JOURNAL OF ELECTROLOGY
The journal of the american electrology association
Volume 12 Juli 1997 Nummer 2
EPILATION VON TRANSSEXUELLEN FRAUEN
Eine Retrospektive über die Behandlung von vier Patienten
Autoren
Dallas Denny, MA.
Psychotherapeut, Leitender Direktor des AEGIS, dem
amerikanischen Informations- und Ausbildungsservice für
Transsexuelle
Ahoova Mishael, B.A., CPE
Praktizierender Arzt seit 18 Jahren, jahrelange
Epilations-Erfahrung bei Transsexuellen
Die Aufgabe eines Elektrologisten besteht darin, unerwünschte
Gesichts- und Körperhaare zu entfernen. Viele Elektrologisten
behandeln ausschließlich Frauen, aber auch bei Männern besteht
Behandlungsbedarf. Männer wollen aus verschiedenen Gründen
epiliert werden:
Sie lieben es nicht, sich zu rasieren oder haben wegen einer
empfindlichen Haut oder eingewachsenen Haaren Schwierigkeiten und
Schmerzen beim Rasieren. Männer wollen sich auch epilieren
lassen, um einen gleichmäßigen Bart oder einen glatten
Haaransatz zu bekommen oder sich von unerwünschten Haaren auf
dem Rücken oder besonders dicken Haaren befreien zu lassen.
Manchmal liegt der Wunsch nach einer Epilation einfach darin
begründet, daß Haare auf bestimmten Körperpartien nicht zum
eigenen Selbstbildnis passen. In diese Kategorie fallen auch
Männer mit transsexueller Ausrichtung, die entweder ganz Frau
oder mehr wie eine Frau werden wollen.
Transsexuelle können entweder ursprünglich männlich oder
weiblich sein. Der Bedarf für eine Epilation ist bei
Transsexuellen, die von der Frau zum Mann werden wollen,
naturgemäßig limitiert, während bei Transsexuellen, die vom
Mann zur Frau tendieren, eine umfassende Gesichtsepilation
notwendig ist, um ein weibliches Aussehen zu erreichen. In diesem
Artikel benutzen wir den Ausdruck transsexuelle Frau für einen
Mann, der eine Frau werden will oder der schon Frau geworden ist.
Wir werden auch die Belange transsexueller Männern ( Umwandlung
Frau zu Mann) und von Transvestiten eingehen.
Erfordernisse bei der Epilation von
transsexuellen Frauen
Obwohl sie sich innerlich als Frau fühlen, haben transsexuelle
Frauen vor der Geschlechtsumwandlung und vor der
Zugabe weiblicher Hormone, unübersehbare männliche Attribute,
nämlich eine ausgeprägte männliche Schambehaarung mit
Auswucherungen bis zum Nabel, verstärkter Haarwuchs unter den
Achseln, starkes Haarwachstum im Gesicht und dicke, schwarze
Haare auf den Armen, Beinen und auf dem Rücken (Dupertuis,
Atkinson & Elftman, 1945; Montagna 1976).
Für eine transsexuelle Frau, die in der Gesellschaft nicht
auffallen möchte, sind starke Körperbehaarung, Bartwuchs und
eine Glatze besonders stark belastend für das Selbstbewußtsein.
(Finifter, 1963, Note 1, Seite 14). Für den individellen Plan,
eine Frau zu werden, ist es enorm wichtig, die Körper- und
Gesichtsbehaarung unter Kontrolle zu bringen, wobei die
Entfernung des männlichen Bartes eine harte, konsequente Arbeit
erfordert, die nicht immer zum vollkommenen Erfolg führt. Im
Prinzip hat die transsexuelle Frau, die auch in der Gesellschaft
als Frau lebt, mit der unerwünschten Gesichtsbehaarung die
gleichen Probleme wie eine "normale" genetische Frau
mit Hirsutismus.
Mit Hilfe der Hormontherapie, die ein wichtiger Bestandteil im
Prozeß der Geschlechtsumwandlung darstellt, verwandeln sich die
biologischen Muster für das Haarwachstum langsam in immer
weiblichere Formen, besonders wenn Antiandrogene gegeben werden (
Prior, Vigna & Watson . 1989). Dennoch ist abhängig von der
Ausprägung des Hirsutismus eine individelle Epilation auf
Rücken Hals, Beinen und Armen meist notwendig. Die Hormone
Estrogen und Progesteron bewirken, daß die Gesichtshaare
langsamer wachsen und mit Antiandrogenen wie z.B. Spironolactone
wird eine Verdünnung des Haares gefördert. Da aber bereits in
der Pubertität die männlichen Geschlechtsmerkmale festgelegt
worden sind und so fest verhaftet sind, ist in den meisten
Fällen auch eine umfassende Gesichtsepilationsbehandlung nötig,
außer wenn von Natur aus ein spärlicher Bartwuchs angelegt ist.
Die Geschlechtsumwandlung ist ein langjährige soziale und
körperliche Entwicklung, an deren Endpunkt in einigen Fällen
die endgültige Operation steht. Diese Operation ist der Beweis
und die Bestätigung für das neue Geschlecht am Ende eines
langen Weges, sie ist nicht der Auslöser für den Prozeß der
Verwandlung. (Laub, Laub & Biber, 1988). Nach einheitlich
akzeptierten Standards (Standards of Care of Harry Benjamin
International Gender Dysphoria Association, Inc. /Walker, et al.
1990) ist die wichtigste Bedingung für diesen Eingriff, das
Einfügen in die neue geschlechtliche Rolle sowohl im privaten
Umfeld wie auch im Arbeitsleben. Das heißt im einzelnen, daß
der betroffenen Transsexuelle seine Kompetenz im sozialen Leben
im sogenannten "Real-Life" -Test unter Beweis stellen
muß, bevor er eine endgültige Umwandlung seiner
Geschlechtsorgane in Angriff nehmen kann.
Da es sehr schwierig ist, die neue Lebensperiode als Frau mit
einem Bart zu beginnen, sollte bereits im frühen Stadion mit der
Epilation begonnen werden, wenn der Transsexuelle noch in der
männlichen Rolle lebt. Gesichtsbehaarung bei einem Mann fordert
keine unerwünschten Kommentar heraus, aber die gleiche Behaarung
bei transsexuellen Frauen kann sehr stigmatisierend und
unangenehm sein. Nichtsdestotrotz kann man registrieren, daß
viele transsexuelle Frauen nicht genügend epiliert worden sind,
bevor sie in den Real-Life-Test eintreten, manchmal ist selbst
nicht genug vor einer endgültigen Operation epiliert worden.
Für den in der Real-Life-Testphase lebenden Transsexuellen
besteht die Schwierigkeit, daß er sich teilweise für einen Tag
oder zwei von seiner Umwelt isolieren muß, damit die Haare vor
der Behandlung angemessen wachsen können. In dieser Zeit möchte
er sich nicht in der Öffentlichkeit mit dem neuen Haarwuchs
zeigen. Deshalb ist es bei der Behandlung von Transsexuellen im
Real-Life-Test ratsam, eventuell Termine auf Samstage oder in den
Abend zu verschieben, damit man dieser Schwierigkeit aus dem Weg
geht.
Die Entfernung von Gesichtsbehaarung kann viele Stunden der
Behandlung erfordern. Anne Bolin (In Search of Eve, 1988)
schätzt, daß durchschnittlich ca. 200 Epilations-Stunden
notwendig sind, um das männliche Gesicht von den unerwünschten
Haaren zu befreien. Diese Schätzung wird von vielen Kommentaren
aus Magazinen und aus der transssexuellen Bewegung bestätigt.
Wie bekannt, ist es schwierig die Haarwurzeln zu eliminieren. Es
ist nicht ungewöhnlich, daß eine transsexuelle Frau sich
mindestens hundert Stunden epilieren lassen muß, um überhaupt
eine signifikante Minderung des Gesichtsbartes zu erreichen. Frau
Bolin gibt sogar das Beispiel einer Frau, die selbst nach 300
Stunden Epilation noch wachsende Barthaare aufzuweisen hatte. Wir
kennen Fälle von Transsexuellen, die über 10.000 Dollar
ausgegeben haben, ohne eine nennenswerten Erfolg zu haben.
Für die transsexuelle Frau hängt die Gestaltung ihrer Zukunft
daher sehr stark davon ab, ob sie eine Elektrologistin findet,
die ihre Gesichtsbehaarung unter Kontrolle bringt, dabei mit
einem Minimum an Aufwand agiert und keine sichtbaren
Narben, Verletzungen oder Farbveränderungen auf der Haut
hinterläßt. Weil die Epilation von männlichen Haaren sehr viel
schwieriger ist als die von weiblichen, ist es sehr wichtig, daß
sich die transssexuelle Frau an eine Elektrologistin mit großer
Erfahrung auf diesem Gebiet wendet. Diese ist nicht immer ganz
einfach, auch aufgrund von geographischen Begrenzungen.
Für den Elektrologisten, der transsexuelle Frauen behandelt, ist
es wichtig zu wissen, daß man die Epilationstechnik für diese
Kundengruppe variieren muß. Aspen (1995) stellt fest, daß er
großen Erfolg mit der manuellen Blendmethode hatte. Er benutzte
duale Fußpeaale, einen Galvanischen Strom von 4 bis 7
Milliampere (welcher bei Bedarf geändert werden kann) und
hochfrequenten Strom von 1.2 - 2.5 niedrige Intensität). Aspen
variierte den Zeitfaktor mit der Dicke des Haares: "Manchmal
ist ein Gleichstrom von 8 oder weniger Sekunden ausreichend, bei
anderen Fällen wiederum ist es notwendig, mit 5 Sekunden
galvanischen Stroms zu beginnen und dann 5 Sekunden
Hochfrequenzstrom anzuschließen. Achten Sie auf die Zeit... und
benutzen Sie größere Nadeln, wann immer möglich."
Einige Elektrologisten haben Erfolge mit isolierten Nadeln
erzielt. Der Strom wird hier nur an die Spitze der Nadeln
geleitet. Dieses verursacht theoretisch weniger Hautschäden, in
der Praxis liegen hierüber aber noch keine genaueren Daten und
Untersuchungen vor. Andere Elektrologisten empfehlen in
transsexuellen Magazinen und Info-Blättern
Marathon-Epilations-Sitzungen. Man hat schon davon gehört, daß
ein Patient in einen anderen US-Bundesstaat geflogen oder
gefahren, um dort mehr als 40 Stunden in fünf oder sechs Tagen
epiliert zu werden. Obwohl diese Form der Epilation sicherlich
recht günstig ist (da einerseits Fahrkosten gespart werden
können und andererseits Rabatte für die Vielzahl der
Behandlungen auf einmal in Anspruch genommen werden), kann man
davon ausgehen, daß diese Art der Epilation sicherlich
wesentlich schädlicher für die Haut ist, als wenn man die
Behandlungen über einen größeren Zeitraum von Monaten und
Wochen verteilt, selbst wenn man isolierte Nadeln einsetzt.
Während wir diesen Artikel vorbereiteten, herrschte in der
transsexuellen Gemeinde große Aufregung angesichts der neuen
Laser-Technik. Obwohl die Vertreter des Laser-Verfahrens eine
effektive, günstige und schnelle Haarentfernung versprechen,
müssen wir uns vor Auge führen, daß in den letzten Jahren
viele Methoden der permanenten Haarentfernung auf den Markt
gekommen sind, die niemals bewiesen und dann schnell wieder
aufgegeben wurden. Die individuellen Ängste, die gerade
Transsexuelle während ihrer Umwandlungsphase durchmachen, kann
man sicherlich besser mit bewährten Methoden begegnen, als mit
neuen technischen Errungenschaften, deren Erfolg noch nicht fest
steht.
Thermolyse, galvanische Elektrolyse und die Blend-Methode haben
ihre Verfechter sowohl im transsexuellen Umfeld als auch bei den
Elektrologisten und die Autoren haben sowohl von erfolgreichen
als auch von weniger erfolgreichen Ergebnissen der jeweiligen
Verfahren gehört.
Wir denken, daß Technik und Erfahrung des Elektrologisten
entscheidend für den Erfolg einer Behandlung sind, egal ob es
sich dabei um transsexuelle oder nicht transsexuelle Patienten
handelt.
Unglücklicherweise kann eine transsexuelle Frau die
Effektivität einer Epilationsbehandlung schlecht beurteilen, da
selbst bei einer äußerlich sichtbaren Entfernung aller Haare,
die Haarwurzel erhalten geblieben sein kann. Hier kann es dazu
kommen, daß eine erst als erfolgreich begutachtete Behandlung in
wenigen Wochen nichtig ist, wenn es durch besondere Umstände
z.B. nicht möglich ist, die regelmäßige Epilation bei der
Elektrologistin durchführen zu lassen. Plötzlich wird dann
offensichtlich, daß keine wesentliche Reduzierung des
Bartwuchses erreicht wurde. Man braucht nicht zu sagen, daß eine
solche Situation für den Patienten sehr unbefriedigend ist.
Ein Weg, um die Effektivität der Epilation zu kontrollieren,
ist, dem Patienten, das Zupfen von Haaren mit der Pinzette zu
untersagen.
Nach einer Epilationsbebandlung sollte man das Haar leicht aus
dem Follikel ziehen können. Wenn Sie einen Widerstand spüren
ist aller Voraussicht nach die Haarwurzel nicht zerstört, und
das Haar wächst nach.
Aus Gesprächen mit transsexuellen Frauen haben wir erfahren,
daß die Schätzung von Bolin richtig ist, daß man ca. 200
Stunden epilieren muß, um ein männliches Gesicht von Haaren zu
befreien.
Die zweite Autorin dieses Artikels, Ahoova Mischel, epiliert
bereits seit 18 Jahren und hat auch über 100 transsexuelle
Frauen behandelt. Wenn man die Behandlungsdaten ihrer Patienten
untersucht, stellt man fest, daß bei den meisten transsexuellen
Frauen durch die Thermolyse-Epilation die Anzahl der Sitzungen
reduziert werden konnte. Außerdem haben viele ihrer Patientinnen
eine dramatische Persönlichkeitsentwicklung als Resultat aus
Epilation und Hormon-Behandlung durchgemacht.
Die Datenqualität bei unserer Untersuchung war leider nicht so
hoch wie gewünscht, z.B. haben wir die Haardichte nicht
kontrolliert und konnten nicht strikt vorhergehende Epilationen
erfassen. Trotzdem konnten wir subjektiv feststellen, daß vor
der Behandlung die Testpersonen einen normalen männlichen
Bartwuchs hatten und daß nachher Ihr Gesicht frei war von
langen, dicken Haaren - wie es bei Frauen der Fall ist - und daß
sie viel femininer aussahen. Ein Behandlungsfortschritt war immer
dann sichtbar, wenn die Testpersonen begannen, in der weiblichen
Rolle zu leben. Wir sind der Meinung, daß die Epilationen
erheblich dazu beigetragen haben, daß die Transsexuellen
erfolgreich den Wechsel zum neuen Geschlecht geschafft haben.
Trotz aller Beschränkungen denken wir, daß unsere Daten und
Untersuchungsergebnisse die ersten dieser Art sind.
Methode
Die vier erwachsenen transsexuellen Testpersonen bei unserer
Untersuchung sind aus ca. 100 Patienten aus der Epilations-Praxis
von Frau Mishael als repräsentativ ausgesucht worden. Das Alter
der Testpersonen befindet sich zwischen Anfang dreißig und Mitte
vierzig. Voraussetzung für die Auswahl waren:
Wir haben vier Personen gefunden, die diese Kriterien erfüllen. Eine Transsexuelle lebte bereits zu Beginn der Behandlung vollkommen als Frau, während die anderen drei diesen Schritt bis zum Ende der Testphase vollzogen.
Behandlung
Die Behandlung wurde mit einem Instantron Modell SS69 im
Thermolyse Verfahren durchgeführt. Die Einstellung
der Zeit und der Intensität wurde individuell angepaßt auf die
Bedürfnisse der einzelnen Personen. Die Transsexuellen mußten
1-2 mal wöchentlich zur Epilations-Behandlung kommen, soweit
dies die finanzielle Situation der Probanden zuließ.
Dies war allerdings nicht immer möglich. Die Behandlungen wurden
alle durch Frau Mishael durchgeführt, aushilfsweise teilweise
von Frau Hanna Dalal, die aber die gleiche Technik und die
gleiche Ausrüstung dann benutzte. Hauptsächlich wurde zunächst
im Gesicht gearbeitet, bis dieses sozusagen "gereinigt"
war, danach ging man zu anderen Körperzonen über. Für die
epilierten Transsexuellen war es während der Behandlung nicht
notwendig, sich im Gesicht zu rasieren, solange der wöchentliche
Turnus durchgehalten wurde. Normalerweise wurde die Behandlung
mit der Epilation der Wangen bzw. der unteren Halspartien
begonnen, wobei dieses je nach den Wünschen der Patienten
variiert wurde. Die Testpersonen wurden gebeten, die behandelten
Stellen nicht zu rasieren oder die Haar zu zupfen. Manchmal wurde
es dennoch getan, besonders wenn der Zeitraum zwischen zwei
Sitzungen zu groß wurde.
Ergebnis
Die Anzahl der Stunden, die epiliert werden mußte, lag zwischen
48,5 Stunden bei Ann, die von Natur aus einen spärlichen
Bartwuchs hatte, bis zu 105,25 Stunden bei Marti, die einen sehr
starken Haarwuchs im Gesicht hatte. Die durchschnittliche
Behandlungsdauer lag bei 67,3 Stunden. Die gesamte Anzahl der
Epilations-Stunden für die einzelnen Testpersonen sehen Sie auf
Grafik 1. Die genaue Aufschlüsselung der Behandlungsdaten bei
den vier Testpersonen finden Sie auf den Grafiken 2, 3 und 4. Die
Länge der einzelnen Sitzungen nahm bei allen mit zunehmender
Behandlungsdauer ab. Am Ende der Behandlung hatten drei der
epilierten Transsexuellen (Ann, Rachel und Candace) eine
gewöhnliche Sitzungsdauer von 30 Minuten oder weniger erreicht.
Bei Marti stieg die durchschnittliche Sitzungsdauer von 30
Minuten bis zum Ende eine Stunde, allerdings kam sie dann auch
nur 2-3 mal pro Jahr zu diesem Zeitpunkt.
Man sollte darauf hinweisen, daß Marti im zweiten
Behandlungsmonat bereits 25 StundenThermolyse-Epilation hinter
sich gebracht hatte. Dieses geschah auf ihren Wunsch hin, da Sie
bereits vollständig als Frau lebte und nicht gewillt war, sich
mit unerwünschten Haaren im Gesicht zu präsentieren. Sie hatte
gerade Urlaub nach Ihrer vollständigen Geschlechtsoperation
(Kastration) und wollte soviel wie möglich epiliert werden,
bevor sie zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte. Frau Mishael hatte
zunächst Bedenken, einen solchen schnellen Epilier-Rhythmus
durchzuführen, stimmte aber dann doch zu, weil Marti bereits als
Frau öffentlich lebte und nur unter dieser Bedingung beim Test
weiter machen wollte.
Am Anfang hatten alle vier Probanden ein für Männer normales
Gesichtshaar. Später rasierte sich keiner der vier, wodurch
Vellus-Haar wuchs, das den Transsexuellen ein spezifisch
weibliches Aussehen verlieh. Bei den Testpersonen wurden. keine
sichtbaren Narben, Verletzungen oder Farbveränderungen
festgestellt, die auf die Epilation zurückzuführen wären.
Nach Ende des Testes haben die Patienten die Behandlung
fortgesetzt, sie brauchten sich allerdings nur noch ab und zu
epilieren zu lassen und dann auch nur relativ kurz. Der Haarwuchs
war nur noch sehr spärlich.
Diskussion
Nach unserer Erfahrung ist es angebracht, nach 10 Stunden
Epilation ohne eine nennenswerte Verminderung des Haarwachstums
(besonders, wenn die Länge der einzelnen Sitzungen, um eine
bestimmte Region im Gesicht zu reinigen, nicht weniger wird) eine
Behandlungspause einzulegen, wenn es die persönlichen
Lebensumstände gestatten, um den Erfolg neu bewerten. Wenn Sie
dann die Behandlung ineffektiv erscheint, sollte man entweder die
Elektrologistin wechseln oder die das Behandlungsverfahren (z.B.
Blend statt Thermolyse oder eine Änderung der
Intensitätseinstellung oder der Länge des Stromflusses).
Zukünftige Forschungen sollten daraufhin gerichtet sein, daß
man eine objektive Methode findet, um den Behandlungserfolg einer
Epilation festzumachen, z.B. durch eine Untersuchung der
Haardichte vor und nach der Behandlung.
Wir müssen immer wieder die große Bedeutung der
Gesichts-Epilation gerade für transsexuelle Frauen hervorheben.
Wenn nicht epiliert wird, ist die transsexuelle Frau gezwungen,
sich zu rasieren, wodurch es zu Hautirritationen kommen kann. Und
egal, wie aufmerksam rasiert wird, wie blond das Gesichtshaar
auch ist, wieviel Make-Up aufgetragen wird und wie sehr sich die
Transsexuelle bemüht, den Bartwuchs zu verbergen, ein
aufmerksamer Zuschauer wird merken, daß es einen Zusammenhang
gibt zwischen der Art, das Gesicht zu bedecken und der Art mit
Kleidung, die neue weibliche Figur zu betonen.
Transvestiten, d.h. Männer, die sich wie Frauen kleiden,
benötigen normalerweise zwei oder mehr Stunden, um sich für's
Ausgehen fertigzumachen. Die meiste Zeit davon wird dafür
benutzt, auf die eine oder andere Weise unerwünschte Haare zu
verdecken. Bis eine Transsexuelle ihr Haarwachstum unter
Kontrolle gebracht hat, muß sie den selben Aufwand wie ein
Transvestit betreiben, um in der Gesellschaft nicht als Mann
erkannt zu werden. Wenn man Perücken, dickes Make-Up und
Prothesen tragen muß, ähnelt dies mehr einem transvestiten
Leben als einem transsexuellem. Aber Transsexualismus ist mehr
ein Werden als ein Verkleiden. Die Kontrolle über unerwünschtes
Haarwachstum ist ein wichtiger Bestandteil des
Entwicklungsprozeßes. Nur ein paar transsexuelle Frauen können
sich den Luxus leisten, sich zwei Stunden täglich zu schminken
etc., wenn sie sich in die neue Rolle eingefügt haben, wollen
sie dies auch gar nicht.
Ein glattes Gesicht ist ein typisches weibliches
Geschlechtsmerkmal, aber ebenso ein zarter Flaum von
Vellus-Haaren. Ein Gesicht mit diesen feinen, leichten Haaren,
die nicht unbedingt wahrgenommen werden, trägt zu einem mehr
weiblicheren Aussehen bei. Mit Rasieren werden diese Vellus-Haare
genauso entfernt wie dickere Barthaare.
Vor der Behandlung trugen alle Teilnehmer der Untersuchung
besonders dickes Make-up, um den Bart zu kaschieren. Alle haßten
dieses, hielten es aber für die äußerliche weibliche
Erscheinung für unentbehrlich. Nach Ende der Behandlung ließen
die Testpersonen dieses Make-Up weg, weil sie es einfach nicht
mehr benötigten, so Ihre Aussagen. Sie hatten große Ängste
davor, sich weiter rasieren zu müssen und als dies nicht
eintrat, wurde ihre persönliche Einstellung zu sich selbst als
Frau wesentlich gestärkt. Einige sagten, daß das morgentliche
Rasier-Ritual sie besonders an ihre alte Männlichkeit erinnert
hätte. Mit dem Verlust der Gesichtsbehaarung veränderten sich
der Lebensstil, Kleidung, Verhalten und Sprechgewohnheiten: Die
Transsexuellen rutschen immer mehr vollständig in die
Frauenrolle hinein ( bis auf Marty, die nach Ansicht ihrer
Selbsthilfegruppe schon vorher diesen Schritt vollzogen hatte)
und wechselten Namen, Arbeitsplatz, gingen neue Beziehungen ein
und gestalteten sich ein vollkommen neues Leben. Alle
Testpersonen haben seitdem die endgültige
Geschlechtsumwandlungs-Operation vollzogen, obwohl wir
hervorheben möchten, daß die Operation nicht unbedingt nötig
ist, um eine erfolgreiches und produktives Leben in der neuen
Geschlechtsrolle zu führen.
Obwohl die Epilation sicherlich nicht der einzige Faktor war, der
das Hineinrutschen in die weibliche Existenz erleichtert hat, ist
es doch ein sehr kritischer, weil ohne Epilation die sekundären
männlichen Geschlechtsmerkmale, wie Bartwuchs, erhalten bleiben.
Ohne Epilation wäre die Chance groß, weiterhin als Mann
angesehen zu werden.
Zur Verfügung gestellt von: Transidentitas
Vielen Dank