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Wetten wir 120 000 Englisch Pfund: Mann oder Frau?

Charles G. L. Thimothée d' Eon de Beaumont, ein talentierter und hochgebildeter Mann, war der Sohn es königlichen Domänendirektors von Tonnerre in Frankreich, besuchte das Collège Mazarin, graduierte zum Doktor beider Rechte und wurde zunächst Sekretär bei der Pariser Intendatur und Geheimagent Ludwigs des 15. Nebenbei war er ein sehr geschickter und gefährlicher Degefechter. Auf Empfehlung des Prinzen Couti reiste er 1755 in geheimem Auftrag nach Petersburg, wo er sofort in elegantester Damentoilette als Nichte des französischen Diplomaten Douglas auftrat und am Hofe Katharinas von Russland als entzückende und charmante Französin ungeheures Aufsehen erregte.

Die gewagten und pikanten Liebesabenteuer, die man ihm im Zusammenhang mit der Kaiserin - deren auf bekanntlich ziemlich eindeutig war - und ihren Hofdamen in den Pariser Salons kolportierte, dürften nach erneusten Geschichtsquellen jedoch eine Erfindung späterer Jahrzehnte sein.

Mit vertraulichen Mitteilungen unterwegs - diesmal in Männerkleidung - überholte er alle Boten und ritt in einer Rekordzeit von Wien nach Versailles, wo er dem König eine überaus wichtige, politische Nachricht überbrachte. Zum Lohn erhielt er von Ludwig dem 15. eine goldene Tabaksdose und das Patent eines Dragonerleutnants. Für eine weitere Bravourleistung im diplomatischen Geheimdienst - diesmal in England - empfing er aus der Privatschatulle des Königs 6 000 Livres und wurde zum Ludwigsritter ernannt.

Von da ab nannte er sich Chevalier d'Eon. Später geriet er in London in komplizierte und gefährliche Affairen, wurde des Hochverrats beschuldigt, erpresste und wurde erpresst und entging nur mit knapper Not dem Giftmordversuch.

Da er abwechselnd als Mann oder Frau auftrat, wussten zuletzt seine besten Freunde nicht mehr, welches von beiden er eigentlich sei, und im Jahre 1770 gab es in London ganz offizielle Wettbüros darüber, ob d'Eon ein Mann oder eine Frau sei. D'Eon verbat sich das ganz energisch, aber da kannte er die Londoner schlecht. Als man erfuhr, dass er London verlassen wollte, ohne dass sein wirkliches Geschlecht einwandfrei festgestellt worden sei, gab es eine regelrechte Panik bei allen, die bei diesen kuriosen Wetten Geld angelegt hatten. Es waren insgesamt über 120 000 englische Pfund!

Der Gesandschaftssekretär Broglie berichtete dem König von Frankreich: "Der Sieur d'Eon ist eine Frau und nichts als eine Frau, deren Attribute er besitzt. Er bat mich sein Geheimnis zu bewahren!"

Offenbar im Zusammenhang mit diesem eigenartigen Bericht durfte d'Eon nur unter der Bedingung in seine französische Heimat zurückkehren, dass er bis an sein Lebensende ausschliesslich als Frau leben müsse. Der Chevalier kämpfte viele Jahre vergeblich gegen diese harte Verfügung, wodurch klar bewiesen ist, dass er kein echter Transvestit war. Schließlich kehrte er nach London zurück, wo er in den ärmlichsten Verhältnissen lebte, als Degenfechter Vorstellungen gab und unter anderem im Kings Theater vor dem Prinzen von Wales als "Jungfrau von Orleans" auftrat. Er galt allgemein für eine Frau und starb mit fast 80 Jahren im Hospital von Bloomsbury. Die Leiche wurde untersucht und seziert und endlich amtlich festgestellt, dass die alte Dame tatsächlich ein Mann war. Grotesk und tragisch zugleich ist eine Tatsache, dass dieser unglückliche Mensch im zweiten und letzten Drittel seines abenteuerlichen Lebens sich verzweifelt gewehrt hatte, Frauenkleider tragen zu müssen.

Vielleicht der einzige Fall überhaupt, wo ein Mann offiziell gezwungen wurde, die Kleider des anderen Geschlechts zu tragen!


Quelle / Linktipp: www.txkoeln.de

Text von Christina G. - Danke