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Simones Erfahrungen in München

Bericht über meine geschlechtsangleichende OP (MzF) im Frühjahr 1999 bei Dr. Schoeneich in der Dr. Decker Klinik München



Sonntag 28.2.99

Es war ein sonniger Sonntag Morgen, als ich wie immer wieder mal viel zu früh vor der "Dr. Decker-Klinik" einparkte. In 20 Minuten machen die erst auf? Na so was. Von meiner Freundin auch noch nichts zu sehen. Na gut, das ging ja auch nicht, ich bin ja auf der Autobahn an ihr vorbeigedüst. Dann mache ich eben noch einen kleinen Spaziergang und erkunde schon mal die Umgebung.

9 Uhr - Einchecken

9 Uhr 20 - meine Freundin ist da

9 Uhr 30 - Ab ins Zimmer, wo ich mir als erste im Zweibettzimmer das schönste Bett aussuchen konnte

Nun waren da noch die Kleinigkeiten mit dem Telefon und der Menübestelliste für die Verpflegung der kommenden Woche zu klären. Das Thema Rauchen entpuppte sich auch sehr schnell als gelöst. Ein Balkon vor dem Fenster erschien mir ideal dafür. ( geht heute leider nicht mehr) Also erst mal eine rauchen.
Um 12 Uhr gab es dann Mittag, mit Vorsuppe, Hauptgericht und Kompott. Na das geht ja gut los dachten wir so. Wir hatten ja immer noch den OP Bericht der Fr. Dr. Spehr im Kopf.Nun gings los. Blutdruck und Fieber messen, das wars schon wieder. Mich überfiel plötzlich ein Anfall von Müdigkeit. Na ist ja kein Wunder, 3 Stunden Schlaf ist halt zu wenig für mich. Also erst mal das Bettchen testen. Gegen 14 Uhr wurde ich von Kaffee und Kuchen geweckt. Wir verstanden das beide nicht, schließlich sollte ich doch morgen operiert werden. Haben die mich verwechselt? Nach dem Kaffee kam dann auch schon die Anästhesistin und wir besprachen die Narkose.

17 Uhr - Abendessen, mit allem drum und dran. Was soll das? Wo bleiben die 3 Flaschen von dem "edlen Getränk" das einen aufs Klo treiben soll?

Na gut, ich esse halt und meine Freundin fährt nun zu ihrer Schwester, die in München wohnt. Kurz darauf kam endlich mein Geburtshelfer. Dr. Schoeneich betrachtete noch einmal das von Androcur doch schon gezeichnete Objekt seiner Begierde. Wir sprachen noch kurz, bis er sich mit den Worten " bis Morgen also" verabschiedete.
AHHHHHH, daher weht der Wind! Gegen 19 Uhr kommt die Schwester mit einer Überraschung! In Fachkreisen wird das wohl Einlauf genannt. Also auf die Seite gelegt und laufen lassen. " Schön zu kneifen " sagt die Schwester noch und zieht mit einem Lächeln von dannen. Schön zu kneifen denke ich, als ich zu schwitzen beginne, vor Angst, das Klo nicht rechtzeitig zu erreichen. 5 Schritte, ganz schnelle Schritte und?.................AHHH. Fertig. Wieder zurück vor dem Fernseher kommt auch schon die nächste Schwester. Eine Spritze, wer weiß wofür und sie legt mir ein blaues, längliches Tablettchen auf den Nachttisch. " Für die Nacht, falls sie nicht schlafen können. Und denken sie daran nach 22 Uhr nicht mehr rauchen", Hmmmm, dachte ich, wenns denn sein soll? Etwa um 22 Uhr 30 habe ich dann doch diese leck mich Tablette genommen und wollte dann noch mal nach 10 Minuten aufs Klo. UPS , was das denn? Hast doch gar keinen Alkohol getrunken? Warum bewegt sich denn alles? Naja, ab aufs Klo und dann schlafen.

Montag 1.3.99

Es muß so gegen 8 Uhr gewesen sein, als ich erwachte. Noch immer etwas von der Tablette benebelt, erinnerte ich mich aber doch noch daran, was ich nun machen sollte. Also erst mal ab unter die Dusche. Wer weiß wann ich das Vergnügen wieder haben werde? So, und nun in diese blöden halterlosen Strümpfe. Hatten sie die nicht auch in meiner Größe? Das weiße Kartoffelsäckchen ist eigentlich nicht als Schlüpfer zu erkennen, aber es ist einer. Jetzt noch in das Designer- Nachthemd mit einem Knopf am Hals, dann wider eine von den schönen doof- Tabletten und schnell wider ins Bett. Hab ich ein Hunger denke ich noch, da schlafe ich schon wider ein.

11 Uhr  --- ich werde wach, meine Chauffeure sind da. Jetzt geht’s also ab.

Im OP- Raum angekommen, machen sich plötzlich 5 oder 6 grüne Menschen über mich her. Am rechten Bein jemand, am linken Bein, am rechten Arm und auch am linken. Beine hoch........ Arme breit....... eine Spritze merke ich noch und jemand hält mir eine Maske vor die Nase.

Nun ward es Nacht!..........................

15 Uhr 30 --- ein Auge auf ....... meine Freundin ist da, und ich bin in meinem Zimmer, dann kann ich ja weiter schlafen.

16 Uhr - Augen auf ....."ist alles gut gegangen?" meine Frage. " ja, alles in Ordnung." sagt meine Freundin und ich sehe die Anästhesistin am Tisch mit ihr sitzen. Am Arm habe ich einen Tropf, dann kann ich ja noch ein Stündchen schlafen. Meine Freundin erzählte mir später, das währe wohl noch oft so gegangen. Wach werden, Fragen stellen, unter die Decke schauen und mit einem Lächeln wider einschlafen. Zwischen durch soll ich um ein Schmerzmittel gebeten haben, was ich dann auch bekam. Ich weiß eigentlich nur noch, daß ich so gegen 20 Uhr begonnen habe, mehr in Trance als wach meine Eltern und Freunde anzurufen um mein Erwachen Kund zu tun. Dann schlief ich wieder ein.

Dienstag 2.3.99

Gutem Morgen! Erschallte die Stimme eines Pflegers. Er füllte eine Schüssel mit Wasser und stellte sie mir auf den Bauch. Waschzeit. Nach der Katzenwäsche mußte ich erst mal nachschauen, was nun überhaupt passiert war. Zu sehen war ja nicht viel, aber die Art, wie sich der Verband durch die Beine zog ließ mich ein Freudentränchen weinen. Du hast es geschafft! Dachte ich. Rechts und links hingen je ein kleiner Schlauch heraus und aus der Mitte ging der Katheder ab. Am Arm immer noch ein Tropf und das wars. Warum war ich nur immer noch so müde? Der Tag verlief eigentlich sehr eintönig. Schlafen und wach, immer im Wechsel. Ab Mittag gab es Astronautennahrung. Hmmmmm, lecker, 3 Sorten. Schoko, Vanille und Nuss. Je eine Flasche stand auf meinem Nachttisch.

Mittwoch 3.3.99

Am Morgen kam Dr. Schoeneich, um die Drainage zu ziehen. Was ist das eigentlich für ein Verband? Das hatte ich mir aber auch anders vorgestellt. Eigentlich waren es nur große Pflaster. Drüber hatte ich dieses komische Netzhöschen. Der Doc machte die Pflaster nicht gerade sehr vorsichtig ab. Bei der Gelegenheit konnte ich mal einen ersten Blick werfen. Na viel gesehen habe ich nicht. Ich war ausgestopft wie eine Weihnachtsgans. Alles angeschwollen und in den Farbschattierungen Lila - blau. Es machte zwei mal ziep und mit einem Ruck waren die Schläuche raus. Jetzt nur noch 3-4 Kompressen drauf, Höschen wider hoch und fertig! Bis Morgen sagte der Doc und verschwand wider, ohne daß ich irgend eine Frage stellen konnte. Die Drainage war raus, was also bedeutete, ich konnte mal versuchen mich zu erheben. Es gelang mir tatsächlich und ich war froh. Ein wenig schwumlig im Kopf aber es ging. Mittag bin ich dann richtig aufgestanden, habe mir mein " Pullersäckchen" am Morgenmantel befestigt und bin endlich mal eine rauchen gegangen. ( 2 Schritte auf den Balkon) Ganz hab ich sie nicht geschafft, das wollte dann mein Kreislauf doch nicht so. Also wider ab ins Nest. Um 14 Uhr gab es den ersten Kaffee wieder, aber leider ohne Kuchen. Na ja , ich bin ja auch nicht zur Mast hier. Um 17 Uhr was richtiges zu essen! Suppe. Da möchte ich aber noch eine bitte!

Donnerstag 4.3.99

8 Uhr wecken und los geht’s. Die letzte Infusion, und um 8 Uhr 15 endlich Frühstück komplett! Dann kam, was kommen mußte. Ich mußte mal etwas großes. Na, es war etwas Gewöhnungsbedürftig aber es ging eben so. Der Rest des Tages verlief normal. Mittag gab es wieder richtig was zu happern, zum Kaffee gabs wieder Kuchen. Abends dann endlich mal wieder Haare waschen, die unter der Narkose ganz schön gelitten haben und eine Menge sogar abgebrochen waren.

Freitag 5.3.99

Heute hat Dr. Schoeneich sich was nettes für mich ausgedacht. Wir ziehen heute die Tamponade und drehen den Katheder zu. Wenn sie mal müssen, dann einfach aufdrehen, aber versuchen sie so lange wie möglich zu zu lassen, damit sich die Blase wieder weitet. Es war schon schön anzusehen, was er da alles aus mir herausholte. Vor allem war es ein tolles Gefühl. Ich merkte, daß ich doch sehr empfindlich reagiere und es durchzog ein Glücksgefühl meinen ganzen Körper. Ein kurzer Blick vom Cheff und von mir auf seine Arbeit und wieder ausstopfen.

Samstag 6.3.99

Heute wird der Katheder gezogen. Dr. Schoeneich in seiner berühmten schnellen Art...... zipp... raus ist er. Endlich ohne das Säckchen auf Tour gehen! Das erste Mal Pipi klappte dann auch super. Ach ist das schön. Am Nachmittag kamen dann meine Ex Frau, ihr Freund und meine Mutter. Sie brachten mir eine Flasche Wein mit, den ich mir dann am Abend beim Fernsehen schmecken ließ.

Sonntag 7.3.99

Heute kam endlich eine Bettnachbarin in mein Zimmer. Eine Bio, die sich die Brust nach Krebs wieder aufbauen lassen wollte. Endlich mußte ich nicht mehr allein beim Rauchen auf dem Balkon stehen. Wir hatten viel Spaß zusammen.

Montag 8.3.99

Meine Nachbarin wurde operiert, sonst gab es nichts besonderes. Dr. Schoeneich war kurz da und sagte mir, daß ich Morgen in seine Praxis kommen soll. Er erklärte mir noch den Weg und weg war er wieder.

Dienstag 9.3.99

Heute geht’s ins Zentrum von München und es regnet. Na klasse! Was solls. Hübsch gemacht und ab in die U- Bahn. 3 Stationen fahren, 5 Minuten laufen und da bin ich schon. Alles wieder ausziehen und zum ersten Mal ab auf den Stuhl. Moment mal, wie kommt man denn da drauf? Da hab ich mich wohl etwas doof angestellt aber die Schwester wies mich dann ein. Dr. Schoeneich entfernte alles wieder und machte noch mal sauber. Als er ganz vorsichtig meine Klitoris berührte, währe ich ihm vor Freude fast um den Hals gesprungen. Hui, ist die sensibel, dachte ich. Nur gut, daß der Stuhl Haltegriffe hat. Aus einem Regal nahm er dann das Scheidenphantom und erklärte mir die Anwendung. Er sagte, ich könne Morgen nach Hause und wollte wissen wie ich fahre. Mit dem Auto fahre ich und es sind 570 km sagte ich. Oh, da werden wir mal eine extra feste Transportverpackung machen sprachs und stopfte mich wider aus. Dann überreichte er mir noch meine Unterlagen. Morgen früh kommt er noch mal in die Klinik und dann kann ich abdüsen sagte er und ich fuhr wieder zurück.

Mittwoch 10.3.99

So, meine sieben Sachen sind gepackt und ich warte auf den Doc. Als er bis zum Mittag nicht da ist rufe ich ihn an. Er braucht noch eine Weile, aber er könne mir die letzten Infos auch so am Telefon geben. Er sagte mir also noch mal welche Vibratoren ich kaufen solle und wie ich sie benutzen soll. Dann verabschiedeten wir uns und ich checkte aus. Die Rückreise war nicht sehr angenehm. Ich mußte ganz schön die Zähne zusammen beißen und 4 Pausen machen. Nach 5,5 Stunden war ich zu Hause. In den folgenden Wochen habe ich im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Bougieren mit dem Phantom mache ich nachts und am Tage noch zusätzlich mit dem Vibrator. Nach 14 Wochen geht es ab zur Scheidenkorrektur. Die OP dauert 30 Minuten und Nachmittags bin ich schon wieder unterwegs. Nach 3 Tagen habe ich die Rückreise angetreten, diesmal aber angenehmer. Es wurde der Damm gekürzt, eine Weitung vorgenommen und die Klitoris überdeckt.
Ich bin froh diesen Schritt gemacht zu haben und freue mich über das Ergebnis. Ich hätte nie gedacht, daß ich Gefühle einmal so schön erleben werde. Schade nur, daß ich dies erst mit 35 Jahren erfahren durfte.

Ich würde es genau so immer wieder machen!!!!!

Im nächsten Leben aber viel früher! ;-)
 

Simone  SimoneTS@aol.com