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"Cinderella Freiheit"

Jeder TS verfällt in das Cinderella Syndrom. Sie sieht den Prinzen, der sie zart vom Boden in die Höhe hebt und vor sich auf das weiße Pferd setzt. Leider ist die Vorstellung von der Realität weit entfernt. Die Erregung, wenn ein Mann auf Dich zu kommt, gerade das erste Mal, ist etwas herrliches. Das Problem ist bloß, Du hast den Körper einer Frau und die Erfahrung eines kleinen Mädchens. Dabei ist es völlig unbedeutend, wie gut Du in Deiner alten Rolle warst, Deine männlichen Erfahrungen helfen Dir hier überhaupt nicht. Als "neue" Frau verfällst Du dadurch leicht in männliche Angewohnheiten.

Meine erste Begegnung mit einem Aufreißer war in einem Schuhgeschäft. Ich war vollkommen darauf konzentriert, welche Pumps zu meinem neuen weißen Kleid am besten passen, als ich von einer Stimme aufgerissen wurde. "Zu viele verschiedene Stile", sagte die Stimme. Ich sah auf und meine Augen trafen sich mit denen eines wirklichen stattlichen Mannes. Sein Schnurrbart kräuselte sich bei seinem Lächeln nach oben.

"Ich weiß", antwortete ich, "die Entscheidung fällt so schwer." Ich lächelt zurück.

Nun, wenn ich alle meine Sinnesorgane beisammen gehabt hätte, hätte ich darüber nachgedacht, was der Typ in der Frauenabteilung des Schuhgeschäftes überhaupt macht. Aber nein, ich war unfähig die Aufmerksamkeit richtig einzuschätzen.

Nervös war ich, das ist sicher und ich war von meiner Erscheinung nicht überzeugt, aber er nahm die Konversation auf und bevor ich es bemerkte, plauderten wir miteinander und gingen durch das Geschäft. Mit zwei Paar Schuhen in der Hand gingen wir zum Ausgang und ich war neugierig, was als nächstes kommen würde. Als wir bei der Kassa anstanden, fragte er mich, ob er mich auf eine Tasse Kaffe einladen dürfe. Ich stimmte dem erfreut zu. (es war großartig diese Art von Aufmerksamkeit zu bekommen! Ich hatte noch keinerlei Erfahrungen wie diese gemacht.)

Als wir also an der Kasse anstanden, fragte er mich, wieviel die Schuhe denn kosten. Sie waren sehr billig. Ich hatte Schuhe um 10$ pro Paar ausgesucht und ich sagte es ihm. Er bot mir an, sie zu bezahlen. Gut... ich mag ein bischen naiv gewesen sein, aber ich war nicht blöd. Ich lehnte respektvoll ab, sagte, daß ich ihm das nicht antun wollte, aber in Wahrheit wollte ich mir keine Verpflichtung auferlegen. Aber - er war wirklich schnell.

Schließlich, nachdem wir bei der Kassa vorbei waren (und nachdem er mich genau beobachtet hatte), fragte ich ihn, wohin er denn Kaffee trinken gehen wolle. Eigentlich dachte ich, daß er mir einen Kaffee kaufen wollte und daß hat mein Selbstwertgefühl doch sehr gehoben, aber er hatte andere Pläne..

"Es ist zu überfüllt in einem Kaffeehaus um einander kennenzulernen", begann er." Wollen wir uns nicht in das Auto setzen und ein Weilchen plaudern?".

Nun, ich konnte sehen wo das ganze hinführte, aber ich fühlte mich durch die Aufmerksamkeit so geschmeichelt und ich dachte mir, daß ich ja aus dem Auto rauskönnte, wenn ich es möchte. Und so lang ich nicht zuließ, daß er mich irgendwohin fährt, würde alles in Ordnung sein.

Also sagte ich zu.

Er hatte einen Mittelklassewagen: nichts besonderes und schnell erklärt, "Mein Auto ist in der Werkstatt, das ist ein Leihwagen." Dann fixierte er mich mit seinen stählernen schwarzen Augen, sah keinen Moment von meinem Gesicht weg und begann zu erklären, warum ich in dem Geschäft seine Aufmerksamkeit erregt hatte und er jetzt sogar ein bischen Zeit mir mir verbringen würde. Er sagte mir wie sexy er mich finden würde und begann meine Schulter zu streicheln. Sein Hand bewegte sich langsam auf mein Brüste zu, er erklärte "Männer sind nicht wie Frauen. Erst kommt bei ihnen der physische Kontakt, dann erst verlieben sie sich."

Natürlich wußte ich, daß das Blödsinn war, ich hatte das ja als Mann auch nie gemacht. Aber die Situation war so berauschend und er massierte mit seiner Hand meine Brustwarzen. Wäre ich kein Mann gewesen, hätte er mich soweit gehabt. Aber ich war noch Mann genug, um genug Objektivität aufzubringen und nicht nachzugeben.

Er erzählte mir, daß er mit mir gerne Liebe machen würde und wir sofort und auf der Stelle in ein Motel gehen sollten. Ich wich ihm weiter aus und versuchte soviel von dem was er mir gab zu bekommen, ohne weitergehen zu müssen. Er küßte mich und sagte wir sollten gehen, aber ich gab nicht nach. Er sagte, "hast du Angst schwanger zu werden?" Ich antwortete, "ich denke, daß ich mir darum keine Sorgen machen muß."

Zum Schluß erklärte ich ihm, daß ich jetzt nicht mit ihm in ein Motel gehen würde, weil ich darüber erst mit einem klaren Kopf nachdenken müsse. Er fragte mich nach meiner Telefonnummer, ich lehnte ab. Ich fragte ihn nach seiner und meinte, daß ich ihn anrufen würde, wenn ich bereit war. Das war der Zeitpunkt an dem er nervös wurde, er merkte, daß der Fisch sich von der Angel losreißen würde und so gab er mir seine Nummer. Aber er gab sie mir mit der Auflage: "Ruf nicht an, außer Dienstag und Mittwoch nachts und wenn eine Frau antwortet, sag, du bist ein Kunde meiner Tapeziererei."

So habe ich also meine weibliche Jungfräulichkeit zu dem Zeitpunkt gerettet, aber wäre ich schon operiert gewesen, glaub ich, wäre ich nicht davongekommen. Aber habe ich dabei gelernt, der männlichen Aufmerksamkeit nicht nachzugeben? NEIN! Einige Monate später habe ich als Redakteur bei einem Zukunftsfilm gearbeitet. Einer der Darsteller kam herein um sich etwas anzusehen. Er fand etwas später einen ruhigen Moment um mit mir alleine zu sprechen. Er erzählte mir, daß er mich von der Selbsthilfegruppe kannte. Ich konnte mich nicht an ihn erinnern, er war nicht sehr oft da gewesen. Er war selbst kein Transgender, sondern nur einer dieser Leute, die ein spezielles "Herz" für andere in oder nach der Umwandlung hatte.

Er wollte zum Abendessen und ich dachte, "Okay, es ist sicher lustig wenn mir ein Mann mein Essen zahlt." Es lief sehr gut und er benahm sich auch wie ein Gentleman. Wie auch immer, jedesmal wenn er nach diesem Essen in mein Zimmer kam wurde er mehr und mehr "freundlich". Schließlich meinte er, daß er gerne eine Beziehung mit mehr hätte.

Ich war (und bin) verheiratet und ich wollte meine Ehe nicht auf das Spiel setzen. So bedankte ich mich für sein Angebot, lehnte aber ab. Einige Tage später nahmen wir Ton auf in den Universal Studios und er kam wieder zu mir. Er saß neben mir und legte seine Hand auf mein Knie. An diesem Abend gingen der Direktor, der Produzent, ein Freund von ihnen und ich zum Essen in der Nähe der Studios.

Mein fraglicher Freund näherte sich dem Direktor und lud sich selber ein. Ich merkte, daß er nur in der Nähe von mir sein wollte und so fand ich einen stillen Moment, um dem Direktor das Problem zu erklären und es mich freuen würde, wenn er den Mann nach dem Essen so lange beschäftigen würde, bis ich in meinem Auto bin. Er stimmte zu.

Sicher genug, nach dem Essen, ging ich rasch und er wollte mir folgen, aber der Direktor hielt ihn auf. Das funktionierte nicht lange, denn ich war noch nicht beim Auto angekommen, als er mich eingeholt hatte. Es war in einer dunklen Gasse hinter dem Restaurant und es waren keine Leute zu sehen.

Wir begannen zu reden und er machte einige Vorschläge, wie wir uns verbinden könnten. Nach einigen Minuten wurde er zu mir brutal. Er zog mich zu sich heran und versuchte seine Zunge in meinen Mund zu schieben.

Nun, ich weiß was Du denkst: warum habe ich nicht gesagt er solle gehen? Nun, ein Teil des ganzen war mein Fehler. Das alte Cinderella Syndrom hat mich glauben lassen, daß er interessant wäre. Ich wollte nicht, daß mehr als ein Gespräch zustande kommt, aber ich wollte es auch nicht komplett stoppen. Ich mochte wie es war. Das Problem ist nur, daß Männer es dabei nicht belassen können. Ich weiß, daß sie es so lange probieren, bis sie Widerstand bekommen und auch dann noch machen sie weiter, bis sie merken, daß sie diesen Widerstand nicht brechen können.

Nun stand ich da, preßte meine Lippen zusammen, aber immer noch ruhig. Seine kleine schleimige kleine Zunge wieselt durch und schlappte über meine. Warum stieß ich ihn nicht weg. Aus dem gleichen Grund weswegen Frauen immer Angst haben zurückzuschlagen: sie haben Angst geschlagen zu werden, wenn sie sich wehren . Plötzlich verstand ich die Natur der weiblichen Furcht. Hier war ich alleine in einer dunklen Gasse mit einem entschlossenen Verehrer, der mit Sicherheit um einiges stärker als ich war. Ich hielt ohne Widerstand aus, bis endlich einige Leute vorbei kamen und ich die Möglichkeit auszubrechen hatte und sagte zu ihm, daß ich laufen müsse. Ich öffnete wackelig die Autotür, schlüpfte hinein und wollte sie schon schließen, als er dazwischenstieg und die Tür offen hielt. Er erzählte, daß er mich sehr aufreizend finden würde, nahm meine Hand und preßte sie gegen den Hügel seiner Hose. Ich meinte, ja, ich könne es sehen. Ich konnte seine Finger auf meinen Lippen spüren, als eine andere Gruppe von Leuten kam. Ich benutzte die Gelegenheit um die Autotür zu schließen, winkte auf Wiedersehen und fuhr ab in die Nacht.

Nun, ich bin mir sicher, daß seine Erinnerung ganz anders als meine ist. Ich bin sicher daß er annimmt, daß ich ihn genau so wollte wie er mich. Das kommt daher, daß Männer und Frauen Dinge verschieden abschätzen. Diese Art der Fehlkommunikation ist etwas, was wir als neue Frauen lernen müssen.

Als letztes Beispiel möchte ich zwei Geschäfte in der Nähe meines Hauses anführen. Eines östlich, eines westlich. Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, ist das Westliche auf meinem Weg. Ich mochte es zeitweise, auf einen Kaffee hineinzugehen. Schließlich ging ich immer hin, bis der Kassierer seine Liebe zu mir entdeckte.

Als ich ihn das erste mal traf, richtete er seine Augen auf mich und begann eine Konversation. Bei den nächsten Treffen hielt er immer meine Hand, wenn er mir mein Wechselgeld gab. Am Schluß, als ich hineinging und auf meinen Kaffee wartete, führte ich eine Hand an meiner Taille. Ich sah auf, sah ihn lächeln und er fragte mich, wie mein Tag war. Ich spielte mit der Situation, sagte, daß er gut war, zahlte und ging. Ich konnte seine Augen auf mir spüren, bis ich bei meinem Wagen war.

Auf dem ganzen Weg zur Arbeit haßte ich die Art, wie er mir meine Freiheit genommen hatte und die Art, wie er mich attraktiv fand.

Ich beschloß, für eine Weile nicht mehr hin zu gehen und so würden die Dinge abkühlen. Ein paar Wochen später ging ich dann doch wieder hinein - sein Arm war schneller da als der Kaffee. Diesmal fühlte ich mich belästigt.

Aber, die Fantasie einen Mann so aufgeturned zu haben, daß er solche Annäherungsversuche macht, war narkotisierend. Aber ich schwindelte, zahlte meine Rechnung und ging. Ich schwor mir nicht mehr zurück zu kommen. Mehrere Wochen später hatte ich Lust zum Essen zu Hause zu bleiben. Ich beschloss noch Candyzucker im östlichen, also im anderen Geschäft zu kaufen, das ich in letzter Zeit immer besucht hatte. Dieses mal aber war es zu spät geworden und so mußte ich entweder zum unangenehmen Laden, oder ich mußte auf den Candyzucker verzichten.

Plötzlich wurde ich ärgerlich. Wie konnte er es wagen, mich krank fühlen zu lassen, nur weil ich in dieses Geschäft gehen mußte. Wie konnte er es wagen, so in meine Freiheit einzudringen! So rüstete ich mich gegen das, was auf mich zukommen würde und fuhr auf den Parkplatz. Ich schaute durch das Fenster und sah, daß da ein neuer Kassier war: vielleicht hatte er gekündigt!

Ich ging hinein, fühlte mich das erste Mal seit Monaten wieder gut und schaute in die Theke. Ich hatte noch nichts genommen, als ich den Kassierer zu jemanden sagen hörte "Okay, seh dich dann später!". Er ging aus dem Geschäft und ich sah, daß mein Mann seinen Platz eingenommen hatte. Ich konnte mein Glück nicht fassen!

Natürlich sah er mich sofort und behielt mich im Auge bis ich zur Kassa kam. Mein Kinn krbbelte in Erwartung dessen, was auf mich zukommen würde. Aber er überraschte mich. Er machte nur nette Konversation. Die Dinge ändern sich, dachte ich. Er hat die Botschaft verstanden. Nachdem er mir mein Wechselgeld gegeben hatte, gab er mir zum Abschied sogar die Hand. Nun nach allem war er doch ein Gentleman.

Ich streckte meine Hand aus um sie ihm zu geben und er zog mich über die Kasse und gab mir einen Kuß! Und dann noch einen! Und das mitten im Geschäft! Er ließ mich los, ich lächelte und war seither nicht mehr dort.

Wie konnten alle diese Dinge passieren? Weil ich die Männer nicht verstand - deshalb! Männer sind viel aggressiver als Frauen. Für sie gibt es nur einen Grund aufzuhören, wenn sie keinen Fortschritt machen. Aber ich will nicht verletzt werden.Und von Natur aus fühle ich mich durch Aufmerksamkeit geschmeichelt. Als Transsexueller ist die Sehnsucht nach Begehrtheit größer als nach Sex - möglicherweise dem Sex sogar vorzuziehen!

Die Kombination der zwei verschiedenen Betrachtungsweisen brachte mich in die Lage, von diesen drei Männern "verletzt" zu werden. Aber sogar als ich zwischen den Lottoscheinen und den $1.99 Rosen geküßt wurde, hatte ich die stärksten sexuellen Wogen, die ich jemals ohne Vorspiel hatte! Sogar als ich verletzt wurde, wurde ich angeturned!

Was ist nun der Sinn? Wenn Fantasie und Realität kollidieren, ist es leicht zwei Meinungen zu haben. Ich weiß, daß ich bin. Und bis ich nicht verstanden haben, können mir solche Sachen immer wieder passieren.

Cinderellas Freiheiten werden nicht nur von Männern genommen, sie sind genau so von Frauen gegeben. Wir sind beide Teile in einem Akt. Solange du nicht weißt, wie du wirklich fühlst und lernst klar auszudrücken, wann deine neuen Spielzeuge zu berühren sind oder nur zum anschauen, ist es besser, vorsichtig zu sein. Es ist der beste Weg ein glückliches Leben zu führen.

by Melanie Anne Phillips - übersetzt von Sabine