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Originaltitel: Choices

Originalautorin: Marla Louise

Übersetzt von Frances

In unserer Gesellschaft hört man oft die Bemerkung: "Ich konnte es mir nicht aussuchen [bitte einsetzten] zu sein." Ich konnte es mir nicht aussuchen, schwarz zu sein. Ich konnte es mir nicht aussuchen, schwul zu sein. Ich konnte es mir nicht aussuchen intelligent zu sein. Ist man dem Zuhause näher, höre ich: Ich konnte es mir nicht aussuchen Transvestit zu sein. Ich konnte es mir nicht aussuchen transsexuell zu sein.

Ich ducke mich jedesmal, wenn ich diesen Ausdruck höre.

Du solltest beachten, daß es NICHT eine Person auf diesem Planeten gibt, die es sich 'aussuchen' kann, was sie ist! Wir alle sind einzigartig, so wie wir sind, nicht, weil wir uns es aussuchen konnten, sondern durch die Natur und die Umwelt (und vielleicht durch Gott).

Wie auch immer, wenn jemand den Anspruch erhebt, "Ich konnte mir nicht aussuchen xxxxxx zu sein", stecken einige Schlußfolgerungen hinter dieser Aussage, die ich als negativ betrachte.

Erstens bedeutet es, daß das Selbst und die Lebensentscheidungen gleichgesetzt werden. Und wenn sie dasselbe sind und jemand sein Selbst nicht aussuchen konnte, dann konnte derjenige sich auch seine Lebensentscheidungen nicht aussuchen und ist damit nicht dafür verantwortlich, da niemand für Taten, die er sich nicht aussuchen konnte, verantwortlich sein kann. Ich denke, daß diese Schlußfolgerung falsch ist. Das ist eine Haltung, die Verantwortlichkeit für die eigenen Taten aufzuheben, indem man die Schuld auf sich 'Selbst' oder die 'Natur' überträgt.

Zweitens ist es ein sinnloses Statement, wenn man annimmt, daß jeder mit demselben Problem konfrontiert ist. Wenn aber jemand diese Verteidigung benutzt, dann heißt es ja, daß sie sich selbst von den Vorstellungen der Veranwortlichkeit herausnehmen, während andere das nicht können. "Ich konnte mir mein eigenes Ich nicht aussuchen, damit bin ich für meinen Taten nicht verantwortlich, aber ich schließe andere nicht davon aus, für ihre Taten verantwortlich zu sein." Das ist eine beinahe heuchlerische Einstellung, indem sich die Person, die diese Aussage trifft, gesonderte nützliche Lebensregeln herausnimmt.

Drittens beinhaltet es, daß man eine Verteidigung braucht, und mit der Notwendigkeit einer Verteidigung heißt es, daß man etwas 'schlechtes' verteidigt. Man hört niemanden 'gute' Taten verteidigen wie z.B. 'nett' oder 'uneigennützig' zu sein, indem man sagt, daß man sich das nicht aussuchen konnte! Man hört diese Verteidigung nur, um 'schlechte' Lebensentscheidungen zu entschuldigen. Ich behaupte, daß meine Lebensentscheidungen nicht 'schlecht' sind. Ich finde sie sowohl für mich als Person, für die, die ich liebe, als auch für die Gesellschaft im Ganzen besser.

Wenn Du also diesen Ausdruck benutzt, um Crossdressing oder eine Operation zu verteidigen: Du solltest es überdenken. Es wirft kein sehr gutes Licht auf Dich selbst oder unsere Gemeinschaft im Ganzen.


Danke Frances
Sabine