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Mein Tagebuch |
22.11.2010 | Schon kurios – wenn ich mir so durchlese, was ich vor einem Jahr an gleicher Stelle geschrieben habe, so könnte ich 95% des Wortlautes einfach wiederholen, und hätte meine heutige Situation damit hinlänglich beschrieben. Der Wandel scheint bei mir eine gewisse Stetigkeit zu besitzen – oder dieser Hauch von Melancholie gehört einfach zu meiner typischen November-Befindlichkeit. Leider ist in diesem vergangenen Jahr alles noch ein Bisschen schwieriger geworden ist, seit meine Mutter gestorben ist und mir ein Haus, einen Garten und meinen dementen Vater vererbt hat. Vor allem letzerer raubt mir nicht nur den Rest meiner verfügbaren Zeit, sondern bisweilen auch den letzten Nerv. Die Mehrfachbelastung hinterlässt bereits ihre Spuren. Und dann, irgendwo zwischen höchster Drehzahl und Erschöpfung, dieses lange Wochenende - ein Wochenende wie ein Paukenschlag, die ersten zusammenhängenden Tage als Frau seit vielen langen Wochen, und was für welche ! Nie hätte ich gedacht, wie wichtig das Frausein für mich ist, und was es mit mir macht – wie"s mich befreit und beflügelt ... Gleichzeitig wurden all die kleinen Trostpflästerchen, mit denen ich mir meinen Alltag selbst schöngequatscht habe, als das entlarvt was sie sind: Ein netter kleiner Selbstbetrug. Denn es geht halt nicht um Nylons oder Nachthemdchen, um Formslip oder Fingenägel, sondern ums Frausein im Großen und Ganzen, mit Haut und Haar. Und prompt steht wieder dieselbe alte Frage vor mir, nun riesengroß und mächtiger denn je. Mit der Neuheit, dass die Antwort zum Greifen nahe scheint, dabei verlockend wie noch nie: Warum mach" ich"s denn nicht einfach ? Vielleicht habe ich Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen – wobei nicht weiterzugehen ebenso die falsche Entscheidung sein kann. Viele andere haben"s schon vorgemacht, wo das dann hinfühen kann: Auch mit einem burn-out oder Ähnlichem setze ich alles aufs Spiel. Einen risikolosen Weg scheint"s für mich nicht zu geben. Ich denke, ich sollte mal vorsichtig damit beginnen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. In diesem Sinne: Happy birthday to me! |
22.11.2009 | Ich bin keine Freundin des um-den-heißen-Brei-Herumschleichens, schon gar nicht des Selbstbetrugs. Es bringt nichts, sich was vorzumachen. Also frei heraus: Ich stecke in der Krise. Nein, keine Panik: Es ist keine lebens- oder existenzbedrohende Situation, in der ich mich befinde, und keineswegs laufe ich herum und suche schon mal den Baum aus, den ich baldmöglichst zieren möchte. Dazu bin ich nicht der Typ. Aber eine Krise ist es doch. Dinge laufen anders als geplant und gedacht, vor allem aber in ihrem Ergebnis konträr zu meinen eigentlichen Zielen. Was mich wiederum unzufrieden und besorgt macht. Das ist nicht das Leben, das ich mir vorgenommen habe, es läuft in die falsche Richtung, und es macht auch keinen Spaß. Dabei läuft"s eigentlich ganz klasse ! Alle Welt reißt sich um meinen Rat, meine Zeit, meine Mitwirkung. Da ist unser junger Geschäftsführer, der offen über eine Technik-Abteilung rund um meine Person sinniert – dass die zunächst nur aus meinem externen Kollegen (der ebensowenig mein Chef ist wie ich der seine) einem Mitarbeiter (den ich mir weder ausgesucht habe noch aufgrund seiner Qualifikation und seiner sonstigen Qualitäten jemals auswählen würde) und einem Plotter bestehen soll, sei mal außen vor gelassen. Ebenso die kaum ein Jahr alte Aussage desselben Geschäftsführers, ich könne in dieser Firma meine Karriereträume getrost begraben. Die etwas rotzige Lässigkeit, die ich mir als Reaktion auf jene Aussage zulegte, hielt nicht lang – wenn der Kollege verletzungsbedingt sechs Wochen lang ausfällt, dann gibt’s nur eins: Ärmel hochkrempeln! Dennoch ist kaum zu fassen, wie viel Arbeit in sechs Wochen liegen bleiben kann. Und wie viel jeden Tag hinzukommt ! Ähnlich sieht"s bei den Verpflichtungen privater und eher freiwilliger Natur aus - die eben manchmal doch nicht so ganz freiwillig sind. Kurz vorm Konzert häufen sich nun mal die Proben, und selbstverständlich gibt"s vorm 10-jährigen Vereinsjubi so viel Arbeit, dass alle etwas davon leisten müssen. Auch wenn ich, was die Singerei betrifft, sicherlich nur zu den Normalbegabten gehöre - irgendwie freut"s mich doch, eigene Fortschritte wahrzunehmen, und unbemerkt in die kleine Gruppe der Stützen des Chores hineingewachsen zu sein. Und wenn andere meiner Talente bemerkt, geschätzt - und gefordert werden, so fühle ich mich doch immerhin geschmeichelt. Beides tut gut und macht Spaß, beides nimmt mich aber auch in die Pflicht. Irgendwie habe ich begonnen, in meinem kleinen Kreise eine Stütze der Gesellschaft zu werden. Wo liegt denn überhaupt das Problem ? Ja, ich weiß, andere würden sich freuen, in solchem Maße wahrgenommen und anerkannt zu werden usw. Dem Kerl in mir geht"s ja auch gut. Andere haben aber auch keine weibliche Seele, für die kaum Raum und schon gar keine Zeit übrigbleibt. Und die kümmert grad vor sich hin und leidet unter der Situation. Ich will nicht jammern. Das steht niemandem gut. Aber es gefällt mir nicht, das Leben das ich so führe. Und es tut mir nicht gut. In jeder Ansprache vermute ich eine neue Aufgabe oder Verpflichtung. Entsprechend ablehnend bis abwehrend verhalte ich mich. Gleichzeitig werde ich immer gereizter, fahriger, nervöser. Manchmal setzt auch die Seele dem Körper Grenzen. Meine Leistungsfähigkeit wird geringer; dafür steigt die Anfälligkeit für die durch die Luft schwirrenden Viren. Das schlimmste jedoch ist die Richtung der Entwicklung - so eine Situation hatte ich schon mal, in der der Kerl triumphierte, die Erfolge genoss und auslebte und in Windeseile verlorengegangenes Terrain zurückeroberte. Schon damals stand ich (wenn auch viel weniger bewusst) vor der Entscheidung, mein feminines Leben anzunehmen. Ich habe damals die falsche Entscheidung getroffen. Die Folge waren ein oder zwei recht gute Jahre, und viele viele schlechte … Ich habe Angst, mich erneut zu verlieren. Mich in Job und Firlefanz zu verschleißen, und darüber das wirklich wichtige Projekt meines Lebens zu vernachlässigen. |
22.11.2008 | ach ja, mein alljährlicher "Tagebuch"-Eintrag anlässlich des Geburtstags ... Schön wär"s, wenn ich irgendeine Erkenntnis hätte, die ich hier preisgeben könnte, wenn sich irgendetwas ereignet hätte, das zu berichten sich lohnt. Es war ein Lebensjahr, so unspektakulär wie die Zahl, die an seinem Ende steht: 41. Nein, es war kein besonders schönes Jahr. Aber eben auch kein besonders schlechtes. Ein Jahr der Arbeit, des Fleißes und des Durchhaltevermögens. Mir fällt auf, dass die Zeiten irgendwie rauher geworden sind. Nichts ging einfach und von selbst, in diesen 12 Monaten, alles musste mit viel Kraft angeschoben werden. Ist auch mein Ton rauher geworden, weil ich mich meiner veränderten Umwelt nicht zu entziehen vermochte ? - oder liegt"s an mir, spiegelt sich meine eigene Veränderung nur in meinem Umfeld wider ? Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Und hoffe, dass ersteres wahr ist. Es fällt auf, dass gerade dieser Tage viele Dinge sich bewegen und auf eine längst überfällige Entscheidung zusteuern. Ich liebe die Bewegung. Und hoffe auf das Kommende. |
06.07.2008 | Nein, manchmal gibt"s Zeiten im Leben, da läuft"s einfach nicht rund, und schon gar so wie wir uns das vorstellen und wünschen würden; Zeiten, in denen wir durchhalten müssen, die Zähne zusammenbeissen und mit allen Kräften versuchen, die Dinge ihrem (hoffentlich guten) Ende zuzuführen; Zeiten vielleicht auch, in denen es gilt auszuhalten und den richtigen Zeitpunkt, die Ergebnisse der eignen Bemühungen abzuwarten. Zeiten in jedem Fall, in denen Körper und Seele zu kurz kommen. So eine Phase ist es wohl, in der ich gerade stecke; eine Phase, in der ich durchhalten, aushalten, einstecken und beissen muss - und leider dauert die nun schon sehr lange - viel zu lange ! Auch wenn ich über einiges Durchhaltevermögen verfüge - das ist so ganz und gar nicht mein Spiel ... Ich mag"s nicht, die Dinge mit aller Kraft zu schieben und zu schieben, und doch keine Bewegung zu sehen; und schon gar nicht ist es meines zu warten und auf meine Chance zu lauern. Das ist nicht das Leben, das ich leben möchte. Und definitiv ist es ein Leben, an dem Angelika nur sehr wenig Anteil hat. Kann es Zufall sein, dass ich gerade gestern den folgenden Spruch in einer Unterführung las: "Don"t live for anything You would"t die for !" ? Doch selbst schwierige Zeiten bergen immer auch etwas Gutes - denn Angelika (wenn ich den femininen Anteil meiner selbst mal so nennen mag) zeigt sich angesichts dieser wenig attraktiven Situation erstaunlich erwachsen und verständig, nölt und zickt nicht herum, macht keine Szenen sondern hält sich dezent und bescheiden im Hintergrund. Sie muss nun offenbar nicht mehr ständig im Mittelpunkt stehen, um zu wissen dass sie da ist, muss nicht mein Leben dominieren, um sich selbst zu spüren. Sie hat eine Selbstverständlichkeit und ruhige Gewissheit gewonnen, die neu ist, hat sich als patentes Mädel erwiesen. Ich mag und schätze sie - mehr als je zuvor! Und: Ganz sicher wird sie zu gegebener Zeit wieder zu ihrem Recht kommen. Vielleicht schon bald: Viele Projekte sind inzwischen absgeschlossen (wenn auch nicht immer mit dem bestmöglichen Ergebnis - aber vorbei ist vorbei ...) - ein paar Tage noch, ein, zwei Dinge, die zum Abschluss zu bringen sind, und dann steht ert einmal der große Sommerrlaub vor der Tür - und diese Tage werden voll und ganz Angelika gehören. Ich freu mich drauf. |
22.11.2007 | Schon wieder Geburtstag - und sogar der 40ste ! Ein Tag der Freude über die runde Zahl, oder ein Tag der Trauer über "die verlorene 3"? Vielleicht von beidem ein Bisschen - aber wenn ich ehrlich bin, bin ich zufrieden mit dem was ich habe, ergo auch mit meinem Alter; so schlimm fühlt sich"s gar nicht an, und überdies ist"s mit etwas Schminke ja auch noch recht gut zu kaschieren... Eigentlich möchte ich auch gar nicht noch einmal 20 sein, der makellos glatten Haut und all der Perspektiven (die frau mit 20 zu haben glaubt) zum Trotz, möchte nicht mehr missen, was ich heute alles so weiß, nicht noch einmal all das suchen müssen, was ich inzwischen gefunden zu haben glaube ... Jedenfalls ist es ein guter Anlass und allerhöchste Zeit für einen neuen Eintrag in dieses Tagebuch, das allmählich Gefahr läuft, zum "Jahrbuch" zu werden! Lang ist"s her, dass ich zum letzten mal hier geschrieben habe - und doch ging alles ganz schnell. Viel ist inzwischen geschehen - und doch ist nicht wirklich etwas passiert. Weite Wege bin ich gegangen, um heute wieder in etwa dort zu stehen, wo ich vor einem Jahr schon einmal war. Eine einzige Frage war"s, die mich ganz hübsch umtrieb und über Monate hinweg beschäftigte: Möchte ich als Frau leben ? Eine solche Fragestellung wäre nicht seriös, ließe sie nicht mehr als eine Antwort zu. Und so war ich denn zweifellos etwas enttäuscht, gleichwohl aber auch deutlich erleichtert über die gefundene Antwort sowie über deren Bestätigung durch einen selbst initiierten siebentägigen "Dauer- und Praxistest"; und die lautete, klar und deutlich: Nein, im Augenblick nicht. Nun ja - ich kann mit dieser Antwort eigentlich recht gut leben. Sie erspart mir zunächst nicht nur etliche Schwierigkeiten, sondern auch weitere schwerwiegende Lebensentscheidungen; und solange ich den "Spagat" zwischen meinen unterschiedlichen Leben noch problemlos bewältige, gibt"s im Augenblick keinen Anlass, irgendetwas in dieser Richtung zu forcieren. Daher belass" ich"s, bis auf Weiteres, beim Status quo. Was nicht notwendigerweise heißen muss, dass die Dinge nicht in einigen Monaten oder Jahren ganz anders liegen können. Ich denke, ich lass" es einfach auf mich zukommen ... Ein gutes hatte diese "gedankliche Luftnummer" - ich habe mich nun so viel mit dem Gedanken, transsexuell zu sein befasst, dass er seinen anfänglichen Schrecken für mich verloren hat. Ich denke, ich werd"s wissen, wenn"s soweit ist; und ich bin zuversichtlich, dass ich die Dinge dann, wenn"s denn eben sein muss, auch so in die Hand nehmen werde, das alles zu einem guten Ende kommt. Der Vierzigste - ich hatte mir diesen Tag als Stichtag gesetzt, an dem ich verschiedene Dinge erledigt sehen wollte. Und ich bin mehr als überrascht, dass die allermeisten dieser Dinge nun - da ich den Tag erreicht habe - tatsächlich eingetreten sind. Nun ja - dennoch kein Grund übermütig zu werden! Denn die Dinge kamen seltenst genau so, wie ich sie wollte, und vor allem nicht weil ich sie wollte - die wirklich wichtigen Entwicklungen geschahen vielmehr wie von selbst, eher spielerisch und fast ohne eigenes Zutun, wie von höherer Hand geordnet, wärend meine eigenen Bemühungen eher schwach, mühsam und holprig blieben ... Was könnte ich anderes tun, als dem alten Herrn da oben dankbar zu sein, dass er offenbar auch ein Herz für Trannies hat - oder wie es Paolo de Coelho ausdrückt: Für die, die auf ihrem Weg sind. |
23.01.2007 | Das ganze Leben ist ein auf und ab, jedem Regen folgt unweigerlich auch wieder einmal Sonnenschein ... Längst ist das Tief des Dezembers ausgestanden und überwunden, haben sich die Wogen des Selbstzweifels geglättet und ist der Spaß an der Sache, Stück für Stück, zu mir zurückgekehrt. Vielleicht lag der Auslöser für meine kleine Krise auch ganz woanders, habe ich – ohne dieses Gefühl genauer spezifizieren und zuordnen zu können - gespürt, dass da etwas Neues in mein Leben treten wollte … Nun, das Neue ist gekommen, verrückt und gewaltig und intensiv; und wenn"s mich auch zwischenzeitlich schon wieder verlassen hat, ist mir doch die Erinnerung an einen überaus schönen und in jeder Hinsicht bewegten Jahreswechsel geblieben. Wie auch die eine oder andere (Selbst-)Erkenntnis - jeder Mensch hat eben eine Botschaft für uns; dies gilt selbst für diejenigen, die wir lieber nicht mehr wiedersehen möchten. Das Leben ist ein auf und ab – und so hat mich das junge Jahr auch gleich wieder versöhnt und entschädigt durch einen ersten Höhepunkt: Den "seehasentratsch", einem Treffen der Schwestern am Bodensee, wie es schöner nicht hätte verlaufen können, am treffendsten wohl beschrieben und dokumentiert durch die tollen ersten Bilder des Jahres ... Wenn’s nach mir ginge: So könnte es weitergehen ! |
09.12.2006 | Ooops -schon wieder ein Tagebucheintrag ! Das musste ja mal kommen, nach dieser langen Zeit der Ausgeglichenheit und des Aufgehens im Frausein: Ein Loch, in das ich unversehens hineingestolpert bin, eine Phase der Ernüchterung, der Lustlosigkeit und Enttäuschung. Es gab nicht einmal einen konkreten Auslöser - ein paar nicht so prickelnde Wochen, ein paar Fotos, auf denen unter alle der Schminke nur allzu deutlich der Mann zu erkennen ist, und schon beginne ich, alles in Zweifel zu ziehen. Wenn ich bestenfalls als Kuriosum in der Gesellschaft durchgehe, was soll dann das alles? Ein Kuriosum – möchte ich nicht sein. Sondern (zumindest bisweilen) eine Frau, und noch dazu eine möglichst hübsche. Aber wenn mir das nicht gelingt, wenn sich mir das Feminine immer wieder entzieht – was mache ich hier dann eigentlich? Ich muss schon zugeben, ich bin etwas frustriert ... Letztendlich kann ich mir nur selbst das raten, was ich jeder anderen Schwester auch empfehlen würde: Ruhe und Besonnenheit walten zu lassen, und diese schlechten Zeiten ebenso anzunehmen und auszuleben wie zuvor die guten. Angelika ruhen zu lassen, bis sich der Spaß an der Sache wieder regt. Und in der Zwischenzeit eben an dem zu arbeiten, was mich stört, Outfit, Make-up etc. nach Möglichkeit zu perfektionieren. Hmm, hört sich nach guten zeiten für Ebay und Douglas an... Leicht gesagt! Und trotzdem – alles andere bringt doch nix. Wie töricht wäre es, mir selbst einzureden, dass ich Angelika nicht mehr sehen, nicht mehr ertragen kann, wenn ich doch genau weiß, dass sie mich mein ganzes Leben lang begleiten wird, im Guten wie im Schlechten? Das weiß ich doch auch selbst, dass ich mit solchem Blödsinn nur Schaden anrichten kann. Den ich nachher selber ausbaden darf. Ist es Zufall, dass viele Freundinnen gerade jetzt nichts oder wenig von sich hören lassen? Oder strahle ich schon seit den Wochen, in denen sich diese Entwicklung angebahnt hat, irgendwelche negativ-lustlosen „Wellen“ aus? Keine Ahnung, möglich wär"s... hmm, leider macht"s die Sache nicht besser. Na, jedenfalls bin ich"s mal losgeworden, wenn auch nur an mein „Tagebuch“ ... Ich weiß aber nicht, ob ich mich dadurch besser fühle. Wie auch immer: Es kommen wieder bessere Zeiten. Ganz bestimmt! |
22.11.2006 | Uiii – schon wieder Geburtstag ! Genau ein Jahr ist vergangen, seit meinem ersten Tagebucheintrag. Einen Startschuss wollte ich mir geben. Und tatsächlich bin ich losgelaufen, wenn auch zunächst nur langsam und zögerlich, und natürlich noch sehr, sehr unsicher. Hatte ich anfangs auf so etwas wie eine gute Fee gehofft, die mich an der Hand nehmen und behutsam in die Szene und die Geheimnisse der Rumtransens einführen würde, so wurde ich enttäuscht – solche Feen gibt’s halt doch nur im Märchen. Dafür kann ich, nicht ohne Stolz, sagen: Jeden Schritt, den ich zurückgelegt habe, bin ich selbst und aus eigenem Antrieb gegangen. Und letztlich war das der vielleicht schwerere, aber in jedem Fall auch der schönere Weg. Auch deshalb, weil ich einige Freundinnen gefunden habe, die diesen Weg mit mir gegangen sind, und ihn immer noch begleiten. Ich dank Euch allen. Es gibt Momente, da braucht frau halt ne Freundin - nicht alles lief glatt auf dieser Strecke. Aber eigentlich ging’s in der Summe erstaunlich gut, die schönen Momente überwogen die paar unvermeidlichen Rückschläge und Enttäuschungen bei weitem. So war’s denn ein zeitweise wildes und ereignisreiches, aber letztlich doch ein schönes und gutes und – wenn frau das so nennen will – ein erfolgreiches Lebensjahr. Nicht von allen Jahren kann man das so uneingeschränkt sagen. Ich bin froh, dass ich’s gewagt habe, mein Leben in die Hand zu nehmen. Manches hat sich zum Besseren gewendet dadurch, nur weniges zum Schlechten. Womit ich nicht rechnen konnte: Dass ich, gerade in und durch diese schwierige Phase, zu einer bisher nicht gekannten inneren Ruhe und Ausgeglichenheit finden würde. Daher auch die seltenen Tagebucheinträge. In den letzten Monaten gab’s halt einfach nix, das ich meinem Tagebuch hätte anvertrauen müssen. Dankbar und demütig sehe ich auf das vergangene Jahr. Es hätte so vieles schief gehen können. Vielleicht war es Glück, dass alles so gut lief; vielleicht habe ich auch das eine oder andere richtig gemacht? –vielleicht! Vielleicht lag aber auch die ganze Zeit eine schützende Hand über mir, die mich da hindurchgeführt hat, und deren Gutmütigkeit ich jedenfalls nicht überstrapazieren möchte. Ich denke, ich sollte auch weiterhin auf dem Teppich bleiben. Und neugierig dem Kommenden entgegengehen. |
12.05.2006 | Und wieder einmal stellt sich die Frage: Wie geht"s weiter? Zweifellos bin ich für"s erste dort angekommen, wo ich hinwollte. Ich gehe inzwischen recht locker mit meiner kleinen Besonderheit um, bewege mich ungezwungen in aller Öffentlichkeit, auch in der heimischen Kleidstadt. Schlechte Erfahrungen blieben mir bislang erspart; ich denke, mein Passing und Styling sind soweit recht ordentlich - alltagstauglich eben... Aber alle Ziele erreicht zu haben, bedeutet auch erst einmal keine weiteren Ziele mehr zu haben. Weitergehen möchte ich nicht - ich glaube nicht, dass sich dadurch irgendetwas in meinem Leben verbessern würde. Also bleibt mir nur, mich umzustellen, zurückzuschalten vom großen Gang der ungebremsten Entwicklung auf den Bummelgang des Auslebens; zu einer Normalität zu finden, die alle meine Bedürfnisse unter einen Hut bringt. Nach all der Dynamik der vergangenen Monate keine leichte Aufgabe! Gleichzeitig kämpfe ich gegen ein gewisses Gefühl der Leere an, das sich in mir breit macht. Auftritte en femme werden eben immer mehr zu Selbstverständlichkeit, der Nervenkitzel dabei nimmt stetig ab - daran werde ich mich wohl erstmal gewöhnen müssen... Tja, wie geht"s weiter? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Das Leben wird"s zeigen. |
15.03.2006 | Es hat sich so einiges getan seit meinem letzten Tagebucheintrag! Obwohl jeder einzelne Schritt, für sich betrachtet, sicherlich nicht weltbewegend war, ergibt sich doch aus der Gesamtheit eine klare Entwicklung in die richtige und gewünschte Richtung; und in der Rückschau muss ich zugeben, mein Tagebuch in den letzten Wochen vernachlässigt zu haben, dass das eine oder andere Ereignis sicherlich berichtenswert gewesen wäre. Wie auch immer, ich konnte meine Lethargie und Unsicherheit überwinden, und ich fing an, mein Leben als Angelika zu gestalten: Ich unternahm Ausflüge en femme - zum Einkaufen, zu Treffen Gleichgesinnter, schließlich sogar alleine zur Fasnacht; ich stand meine Outings durch, suchte und fand liebe Menschen mit der gleichen Eigenheit ... Ich nähere mich dem Leben, das ich leben wollte, und ich fühle mich recht wohl darin; ich denke, meine Entwicklung hat ihren (vorläufgen)Abschluss gefunden. Sicher hat damit auch der eine oder andere meiner früheren Texte seine Bedeutung verloren. Dennoch habe ich beschlossen, alles so stehen zu lassen wie"s ist; manches ist unverändert aktuell, vieles zumindest noch interessant, und insgesamt dokumentieren die Texte meinen Weg bis heute recht anschaulich; sie sind und bleiben ein Teil von mir. |
11.01.2006 | Mehr und mehr muss ich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, all das was ich mir vorgenommen habe, auch in die Tat umzusetzen: also Angelika in mein Leben einzubauen. Immer wieder holt mich der Alltag ein, Job, Verpflichtungen, oft genug die eigene Trägheit - und die feminine Seite bleibt mal wieder auf der Strecke ... ... und täglich grüßt das Murmeltier! Ich bin absolut unzufrieden - mit mir selbst. Auch sonst komme ich kaum voran; der Versuch, sich im Familienkreis zu outen, lief ins Leere, das Gespräch nahm einfach keine passende Wendung. Die Situation wird immer unmöglicher, und ich bin ziemlich ratlos, was ich tun soll. Outing mit der Brechstange? Es gibt aber auch Lichtblicke: Tatsächlich habe ich schon gute Erfolge beim Abspecken und nähere mich langsam meiner "Traumfigur", und langsam bauen sich auch Beziehungen zu anderen TG"S auf, die mir sehr wichtig sind. Bin ich zu ungeduldig? Will ich zu viel, tu ich zu wenig dafür? Ich glaube, es ist vor allem der Stillstand, der mich stört. Klar, nach all der Dynamik in den letzten Monaten ist es schwer, Stagnation zu akzeptieren. Dabei sollte ich mich eigentlich darüber freuen: Denn: Hatte ich erwartet, dass es immer und immer so weitergehen würde? Will ich überhaupt sooo viel weiter kommen? Hatte ich mir nicht eine ruhigere Phase gewünscht, Zeit, die Dinge sich setzen und mal wieder etwas Verstand in meinem Leben walten zu lassen? Vielleicht bin ich meiner Bestimmung schon so nahe, dass ich mich ihr nur noch in immer kleineren Schritten nähern kann? Jedenfalls gelingt es mir mehr und mehr, die Dinge etwas distanzierter zu betrachten, und ich denke, ich kann inzwischen ausschließen, ins Bodenlose zu fallen. Und der Gedanke beruhigt mich. Wie gesagt, es ist alles nicht so einfach ... |
05.12.2005 | Ich hab"s tatsächlich getan: am Wochenende habe ich mein erstes Outing hinter mich gebracht. Versuchskaninchen war mein Bruder. Letztlich war"s halb so schlimm, das Schwierigste war (wie immer) die Selbstüberwindung. Die Reaktion meines Bruders war hingegen fast schon enttäuschend gleichmütig - hat er sich, als leidgeprüfter Familienvater, angewöhnt, die Dinge stoisch so zu nehmen, wie sie eben sind? Oder wär"s ihm lieber gewesen, wenn ich ihn mit meinen Enthüllungen verschont hätte? Ich weiß es wirklich nicht - vielleicht braucht er einfach etwas Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen ... Wie auch immer - es ist raus, und jetzt sowieso nicht mehr zu ändern. Ich wollte ja mutiger und aufrichtiger werden - ob ich mich damit auch besser fühle, weiß ich aber noch nicht. |
30.11.2005 | Es ist geschafft - meine Gedanken zum "wichtigsten Thema überhaupt" sind zu Papier gebracht, mein Profil ist soweit komplett. Für mich war"s nötig, das alles mal aufzuschreiben und dabei in eine gewisse Ordnung zu bringen. Vielleicht gibt es ja irgendjemanden, der den Kram auch liest - und wenn auch nur einer/eine sich dadurch angesprochen oder bereichert fühlt, hätte das Ganze sogar einen Sinn... |
22.11.2005 | Heute also feiere ich also meinen 38. Geburtstag. Und zum ersten Mal seit langem habe ich das Gefühl, dass es kein Tag wie jeder andere ist. Es ist gewissermassen ein Stichtag - ich habe nicht, wie früher, Vorsätze gefasst, sondern im Vorfeld Entscheidungen getroffen, und diese in aller Konsequenz umgesetzt. Ergebnis ist unter Anderem diese Webseite - eben Angelika. Insofern kommt mir 38 wie ein gutes Alter vor - nicht (wie ich lange befürchtete) schon so nah an der 40, sondern noch Zeit genug, um sein Leben zu ordnen und zu erneuern - wenn man"s erst mal angepackt hat. Ich glaube, ich darf gespannt sein, was noch alles kommt ... |
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