JOURNAL OF ELECTROLOGY

The journal of the american electrology association

Volume 12 Juli 1997 Nummer 2

EPILATION VON TRANSSEXUELLEN FRAUEN

Eine Retrospektive über die Behandlung von vier Patienten

Autoren
Dallas Denny, MA.
Psychotherapeut, Leitender Direktor des AEGIS, dem amerikanischen Informations- und Ausbildungsservice für Transsexuelle

Ahoova Mishael, B.A., CPE
Praktizierender Arzt seit 18 Jahren, jahrelange Epilations-Erfahrung bei Transsexuellen

Die Aufgabe eines Elektrologisten besteht darin, unerwünschte Gesichts- und Körperhaare zu entfernen. Viele Elektrologisten behandeln ausschließlich Frauen, aber auch bei Männern besteht Behandlungsbedarf. Männer wollen aus verschiedenen Gründen epiliert werden:
Sie lieben es nicht, sich zu rasieren oder haben wegen einer empfindlichen Haut oder eingewachsenen Haaren Schwierigkeiten und Schmerzen beim Rasieren. Männer wollen sich auch epilieren lassen, um einen gleichmäßigen Bart oder einen glatten Haaransatz zu bekommen oder sich von unerwünschten Haaren auf dem Rücken oder besonders dicken Haaren befreien zu lassen. Manchmal liegt der Wunsch nach einer Epilation einfach darin begründet, daß Haare auf bestimmten Körperpartien nicht zum eigenen Selbstbildnis passen. In diese Kategorie fallen auch Männer mit transsexueller Ausrichtung, die entweder ganz Frau oder mehr wie eine Frau werden wollen.
Transsexuelle können entweder ursprünglich männlich oder weiblich sein. Der Bedarf für eine Epilation ist bei Transsexuellen, die von der Frau zum Mann werden wollen, naturgemäßig limitiert, während bei Transsexuellen, die vom Mann zur Frau tendieren, eine umfassende Gesichtsepilation notwendig ist, um ein weibliches Aussehen zu erreichen. In diesem Artikel benutzen wir den Ausdruck transsexuelle Frau für einen Mann, der eine Frau werden will oder der schon Frau geworden ist. Wir werden auch die Belange transsexueller Männern ( Umwandlung Frau zu Mann) und von Transvestiten eingehen.

Erfordernisse bei der Epilation von transsexuellen Frauen
Obwohl sie sich innerlich als Frau fühlen, haben transsexuelle Frauen vor der Geschlechtsumwandlung und vor der
Zugabe weiblicher Hormone, unübersehbare männliche Attribute, nämlich eine ausgeprägte männliche Schambehaarung mit Auswucherungen bis zum Nabel, verstärkter Haarwuchs unter den Achseln, starkes Haarwachstum im Gesicht und dicke, schwarze Haare auf den Armen, Beinen und auf dem Rücken (Dupertuis, Atkinson & Elftman, 1945; Montagna 1976).
Für eine transsexuelle Frau, die in der Gesellschaft nicht auffallen möchte, sind starke Körperbehaarung, Bartwuchs und eine Glatze besonders stark belastend für das Selbstbewußtsein. (Finifter, 1963, Note 1, Seite 14). Für den individellen Plan, eine Frau zu werden, ist es enorm wichtig, die Körper- und Gesichtsbehaarung unter Kontrolle zu bringen, wobei die Entfernung des männlichen Bartes eine harte, konsequente Arbeit erfordert, die nicht immer zum vollkommenen Erfolg führt. Im Prinzip hat die transsexuelle Frau, die auch in der Gesellschaft als Frau lebt, mit der unerwünschten Gesichtsbehaarung die gleichen Probleme wie eine "normale" genetische Frau mit Hirsutismus.
Mit Hilfe der Hormontherapie, die ein wichtiger Bestandteil im Prozeß der Geschlechtsumwandlung darstellt, verwandeln sich die biologischen Muster für das Haarwachstum langsam in immer weiblichere Formen, besonders wenn Antiandrogene gegeben werden ( Prior, Vigna & Watson . 1989). Dennoch ist abhängig von der Ausprägung des Hirsutismus eine individelle Epilation auf Rücken Hals, Beinen und Armen meist notwendig. Die Hormone Estrogen und Progesteron bewirken, daß die Gesichtshaare langsamer wachsen und mit Antiandrogenen wie z.B. Spironolactone wird eine Verdünnung des Haares gefördert. Da aber bereits in der Pubertität die männlichen Geschlechtsmerkmale festgelegt worden sind und so fest verhaftet sind, ist in den meisten Fällen auch eine umfassende Gesichtsepilationsbehandlung nötig, außer wenn von Natur aus ein spärlicher Bartwuchs angelegt ist.
Die Geschlechtsumwandlung ist ein langjährige soziale und körperliche Entwicklung, an deren Endpunkt in einigen Fällen die endgültige Operation steht. Diese Operation ist der Beweis und die Bestätigung für das neue Geschlecht am Ende eines langen Weges, sie ist nicht der Auslöser für den Prozeß der Verwandlung. (Laub, Laub & Biber, 1988). Nach einheitlich akzeptierten Standards (Standards of Care of Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association, Inc. /Walker, et al. 1990) ist die wichtigste Bedingung für diesen Eingriff, das Einfügen in die neue geschlechtliche Rolle sowohl im privaten Umfeld wie auch im Arbeitsleben. Das heißt im einzelnen, daß der betroffenen Transsexuelle seine Kompetenz im sozialen Leben im sogenannten "Real-Life" -Test unter Beweis stellen muß, bevor er eine endgültige Umwandlung seiner Geschlechtsorgane in Angriff nehmen kann.
Da es sehr schwierig ist, die neue Lebensperiode als Frau mit einem Bart zu beginnen, sollte bereits im frühen Stadion mit der Epilation begonnen werden, wenn der Transsexuelle noch in der männlichen Rolle lebt. Gesichtsbehaarung bei einem Mann fordert keine unerwünschten Kommentar heraus, aber die gleiche Behaarung bei transsexuellen Frauen kann sehr stigmatisierend und unangenehm sein. Nichtsdestotrotz kann man registrieren, daß viele transsexuelle Frauen nicht genügend epiliert worden sind, bevor sie in den Real-Life-Test eintreten, manchmal ist selbst nicht genug vor einer endgültigen Operation epiliert worden.
Für den in der Real-Life-Testphase lebenden Transsexuellen besteht die Schwierigkeit, daß er sich teilweise für einen Tag oder zwei von seiner Umwelt isolieren muß, damit die Haare vor der Behandlung angemessen wachsen können. In dieser Zeit möchte er sich nicht in der Öffentlichkeit mit dem neuen Haarwuchs zeigen. Deshalb ist es bei der Behandlung von Transsexuellen im Real-Life-Test ratsam, eventuell Termine auf Samstage oder in den Abend zu verschieben, damit man dieser Schwierigkeit aus dem Weg geht.
Die Entfernung von Gesichtsbehaarung kann viele Stunden der Behandlung erfordern. Anne Bolin (In Search of Eve, 1988) schätzt, daß durchschnittlich ca. 200 Epilations-Stunden notwendig sind, um das männliche Gesicht von den unerwünschten Haaren zu befreien. Diese Schätzung wird von vielen Kommentaren aus Magazinen und aus der transssexuellen Bewegung bestätigt. Wie bekannt, ist es schwierig die Haarwurzeln zu eliminieren. Es ist nicht ungewöhnlich, daß eine transsexuelle Frau sich mindestens hundert Stunden epilieren lassen muß, um überhaupt eine signifikante Minderung des Gesichtsbartes zu erreichen. Frau Bolin gibt sogar das Beispiel einer Frau, die selbst nach 300 Stunden Epilation noch wachsende Barthaare aufzuweisen hatte. Wir kennen Fälle von Transsexuellen, die über 10.000 Dollar ausgegeben haben, ohne eine nennenswerten Erfolg zu haben.
Für die transsexuelle Frau hängt die Gestaltung ihrer Zukunft daher sehr stark davon ab, ob sie eine Elektrologistin findet, die ihre Gesichtsbehaarung unter Kontrolle bringt, dabei mit einem Minimum an Aufwand agiert und keine sichtbaren
Narben, Verletzungen oder Farbveränderungen auf der Haut hinterläßt. Weil die Epilation von männlichen Haaren sehr viel schwieriger ist als die von weiblichen, ist es sehr wichtig, daß sich die transssexuelle Frau an eine Elektrologistin mit großer Erfahrung auf diesem Gebiet wendet. Diese ist nicht immer ganz einfach, auch aufgrund von geographischen Begrenzungen.
Für den Elektrologisten, der transsexuelle Frauen behandelt, ist es wichtig zu wissen, daß man die Epilationstechnik für diese Kundengruppe variieren muß. Aspen (1995) stellt fest, daß er großen Erfolg mit der manuellen Blendmethode hatte. Er benutzte duale Fußpeaale, einen Galvanischen Strom von 4 bis 7 Milliampere (welcher bei Bedarf geändert werden kann) und hochfrequenten Strom von 1.2 - 2.5 niedrige Intensität). Aspen variierte den Zeitfaktor mit der Dicke des Haares: "Manchmal ist ein Gleichstrom von 8 oder weniger Sekunden ausreichend, bei anderen Fällen wiederum ist es notwendig, mit 5 Sekunden galvanischen Stroms zu beginnen und dann 5 Sekunden Hochfrequenzstrom anzuschließen. Achten Sie auf die Zeit... und benutzen Sie größere Nadeln, wann immer möglich."
Einige Elektrologisten haben Erfolge mit isolierten Nadeln erzielt. Der Strom wird hier nur an die Spitze der Nadeln geleitet. Dieses verursacht theoretisch weniger Hautschäden, in der Praxis liegen hierüber aber noch keine genaueren Daten und Untersuchungen vor. Andere Elektrologisten empfehlen in transsexuellen Magazinen und Info-Blättern Marathon-Epilations-Sitzungen. Man hat schon davon gehört, daß ein Patient in einen anderen US-Bundesstaat geflogen oder gefahren, um dort mehr als 40 Stunden in fünf oder sechs Tagen epiliert zu werden. Obwohl diese Form der Epilation sicherlich recht günstig ist (da einerseits Fahrkosten gespart werden können und andererseits Rabatte für die Vielzahl der Behandlungen auf einmal in Anspruch genommen werden), kann man davon ausgehen, daß diese Art der Epilation sicherlich wesentlich schädlicher für die Haut ist, als wenn man die Behandlungen über einen größeren Zeitraum von Monaten und Wochen verteilt, selbst wenn man isolierte Nadeln einsetzt.
Während wir diesen Artikel vorbereiteten, herrschte in der transsexuellen Gemeinde große Aufregung angesichts der neuen Laser-Technik. Obwohl die Vertreter des Laser-Verfahrens eine effektive, günstige und schnelle Haarentfernung versprechen, müssen wir uns vor Auge führen, daß in den letzten Jahren viele Methoden der permanenten Haarentfernung auf den Markt gekommen sind, die niemals bewiesen und dann schnell wieder aufgegeben wurden. Die individuellen Ängste, die gerade Transsexuelle während ihrer Umwandlungsphase durchmachen, kann man sicherlich besser mit bewährten Methoden begegnen, als mit neuen technischen Errungenschaften, deren Erfolg noch nicht fest steht.
Thermolyse, galvanische Elektrolyse und die Blend-Methode haben ihre Verfechter sowohl im transsexuellen Umfeld als auch bei den Elektrologisten und die Autoren haben sowohl von erfolgreichen als auch von weniger erfolgreichen Ergebnissen der jeweiligen Verfahren gehört.
Wir denken, daß Technik und Erfahrung des Elektrologisten entscheidend für den Erfolg einer Behandlung sind, egal ob es sich dabei um transsexuelle oder nicht transsexuelle Patienten handelt.
Unglücklicherweise kann eine transsexuelle Frau die Effektivität einer Epilationsbehandlung schlecht beurteilen, da selbst bei einer äußerlich sichtbaren Entfernung aller Haare, die Haarwurzel erhalten geblieben sein kann. Hier kann es dazu kommen, daß eine erst als erfolgreich begutachtete Behandlung in wenigen Wochen nichtig ist, wenn es durch besondere Umstände z.B. nicht möglich ist, die regelmäßige Epilation bei der Elektrologistin durchführen zu lassen. Plötzlich wird dann offensichtlich, daß keine wesentliche Reduzierung des Bartwuchses erreicht wurde. Man braucht nicht zu sagen, daß eine solche Situation für den Patienten sehr unbefriedigend ist.
Ein Weg, um die Effektivität der Epilation zu kontrollieren, ist, dem Patienten, das Zupfen von Haaren mit der Pinzette zu untersagen.
Nach einer Epilationsbebandlung sollte man das Haar leicht aus dem Follikel ziehen können. Wenn Sie einen Widerstand spüren ist aller Voraussicht nach die Haarwurzel nicht zerstört, und das Haar wächst nach.
Aus Gesprächen mit transsexuellen Frauen haben wir erfahren, daß die Schätzung von Bolin richtig ist, daß man ca. 200 Stunden epilieren muß, um ein männliches Gesicht von Haaren zu befreien.
Die zweite Autorin dieses Artikels, Ahoova Mischel, epiliert bereits seit 18 Jahren und hat auch über 100 transsexuelle Frauen behandelt. Wenn man die Behandlungsdaten ihrer Patienten untersucht, stellt man fest, daß bei den meisten transsexuellen Frauen durch die Thermolyse-Epilation die Anzahl der Sitzungen reduziert werden konnte. Außerdem haben viele ihrer Patientinnen eine dramatische Persönlichkeitsentwicklung als Resultat aus Epilation und Hormon-Behandlung durchgemacht.
Die Datenqualität bei unserer Untersuchung war leider nicht so hoch wie gewünscht, z.B. haben wir die Haardichte nicht kontrolliert und konnten nicht strikt vorhergehende Epilationen erfassen. Trotzdem konnten wir subjektiv feststellen, daß vor der Behandlung die Testpersonen einen normalen männlichen Bartwuchs hatten und daß nachher Ihr Gesicht frei war von langen, dicken Haaren - wie es bei Frauen der Fall ist - und daß sie viel femininer aussahen. Ein Behandlungsfortschritt war immer dann sichtbar, wenn die Testpersonen begannen, in der weiblichen Rolle zu leben. Wir sind der Meinung, daß die Epilationen erheblich dazu beigetragen haben, daß die Transsexuellen erfolgreich den Wechsel zum neuen Geschlecht geschafft haben. Trotz aller Beschränkungen denken wir, daß unsere Daten und Untersuchungsergebnisse die ersten dieser Art sind.

Methode
Die vier erwachsenen transsexuellen Testpersonen bei unserer Untersuchung sind aus ca. 100 Patienten aus der Epilations-Praxis von Frau Mishael als repräsentativ ausgesucht worden. Das Alter der Testpersonen befindet sich zwischen Anfang dreißig und Mitte vierzig. Voraussetzung für die Auswahl waren:

  1. Vor der Behandlung hatten die weiblichen Transsexuellen einen normalen männlichen Bartwuchs, der es Ihnen schwer machen würde, als Frau zu leben.
  2. Alle Testpersonen bekamen vorher noch keine Epilation oder hatten nur wenige Sitzungen.
  3. Die Teilnehmer mußten zusichern, daß sie regelmäßig zu den Epilation-Sitzungen kommen, bis gemeinsam beschlossen wird, daß keine Behandlung bzw. nur noch eine Behandlung von Zeit zu Zeit notwendig ist.

Wir haben vier Personen gefunden, die diese Kriterien erfüllen. Eine Transsexuelle lebte bereits zu Beginn der Behandlung vollkommen als Frau, während die anderen drei diesen Schritt bis zum Ende der Testphase vollzogen.

Behandlung
Die Behandlung wurde mit einem Instantron Modell SS69 im Thermolyse Verfahren durchgeführt. Die Einstellung
der Zeit und der Intensität wurde individuell angepaßt auf die Bedürfnisse der einzelnen Personen. Die Transsexuellen mußten 1-2 mal wöchentlich zur Epilations-Behandlung kommen, soweit dies die finanzielle Situation der Probanden zuließ.
Dies war allerdings nicht immer möglich. Die Behandlungen wurden alle durch Frau Mishael durchgeführt, aushilfsweise teilweise von Frau Hanna Dalal, die aber die gleiche Technik und die gleiche Ausrüstung dann benutzte. Hauptsächlich wurde zunächst im Gesicht gearbeitet, bis dieses sozusagen "gereinigt" war, danach ging man zu anderen Körperzonen über. Für die epilierten Transsexuellen war es während der Behandlung nicht notwendig, sich im Gesicht zu rasieren, solange der wöchentliche Turnus durchgehalten wurde. Normalerweise wurde die Behandlung mit der Epilation der Wangen bzw. der unteren Halspartien begonnen, wobei dieses je nach den Wünschen der Patienten variiert wurde. Die Testpersonen wurden gebeten, die behandelten Stellen nicht zu rasieren oder die Haar zu zupfen. Manchmal wurde es dennoch getan, besonders wenn der Zeitraum zwischen zwei Sitzungen zu groß wurde.

Ergebnis
Die Anzahl der Stunden, die epiliert werden mußte, lag zwischen 48,5 Stunden bei Ann, die von Natur aus einen spärlichen Bartwuchs hatte, bis zu 105,25 Stunden bei Marti, die einen sehr starken Haarwuchs im Gesicht hatte. Die durchschnittliche Behandlungsdauer lag bei 67,3 Stunden. Die gesamte Anzahl der Epilations-Stunden für die einzelnen Testpersonen sehen Sie auf Grafik 1. Die genaue Aufschlüsselung der Behandlungsdaten bei den vier Testpersonen finden Sie auf den Grafiken 2, 3 und 4. Die Länge der einzelnen Sitzungen nahm bei allen mit zunehmender Behandlungsdauer ab. Am Ende der Behandlung hatten drei der epilierten Transsexuellen (Ann, Rachel und Candace) eine gewöhnliche Sitzungsdauer von 30 Minuten oder weniger erreicht. Bei Marti stieg die durchschnittliche Sitzungsdauer von 30 Minuten bis zum Ende eine Stunde, allerdings kam sie dann auch nur 2-3 mal pro Jahr zu diesem Zeitpunkt.
Man sollte darauf hinweisen, daß Marti im zweiten Behandlungsmonat bereits 25 StundenThermolyse-Epilation hinter sich gebracht hatte. Dieses geschah auf ihren Wunsch hin, da Sie bereits vollständig als Frau lebte und nicht gewillt war, sich mit unerwünschten Haaren im Gesicht zu präsentieren. Sie hatte gerade Urlaub nach Ihrer vollständigen Geschlechtsoperation (Kastration) und wollte soviel wie möglich epiliert werden, bevor sie zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte. Frau Mishael hatte zunächst Bedenken, einen solchen schnellen Epilier-Rhythmus durchzuführen, stimmte aber dann doch zu, weil Marti bereits als Frau öffentlich lebte und nur unter dieser Bedingung beim Test weiter machen wollte.
Am Anfang hatten alle vier Probanden ein für Männer normales Gesichtshaar. Später rasierte sich keiner der vier, wodurch Vellus-Haar wuchs, das den Transsexuellen ein spezifisch weibliches Aussehen verlieh. Bei den Testpersonen wurden. keine sichtbaren Narben, Verletzungen oder Farbveränderungen festgestellt, die auf die Epilation zurückzuführen wären.
Nach Ende des Testes haben die Patienten die Behandlung fortgesetzt, sie brauchten sich allerdings nur noch ab und zu epilieren zu lassen und dann auch nur relativ kurz. Der Haarwuchs war nur noch sehr spärlich.

Diskussion
Nach unserer Erfahrung ist es angebracht, nach 10 Stunden Epilation ohne eine nennenswerte Verminderung des Haarwachstums (besonders, wenn die Länge der einzelnen Sitzungen, um eine bestimmte Region im Gesicht zu reinigen, nicht weniger wird) eine Behandlungspause einzulegen, wenn es die persönlichen Lebensumstände gestatten, um den Erfolg neu bewerten. Wenn Sie dann die Behandlung ineffektiv erscheint, sollte man entweder die Elektrologistin wechseln oder die das Behandlungsverfahren (z.B. Blend statt Thermolyse oder eine Änderung der Intensitätseinstellung oder der Länge des Stromflusses).
Zukünftige Forschungen sollten daraufhin gerichtet sein, daß man eine objektive Methode findet, um den Behandlungserfolg einer Epilation festzumachen, z.B. durch eine Untersuchung der Haardichte vor und nach der Behandlung.
Wir müssen immer wieder die große Bedeutung der Gesichts-Epilation gerade für transsexuelle Frauen hervorheben.
Wenn nicht epiliert wird, ist die transsexuelle Frau gezwungen, sich zu rasieren, wodurch es zu Hautirritationen kommen kann. Und egal, wie aufmerksam rasiert wird, wie blond das Gesichtshaar auch ist, wieviel Make-Up aufgetragen wird und wie sehr sich die Transsexuelle bemüht, den Bartwuchs zu verbergen, ein aufmerksamer Zuschauer wird merken, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen der Art, das Gesicht zu bedecken und der Art mit Kleidung, die neue weibliche Figur zu betonen.
Transvestiten, d.h. Männer, die sich wie Frauen kleiden, benötigen normalerweise zwei oder mehr Stunden, um sich für's Ausgehen fertigzumachen. Die meiste Zeit davon wird dafür benutzt, auf die eine oder andere Weise unerwünschte Haare zu verdecken. Bis eine Transsexuelle ihr Haarwachstum unter Kontrolle gebracht hat, muß sie den selben Aufwand wie ein Transvestit betreiben, um in der Gesellschaft nicht als Mann erkannt zu werden. Wenn man Perücken, dickes Make-Up und Prothesen tragen muß, ähnelt dies mehr einem transvestiten Leben als einem transsexuellem. Aber Transsexualismus ist mehr ein Werden als ein Verkleiden. Die Kontrolle über unerwünschtes Haarwachstum ist ein wichtiger Bestandteil des Entwicklungsprozeßes. Nur ein paar transsexuelle Frauen können sich den Luxus leisten, sich zwei Stunden täglich zu schminken etc., wenn sie sich in die neue Rolle eingefügt haben, wollen sie dies auch gar nicht.
Ein glattes Gesicht ist ein typisches weibliches Geschlechtsmerkmal, aber ebenso ein zarter Flaum von Vellus-Haaren. Ein Gesicht mit diesen feinen, leichten Haaren, die nicht unbedingt wahrgenommen werden, trägt zu einem mehr weiblicheren Aussehen bei. Mit Rasieren werden diese Vellus-Haare genauso entfernt wie dickere Barthaare.
Vor der Behandlung trugen alle Teilnehmer der Untersuchung besonders dickes Make-up, um den Bart zu kaschieren. Alle haßten dieses, hielten es aber für die äußerliche weibliche Erscheinung für unentbehrlich. Nach Ende der Behandlung ließen die Testpersonen dieses Make-Up weg, weil sie es einfach nicht mehr benötigten, so Ihre Aussagen. Sie hatten große Ängste davor, sich weiter rasieren zu müssen und als dies nicht eintrat, wurde ihre persönliche Einstellung zu sich selbst als Frau wesentlich gestärkt. Einige sagten, daß das morgentliche Rasier-Ritual sie besonders an ihre alte Männlichkeit erinnert hätte. Mit dem Verlust der Gesichtsbehaarung veränderten sich der Lebensstil, Kleidung, Verhalten und Sprechgewohnheiten: Die Transsexuellen rutschen immer mehr vollständig in die Frauenrolle hinein ( bis auf Marty, die nach Ansicht ihrer Selbsthilfegruppe schon vorher diesen Schritt vollzogen hatte) und wechselten Namen, Arbeitsplatz, gingen neue Beziehungen ein und gestalteten sich ein vollkommen neues Leben. Alle Testpersonen haben seitdem die endgültige Geschlechtsumwandlungs-Operation vollzogen, obwohl wir hervorheben möchten, daß die Operation nicht unbedingt nötig ist, um eine erfolgreiches und produktives Leben in der neuen Geschlechtsrolle zu führen.
Obwohl die Epilation sicherlich nicht der einzige Faktor war, der das Hineinrutschen in die weibliche Existenz erleichtert hat, ist es doch ein sehr kritischer, weil ohne Epilation die sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale, wie Bartwuchs, erhalten bleiben. Ohne Epilation wäre die Chance groß, weiterhin als Mann angesehen zu werden.
 


Zur Verfügung gestellt von: Transidentitas

Vielen Dank
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