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Liebesgedichte |
Friedrich Rückert
Eins, nur eines möcht ich wissen, Ob es gibt kein Band so fest, Womit Liebe, die zerissen, Wieder sich verbinden läßt. Und noch eines möcht ich wissen, wie der Liebe Band so fest, Daß es, wenn es schon zerrissen, Doch das Herz noch frei nicht läßt. Ein Paradies, ein verlornes, liegt rückwärts in der Vergangenheit, Und ein wiedergeborenes Liegt vorwärts in der Zukunft weit. Immer rückwärts nach jenem blickt Und Blicke vorwärts nach diesem schickt Wehmut und Sehnsucht, dein Wegegeleit, O Herz, durch die Spanne der öden Zeit. Am Tage kann ich zügeln meine Schritte, Mich nicht zu tragen mehr zu deiner Hütte; Nachts kann ich es dem Traume nicht verwehren, Noch oft daselbst, wie vormals, einzukehren. Am Tage kann ich wenden meine Blicke, Daß sie kein neuer Blick von dir bestricke, Nachts kann ich so nicht die Gedanken zwingen, Daß sie dein Bild mir nicht vor Augen bringen. Nachts kann ich nicht gebieten diesen Trieben, Die eigenwillig fahren fort zu lieben; Allein am Tage soll mein Geist sich fassen, Dich zu vergessen, ach, und dich zu lassen. Hermann Hesse OHNE DICH Mein Kissen schaut mich an zur Nacht Leer wie ein Totenstein;so bitter hatt ich´s nie gedacht Allein zu sein Und nicht in deinem Haar gebettet sein! Ich lieg allein im stillen Haus, Die Ampel ausgetan, Und strecke sacht die Hände aus, Die deinen zu umfahrn, Und dränge leis den heißen Mund Nach dir und küß mich matt und wund Und plötzlich bin ich aufgewacht Und ringsum schweigt die kalte Nacht, Der Stern im Fenster schimmert klar O du, wo ist dein blondes Haar, Wo ist dein süßer Mund? Nun trink ich Weh in jeder Lust Und gift in jedem Wein; So bitter hatt ich´s nie gewußt, Allein zu sein Allein und ohne dich zu sein! Meine fröhliche Liebe Meine fröhliche Liebe hat mich verlassen. Ich suchte sie wieder in allen Gassen, Sie aber lag schon weit von mir In einem hellen Birkenwald Und freute sich ihrer Wohlgestalt Und reckte die Glieder lang und zier. Dort spielt sie nun mit Elf und Nick, Läßt über ihr schneeweiß Genick Die langen Ringelhaare fließen, Pflückt Enzian zum Zeitvertreib Und läßt sich nachts den blanken Leib Mit Mondenschein begießen. Ich aber warte nun in Ruh, Schließ Tür und Laden sorglich zu Und leg mich in die kühlen Kissen. Wenn sie der grünen Tage satt Den Weg zurück gefunden hat, Soll sie erst klopfen müssen. Wie sind die Tage schwer Wie sind die Tage schwer! an keinem Feuer kann ich erwarmen, Keine Sonne lacht mir mehr, Ist alles leer, Ist alles kalt und ohne Erbarmen, Und auch die lieben klaren Sterne schauen mich trostlos an, Seit ich im Herzen erfahren, Daß Liebe sterben kann. |
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Text "Liebesgedichte" 450 Zugriffe |