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Kristins Lebensgeschichte |
Nun zu mir:
Seit meinem 7ten Lebensjahr weiß ich, dass da noch etwas anderes ist. Schon in so frühen Jahren übte Damenkleidung bzw. damals Mädchenkleidung einen Besonderen Reiz auf mich aus. jahrelang zog ich ab und zu Kleidungsstücke an und genoss es. An Make-Up und Perücken traute ich mich nicht heran. Aber leider barg das Ganze nicht nur positive Gefühle, denn es ist nicht einfach sich einzugestehen, dass man auf diese Art und Weise anders ist, evtl. krank ist (wie ich damals dachte). Zeitweise versuchte ich auch mit aller Macht, den Drang zu unterdrücken, was mir mal ein oder zwei Jahre gelang, der aber immer wieder zum Vorschein kam. Mit knapp 19 Jahren kaufte ich mir zum ersten Mal eigene Sachen, die ich immer in einem Karton auf meinem Kleiderschrank versteckte, immer in der Angst, meine Eltern könnten es mal durch einen dummen Zufall herausfinden. Wieder gingen einige Jahre ins Land, wo ich mich ab und zu umzog. Meine damaligen Freundinnen haben nie etwas bemerkt, denn ich bin nun mal ein Mann und habe in dem Sinne nichts Weibliches an mir, auch glücklich als Mann, und daran möchte ich auch nichts ändern. Ein sehr guter Freund und gleichzeitig Mediziner hat mir einmal gesagt: Jeder Mensch hat einen männlichen und einen weiblichen Teil. Bei mir ist der weibliche Teil im Mann vielleicht einfach etwas stärker ausgeprägt und im Gegensatz zu sehr vielen anderen (die Dunkelziffer würde wahrscheinlich jeden umhauen!) lebe ich den anderen Teil einfach aus und unterdrücke ihn nicht (mehr). 2003 sollte sich vieles ändern. Beruflicher Misserfolg und andere Dinge führten dazu, dass ich sehr unglücklich war und so wurde der Drang wieder größer, sich als Frau zu kleiden. Wie viele andere auch hatte ich einen Traum, einmal als Frau unbemerkt rausgehen zu können, einmal möglichst natürlich und authentisch aussehen zu können, was aber ohne Perücke und ohne jegliche Ahnung von Kosmetik unmöglich war. Während ich mir aber all die Jahre einredete, nicht normal bzw. sogar krank zu sein, so gestand ich mir, ein Transgender zu sein. Das änderte die Situation für mich insofern, dass ich das Gefühl hatte, mit meinem „Anderssein“ nicht mehr alleine zu sein. Schließlich hatte ich via Internet viele andere gesehen, die mir sehr ähnlich waren. Und ich war völlig fasziniert von anderen Gleichgesinnten im Internet, einfach was optisch möglich war…von dem ich selber aber weit entfernt war! Im August 2003 überschlugen sich dann für mich die Ereignisse. Im Internet hatte ich von der Ident-Event-Party gelesen, einer Transgenderparty. Ich nahm allen Mut zusammen und meldete mich an. U.a. konnte man sich dort auch schminken lassen und so meldete ich mich auch dort an. Allerdings wollte man damals einen Namen von mir haben und so klaute ich einer guten Freundin ihren Namen, der mir sehr gut gefiel, und nannte mich Kristin. Kristin war geboren. Die Party betrat ich als Mann mit gemischten Gefühlen. Aber schon ein paar Minuten später merkte ich, dass mir alle irgendwie ähnlich waren, und keinerlei Probleme mit der Akzeptanz der anderen hatten. Ich zog mich um und ließ mich schminken und was soll ich sagen, es war ein Abend, denn ich nie mehr vergessen werde. Auf dieser Party erfuhr ich von einem Transgender-Schminkkurs und meldete mich ein paar Tage später an. Kurz darauf besuchte ich auch die Kölner Selbsthilfegruppe TX-Köln zum ersten Mal. Während ich es so viele Jahre für mich behalten hatte, so hatte ich nun die Möglichkeit andere zu treffen. Ich bin gerne hin und wieder in diese Gruppe gegangen, einfach um mich mit anderen auszutauschen und nicht um Hilfe in irgendeiner Art zu bekommen. Es war zwar nicht einfach, sich freitags unbemerkt rauszuschleichen, aber das Gefühl endlich rausgehen zu können war überwältigend. Ich beschreibe es anderen gegenüber oft mit dem Gefühl eines Bungee-Sprungs, der Stundenlang anhält, Ardrenalin pur! Ich wurde immer mutiger, immer neue positive Erlebnisse strömten auf mich ein. Alles in meinem Kopf drehte sich um Kristin und ich konnte gar nicht mehr klar denken. An meiner beruflichen Situation hatte sich nichts geändert und so wurde ein Problem immer größer, nämlich als Mann unglücklich zu sein und als Kristin immer nur tolle Erlebnisse zu haben. Auch das Feed-back von anderen war damals schon überwältigend und so kam ich an einen Punkt, auch ein bischen beeinflusst von anderen, wo ich mich fragte, wie willst du eigentlich weiterleben? Eine seltsame Frage… Ich entschied mich dafür, dass alles so bleibt wie es ist…und habe es für mich selber nie bereut! Kurze Zeit später änderte sich für mich beruflich viel und ich war sehr froh um die zuvor getroffenen Entscheidungen. Seitdem lebe ich Kristin meistens an einem Tag bzw Abend am Wochenende aus, verwandele mich in Kristin und gehe aus, auf ganz normale Parties (eben nicht einschlägige Parties), Disco, ab und zu als Kristin shoppen und wie ihr in den Gallerien sehen könnt, auch einfach raus in Köln. Ich liebe es über alles, Bilder von mir zu machen, meine eigenen kleinen Photoshootings. 1-2mal die Woche gehe ich in Köln shoppen (ganz normal als Mann) und komme meistens schon mit mindestens einem Teil zurück. Einkaufen tue ich in ganz normales Läden, denn wie ihr sehen könnt kleide ich mich eben normal, mal mehr oder minder sexy, aber immer dem Anlass und der Umgebung entsprechend, denn mir ist es am liebsten, wenn ich eben nicht auffalle, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Transgendern und Drag-Queens, die immer im Mittelpunkt stehen wollen. Mir ist es einfach am liebsten, wenn man eben nach Möglichkeit nicht merkt, was ich eigentlich bin. Natürlich falle ich mit meiner Größe von 1,83m auf, und dessen bin ich mir auch bewusst, aber genau deshalb muss ich mir noch mehr Mühe geben, möglichst natürlich als Frau rüberzukommen. Aber natürlich genieße ich es auch, wenn es insbesondere Frauen auffällt, und ich ein tolles Feed-back bekomme! Alles andere wäre gelogen! Ich habe meine Art zu leben gefunden, auch wenn diese sicherlich nicht die normalste ist! Wichtig ist eigentlich nur, das man mit sich selbst im Reinen ist und glücklich ist. Das Einzige, was mir zu meinem vollkommenen Glück noch fehlt, ist eine Frau, die mich so nimmt wie ich bin und die mich so akzeptiert wie ich bin. Wenn meine Kleiderschränke zu bleiben, dann bleibt ein nur ganz normaler Kerl übrig, mit ganz normalen Ansichten, Interessen und Hobbies. Und außerdem kann es auch echt toll sein, wenn der eigene Partner Transgender ist: Denn welche Frau kann sich bei ihrem Freund schon Schmiktipps holen oder sich sogar schimken lassen…nach Herzenslust shoppen gehen oder sich am Kleider- oder Schuhschrank bedienen. Auch das habe ich schon erlebt und es war schon ein irrer Moment! Vielleicht gibt es diese Frau ja doch noch! Es heißt ja, für jeden Topf gibt es einen Deckel…bin ich vielleicht ein Wok? Dabei habe ich sicherlich keine asiatischen Wurzeln ;-) 04.12.2011 Eure Kristin |
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