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BDSM

Die meisten Menschen machen sich keine Vorstellung davon, was BDSM eigentlich meint. Aufgrund von Unwissenheit und Vorurteilen ziehen sie oft den falschen Schluss, BDSM sei etwas böses, dunkles, verbotenes, perverses. Gefährliches Halbwissen lässt ein Zerrbild in ihrem Kopf entstehen, dass mit der Wirklichkeit nicht mehr viel gemein hat. Das Schreckgespenst vom "Sado-Maso" aus den Medien wird von den Meisten nicht hinterfragt, nicht entlarvt, sondern kommentar- und gedankenlos hingenommen, obwohl es so viele wirklich gute Quellen gibt, aus denen man sich informieren kann.
Ich will hier versuchen, etwas über meine persönliche Erfahrung zu schreiben. Ich will versuchen, vielleicht etwas Aufklärungsarbeit bei denen zu leisten, die nur durch Zufall über diese Seite gestolpert sind, aber mehr auch nicht, denn gute Websites zum Thema sind in Fülle vorhanden.

Beim Lesen empfehle ich euch, die richtige Musik laufen zu lassen. Hier ganz speziell ist das "Depeche Mode - Agent Orange", das hör ich auch beim Schreiben.


BDSM UND WIE ICH DAZU KAM

Spätestens mit Beginn der Pubertät wusste ich, dass etwas an mir anders ist. Nicht unbedingt anders, als bei Gleichaltrigen - In der Pubertät probiert jeder erst Mal nur aus, da sind alle "anders" - aber anders, als z.B. die Erwachsenen. Das fing damit an, dass ich zum ersten Mal eine Strumpfhose anzog, womit sich ein bis heute wichtiger Fetisch zum ersten Mal äußerte; dass ich anfing, mir Szenarien und Spiele auszudenken und relativ früh auch mein erster sexueller Kontakt zu einem jungen aus meiner Klasse. Es muss so im alter von 16 Jahren gewesen sein, als ich zum ersten Mal bewusst vom Gesamtkomplex BDSM hörte. Ich wusste vorher schon von "Domina-Studios" und konnte mir auch etwas darunter vorstellen, aber für mich war das alles absurd. Wieso sich quälen lassen und dafür auch noch bezahlen? Trotzdem ging eine seltsame Faszination davon aus. Ich wollte die Idee kenenlernen, die dahinter stand.
Im gleichen Alter fing ich auch an, im Net zu surfen und besonders nach dieser seltsamen, absurden, faszinierenden Welt Ausschau zu halten. Ich fand mich auf vielen sehr guten Seiten wieder, nahm Kontakt zu Menschen auf und beteiligte mich rege am Austausch in Foren und Communities. Wie die meisten Unbedarften war auch die Vorstellung in meinem Kopf nur ein Zerrbild der Realität, aber mit der Zeit wurde mein Blick immer klarer und ich begann zu erkennen, was BDSM eigentlich ist.
Mir wurde klar, BDSM ist gar nicht das böse Gewaltspiel. Es ist eine wundervolle Art zweier Partner, sich ihre Zuneigung zu zeigen. Es ist nichts Kaltes oder Gefühlloses.
BDSM ist etwas zutiefst zärtliches.
Auch die Rolle, die ich spielen wollte, wurde mir mit der Zeit immer klarer, dennoch dauerte es Jahre, bis ich die vielen Strömungen in meinem Innern zumindest halbwegs harmonisiert hatte.
Das Schwerste ist immer, Dingen die uns bewegen einen Namen geben zu können. Haben sie einen Namen, kann man über sie nachdenken. Kann man über sie nachdenken, findet man irgendwann seinen Weg. Und so war das schwerste getan, als ich zum ersten Mal wirklich in Worte fassen konnte, was ich fühle.


DIE "IDEE BDSM"

Wenn man mich aus dem Stehgreif darauf anspräche, was BDSM eigentlich für mich bedeutet, wüsste ich im ersten Moment vermutlich nicht, was sagen. Vielleicht bedeutet es einfach zu viel. Zu viele gleichberechtigte Gedanken und Gefühle und sie alle wollen ausgesprochen sein. Wo also anfangen?
Ich habe mich in den Jahren oft gefragt, wieso eigentlich BDSM? Woher kommt das? Im Grunde ist es total unvernünftig, die Unterwerfung zu zelebrieren, zu fesseln und sich fesseln zu lassen, Schmerz zu geben und Schmerz zu empfangen und all das nicht nur im vollen Bewusstsein der Tat, sondern auch bereitwillig, freudig...fast möchte ich sagen, weil es ein Grundbedürfnis ist.
Nun, offensichtlich hintert mich der Verstand nicht, mit dem richtigen Partner Dinge zu tun, die ich im wahren Leben niemals täte, sonst würde sich das Spiel nicht so verdammt richtig anfühlen, also muss etwas dahinter stecken, dass sich nur bei genauem Hinsehen offenbart. Was kann das sein? Eine Krankheit? Möglich. Aber wie wahrscheinlich, da sie offensichtlich durch nichts übertragen wird, nicht ansteckend ist, allerhöchstens durch Erfahrung und alle Arten Menschen gleichermaßen betrifft? Was wäre noch denkbar? Eine kurzzeitige Verwirrung, hormonell oder sonst wie bedingt? Oder etwas anderes? Ich glaube, ganz egal, wie sehr man es auch versucht, woher diese Faszination für das Spiel kommt, werde zumindest ich nie herausfinden.
Aber das ist eigentlich auch nicht wichtig, solange ich nicht vergesse, warum ich es tue.


BDSM AUS MEINER SICHT

BDSM wird von vielen Menschen auf vielfältige Weise interepretiert, gespielt oder gelebt. Auch das ist etwas sehr typisches, man muss für sich selbst den richtigen Weg finden. Ich sebst bezeichne mich als Switch, wobei meistens meine submissiven Triebe dominant sind, meine Stimmung allgemein aber sehr tagesformabhängig ist. Ich hatte das Glück, beide Seiten kennezulernen und will versuchen, euch Einblick in meine Gedanken dazu nehmen zu lassen.
Ich stehe hauptsächlich auf der subbigen Seite dieser Welt und deswegen werde ich auch damit beginnen, diese Seite aus meiner Sicht zu beschreiben...

Indem ich mich meiner Top unterwerfe, gebe ich mich selbst und die Entscheidung, was mit mir geschieht, in ihre Hände. Ich spreche ihr so unhörbar und doch überdeutlich mein Vertrauen aus, denn ich verpflichte mich dazu, zu tun was sie anordnet, auch wenn es mir vielleicht nicht immer gefällt und manchmal auch ein bisschen weh tut. Ich akzeptiere den Schmerz nicht nur einfach als Bestandteil des Spiels, ich brauche ihn, sonst würde mir wirklich etwas fehlen. Der Schmerz den sie mir gibt ist etwas besonderes, er tut nicht einfach nur weh, er übeträgt etwas - überträgt die Zuneigung, die meine Top für mich empfindet. Er ist der Katalysator, durch den ich das Spiel erst wirklich genießen kann. Die Idee dahinter ist nicht in Worte zu fassen...wer die Situation kennt und liebt weiss, was ich meine. Ich weiss, dass ich zwangsläufig Fehler machen werde, für die meine Top mich bestrafen muss, selbst wenn ich mich bemühe, kann ich nie alles richtig machen. Ich akzeptiere, dass die Strafe auch ein bisschen härter sein kann (aber alles hat Grenzen. Obwohl ich das bisher nie musste, würde ich immer das Spiel abbrechen, wenn mir etwas passieren könnte oder ich einfach nicht mehr kann).
Was genau ich empfinde, wenn ich vor meiner Top knie, die Hände auf den Oberschenkeln oder hinter dem Rücken verschränkt, gefesselt oder nicht, kann ich nicht so einfach beschreiben. Ich werde hier nicht den Versuch unternehmen, dazu reicht der Platz einfach nicht. Ich kann euch nur Eindrücke schildern: Die Erregung, wenn sie vor mir steht und spricht und ich den Blick auf den Boden richte; Das Kribbeln, wenn sie mich mit ihrer Gerte streichelt; die Zuneigung die ich empfinde (und sehe!), da sich unsere Blicke treffen, wenn sie mich am Halsband oder unterm Kinn fasst und meinen Kopf nach oben zieht...In diesen Moment weiss ich genau, warum ich nirgendwo anders auf der Welt sein will, als hier bei ihr...

Aber als Switch kenn ich auch gut genug die andere Seite - und die will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten (Falls jemand den Text schon kennt, nicht wundern - der ist wirklich von mir *g*):

ich bin in
Sachen BDSM kein unbedarfter. Ich hatte recht früh die
Gelegenheit und dann am Ende glücklicherweise auch den
Mumm, Dinge auszuprobiern und Erfahrungen zu
sammeln...Wie jeder Mensch, der etwas neues anfängt,
bin ich dabei erstmal voll auf die Schnautze geflogen.
Aber das hat mich nur dazu gebracht, drüber
nachzudenken was ich will und was mir wichtig ist und
letzten Endes die Fehler zu vermeiden, die ich anfangs
gemacht haben mag. Vor allem versuche ich, bisschen mit
meinen Erwartungen auf dem Teppich zu bleiben und das
ist auch das erste, was ich Subbies sage, wenn sie
irgendwas ganz abgefahrenes wollen und noch gar keine
Erfahrung haben. BDSM ist keine Rennbahn, Leute, macht
euch da mal ganz locker
BDSM ist in meinen Augen immer eine Sache zwischen zwei
Menschen...eine Sache, die beiden Spaß machen muss.
Wenn einer der Partner keinen Spaß an der Sache mehr
hat, wenn der Schmerz nicht mehr geil ist, sondern nur
noch weh tut...dann läuft ganz gründlich etwas schief.
Ich bin kein Schinder und ich bin nicht drauf hängen
geblieben. BDSM ist für mich keine Form von Lifestyle,
sondern meine Idee von "Urlaub von der
Wirklichkeit"...ich suche keine Objekte oder
24/7-Sklaven, ich will meine "Macht" nicht ins Wahre
Leben ausdehnen, weil sie dort in meinen Augen nicht
hingehört...ich wünsche mir, Menschen zu finden, mit
denen man sich ganz normal unterhalten und auch mal ein
Bier trinken kann...und die bisschen mehr als das alte
Rein-Raus draufhaben, wenn die Tür zugeht

Was kann man machen? Im Prinzip alles, was beiden Spaß
macht, wenn man mal von dem Absieht, was beide als Tabu
vereinbaren.
Ich für meinen Teil genieße langes und intensives
Spanking, weniger mit der Handfläche, aber zum Beispiel
mit der Gerte sehr...es macht mir Spaß, Subby ganz
langsam heranzuführen (Vor allem bei Anfängern ne ganz
tolle Sache). Ich wunder mich selbst immer, wie viel
die Leute am Ende aushalten...Paddel ist auch noch eine
lustige Sache oder mehrschwänzige Peitschen. Mit dem
Rohrstock muss ich ehrlicherweise noch üben, aber wie
ein guter Bekannter hier immer sagt: "Auch ein
Rohrstock kann zärtlich sein"
Ich bin ein Sadist. Ich bin ein Rollenspieler. Ich
versuche, das Spiel interessant zu gestalten. Du hast
ein Wort, um es abzubrechen - Bis dahin ist meine
Sache, was passiert. Und eins muss klar sein: Wenn
Subby das Safeword benutzt, ist das Spiel vorbei. Dann
ist der Zeitpunkt da, sich in den Arm zu nehmen, in die
Augen zu sehen und drüber zu reden. Ich bin absolut
nicht kompromisslos, ich bin kein Freund von Prinzipien
und was ich schon gar nicht bin, ist unkompliziert.
Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal
das Leben einfacher macht, sich die Dinge nicht zu
leicht zu machen.
Die richtige Musik ist wichtig, das Ambiente muss
stimmen...es ist eine ganz wichtige Sache, eine gewisse
Stimmung aufzubauen, damit beide Partner es genießen
könnnen.
Sich kennenzulernen ist wichtig, bevor ich mit meinem
Partner nicht mindestens ein Bierchen getrunken und nen
Abend geredet habe, geht bei mir nichts. Ich muss
zumindest die Grundstimmung eines Menschen kennen, nur
dann kann ich richtig auf ihn eingehen und ihm das
geben, was er braucht.
Manchmal ist es besser, bedacht langsam zu machen. Das
schützt vor vermeidbaren Fehlern und gibt beiden Seiten
irgendwo Sicherheit. Ohne Safeword würd ich nie
irgendwas anfangen, jeder muss jederzeit das Spiel
abbrechen können, wenn es einfach zu viel wird. Bare
back tötet. Safer Sex needs no discussion, über diesen
Punkt diskutiere ich nicht und wer auf den Partner
keine Rücksicht nimmt...na ja, ich sag besser nicht,
was ich davon halte.



FAZIT?

Ist so etwas überhaupt möglich? Ich glaube nicht. Ich will auch gar nicht versuchen, so etwas wie ein Fazit zu ziehen, das würde BDSM auf etwas reduzieren, was es nicht ist. Alles was ich sagen kann, meinem Leben würde ohne dieses Spiel etwas wirklich wichtiges fehlen. BDSM trägt dazu bei, in erhebelichem Maße, mein Leben etwas farbiger zu machen.

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