hatte ich noch einige abgemachte Treffen mit Bekannten, welche ich per Email vorinformiert hatte. Alle Gespräche waren intensiv und interessant. Ich möchte hiermit allen anderen Betroffenen Mut machen, denn ich habe während meines Outing-Prozesses keinerlei negative Erfahrungen gemacht. Viele haben mich sogar positiv unterstützt und mir z.T. gratuliert dafür, dass ich es geschafft habe mit mir ins Reine zu kommen. Ab jetzt betrachte ich mein Outing als abgeschlossen und bin sehr erleichtert über dessen Ausgang und vor allem darüber ohne Versteckspiel durchs Leben gehen zu können. Ich bin glücklich über das Umfeld in dem ich leben darf! |
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