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Ja, ich bin so |
Für alle diejenigen, die mich kennen und bis heute nicht wussten, dass ich transsexuell bin:
Mittlerweile kann ich es auch mir selbst gegenüber eingestehen, ja ich bin so. Dies war kein leichter Weg. Früher sah ich mich als abartig, äußerlich Mann aber innerlich mit weiblichen Gefühlen ausgestattet - das kann nicht sein. Ich versuchte durch mein Tun und Handeln gegenüber meinem Umfeld ja keinen falschen Verdacht aufkommen zu lassen. So begann ich in der Pubertät mit Leistungssport, trug zeitweilig einen Vollbart, machte schwere Berg- und Klettertouren, engagierte mich in der Bergwacht usw. . Es war nicht so, dass ich all dies nicht gerne gemacht hätte, aber die Intension war eine andere. Ich habe sehr viel Energie nur damit verwendet, meine sehnlichsten innersten Gefühle zu verstecken und dies sogar innerhalb der Familie. Gespräche mit Therapeuten und Ärzten und Betroffenen haben mir gezeigt, dass ich nicht abartig, sondern eben nur andersartig bin. Es gibt Menschen mit weißer und mit dunkler Hautfarbe, mit blonden, schwarzen, roten, grauen Haaren; und so gibt es eben auch Menschen wie mich, bei denen die Gefühlswelt nicht mit dem gegebenen Körper übereinstimmt. Dies ist angeboren und Gefühle lassen sich nunmal nicht therapieren. Die einzige Möglichkeit besteht darin, das äußere Erscheinungsbild an die Gefühlswelt anzupassen. Meine transidente Geschlechtsidentität (Transsexuell) hat also nichts mit Travestie oder Transvestismus zu tun. Ich fühle dabei auch keine sexuelle Erregung und ich bin nicht homosexuell, sondern aus meiner Gefühlswelt lesbisch veranlagt. Als Frau versuche ich mich dezent zu kleiden und zu schminken. Ich will nicht auffallen, sondern nur so angenommen werden wie ich eben bin. Vielen Freunden, Bekannten und anderen Menschen bin ich in den letzten Jahren als unbekannte, fremde Frau bei Einkäufen, in der Bank oder sonst wo begegnet, ohne dass ich eine negative Reaktion erfahren hätte. Dem Versteckspiel wollen Bärbl und ich durch Offenheit nun entgegentreten. Endlich trage ich die lang ersehnten Ohrringe, die Fingernägel sind etwas länger geworden, die Gesichtsbehaarung ist durch Laserbehandlung entfernt und die Körperbehaarung wegrasiert. Wenn mich heute jemand deswegen anspricht, wird er auch eine ehrliche Antwort erhalten. Für viele wird es nicht leicht sein, wenn sie die Tatsachen erfahren. Ich habe 4 Jahrzehnte gebraucht, um mich so zu akzeptieren und deshalb kann ich nicht verlangen, dass man mich von heute auf morgen so ohne weiteres versteht. Auch der engste Familienkreises tut sich bis heute immer noch schwer mit der Materie umzugehen. Sie wollen aber kein Mitleid, sondern hoffen auf einen verständnisvollen Umgang, damit ihnen durch unsachliche Äußerungen nicht noch mehr aufgebürdet wird. Ich bitte darum, nicht hinten herum zu reden, sondern mich oder Bärbl einfach selber zu fragen, so viel Mut sollte man schon aufbringen können. |
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