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Transsexualismus: geschlechtsumwandelnde Operationen |
Dieser Artikel stammt aus der Zeitschrift Medizinische Klinik, Ausgabe 77 aus dem Jahr 1982, Heft 16/17, Autor: E. Biemer
[...] Operationsmöglichkeit bei MzF Transsexuellen Die chirurgische Behandlung
umfaßt bei den häufiger vorkommenden MzF Transsexuellen
folgende Schritte (Abbildungen 1a bis 1e): |
Schematische Darstellung der Schnittführung |
Der Hodensack ist aufgeklappt, ebenso die Haut des
Penisschaftes. Beidseitige Orchiektomie. |
Die Urethra und die beiden Corpora cavernosa sind getrennt. |
Operation einer Vaginalhöhle zwischen Urethra einerseits und Rektum andererseits. Um den Eingang der Vaginalhöhle werden die beiden Corpora cavernosa subkutan versenkt zur Unterfütterung der großen Schamlippen. |
Neugebildete Vagina, die mit Penis- und Skrotalhaut ausgekleidet ist, und entsprechende Neuinsertion der Urethramündung. |
Im allgemeinen werden heute
Orchiektomie, Penektomie und Bildung einer Vagina in einer operativen
Sitzung durchgeführt. Bei den Anpassungsoperationen der Transsexuellen wird heute im allgemeinen eine Auskleidung entweder nur mit dem eingestülpten Penishautschlauch oder mit einem Penishaut- und Skrotallappen bevorzugt. Nach eigenen Beobachtungen genügt die handschuhförmig umgestülpte Penishaut im allgemeinen nicht, um eine ausreichend tiefe und weite Vagina herzustellen. Da aber in jedem Fall die gesamte sensible Penishaut zur Auskleidung der Vagina herangezogen werden sollte, bevorzugen wir eine Kombination der Penis- und Skrotalhaut zur Vaginalauskleidung. Hierzu wird der Skrotalsack durch einen bogigen Schnitt an der Peniswurzel abgetrennt und eröffnet. Durch einen Längsschnitt in der Raphe der Penishaut wird dieser ausgehülst. Hierdurch entsteht ein sogenannter ventraler Lappen, bestehend aus Penishaut, und ein dorsaler, bestehend aus Skrotalhaut, die später beutelartig miteinander vernäht in die Vagina eingestülpt werden. Im Bereich der Basis des Skrotallappens und des Penislappens bleibt immer genügend Haut übrig, um ausreichend große Schamlippen zu bilden. Als Unterfütterung dieser Schamlippen hat sich bei uns die Aufspaltung der beiden Corpora cavernosa des Penisschaftes bewährt, die dann bogig um den Eingang der Neovagina herumgelegt werden. Wird nur der Hautschlauch des Penis eingestülpt, so werden durch einen Skrotalmedianschnitt und Zirkumzision am Sulcus coronarius die Hoden plus Nebenhoden sowie der Penisinhalt luxiert und entsprechend abgetragen. Der Hautschlauch wird dann in die geschaffene Neovagina eingeschlagen [3]. Turner et al. [8] umschneiden häufig den Penis ventral an seiner Wurzel bogenförmig. Nach unserer Ansicht ergeben diese Methoden nicht immer eine ausreichend große und tiefe Vagina. Bei der ventralen Umschneidung verbleibt darüber hinaus noch eine sehr suspekt auffallende äußere Narbe. Von größter Bedeutung für
ein gutes Operationsergebnis ist das konsequente und lange (bis zu einem
Jahr) Tragen eines Bougies. Anpassungsoperation bei FzM Transsexuellen Bei den seltener
vorkommenden FzM Transsexuellen gestaltet sich die operative
Behandlung wesentlich komplizierter und kann in weiten Teilen heute noch
nicht als gelöst betrachtet werden. Im einzelnen umfaßt sie Im allgemeinen werden heute hier nur Teileingriffe durchgeführt, wie eine Ablatio der Mammae, Hysterektmoie, eventuell noch die Bildung eines Skrotums durch die Implantation von Hodenprothesen in die großen Schamlippen. Alle bisherigen Möglichkeiten einer Phallusbildung sind weit davon entfernt, ein absolut befriedigendes Resultat für die Betroffenen zu liefern. Während man zunächst die Methode nach Gilles, die sogenannte "Tube-Technik", anwandte, wird heute eine Penisplastik im allgemeinen durch muskulotane Lappen, besonders unter Verwendung des Gracilislappens, entweder beidseitig oder doppelseitig durchgeführt. Die Urethraverlängerung wird dann durch ein über den Katheder genähtes Spalthauttransplantat, das in den Muskelhautschlauch primär oder sekundär versenkt wird, erreicht. Vielversprechend sind neueste Möglichkeiten durch zwei ineinander eingeschlagene freie Lappenplastiken. Hierbei wird als Urethra zum Beispiel ein Dorsalis-pedis-Lappen mit Umkleidung durch einen freien Leistenlappen, beide mit Gefäßanschlüssen, herangezogen. Eines der Hauptprobleme ist hier immer die Versteifung. Gerade bei den weiblichen Transsexuellen ist es aus den dargestellten technischen Gründen von fundamentaler Bedeutung, daß präoperativ sehr detailliert dem Patienten ein klares Bild von den Möglichkeiten und vor allem den Grenzen der operativen Anpassung dargelegt wird. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale müssen verändert werden Zur besseren Anpassung des
äußeren Erscheinungsbildes, besonders bei MzF Transsexuellen,
werden häufig von den Patienten noch formverändernde Eingriffe am
Kinn, bei sehr prominentem Adamsapfel oder bei zu kräftiger Nase im
Sinne von einer ästhetischen Rhinoplastik gefordert. Häufig ist auch
die allein auf hormoneller Stimulation basierende Brustvergrößerung
nicht ausreichend, so daß hier noch eine Brustaugmentation mit
Silikon-Prothesen notwendig wird. [...] LITERATUR Verfasser: Priv.-Doz. Dr. habil. Edgar Biemer, |