Kleinigkeiten
Kleinigkeiten ...
Ein Lächeln über den Frühstückstisch; eine Geburtstagskarte,
ein "Liebling, das war ein wunderbares Essen" oder
"Du siehst sehr hübsch aus heute abend".
Jemand, der die Kinder zudeckt, der nachprüft, ob alle Türen
zu sind; mit jemand zusammen lachen - und weinen;
Jemand, der Dich umarmt mitten in der Nacht, wenn Du einen
Alptraum hattest;
Jemand, der die täglichen Erlebnisse mit Dir teilt; Blumen zum
Muttertag, zu Weihnachten in die Kirche;
Jemand, mit dem man herumalbern kann, während draußen in der
Dunkelheit der Sturm nachläßt;
Jemand, der Dir zuhört;
Jemand, der seine Hoffnungen und Träume mit Dir teilt;
Jemand, der Dich liebt.
All dies sind Kleinigkeiten.
Einzeln betrachtet mögen sie nicht einmal sonderlich wichtig
wirken, bis es sie eines Tages nicht mehr gibt,
NICHTS mehr davon - und plötzlich erscheinen sie geradezu
monumental !
Ohne diese Kleinigkeiten ist das Leben traurig, einsam und leer.
Nicht einmal Familie, Freunde und ein befriedigender Beruf
können das Gefühl der Leere lindern, wenn man jeden Morgen
allein aufwacht und jede Nacht allein schlafen geht. Dieses
Gefühl der Sicherheit, der Zusammengehörigkeit und Anteilnahme
ist durch nichts zu ersetzen.
"Na und?" sagt Ihr, "Das wissen wir alles"
sagt Ihr, "Was hat das mit mir zu tun? Warum steht das in
dieser Zeitschrift?" (The Femme-Forum 9-92)
Ich habe diesen Leserbrief an diese Zeitschrift geschrieben,
weil sich eigentlich jede Frau eines Transvestiten dies täglich
vorsagen müßte, sofern er ein guter Ehepartner und Vater ist.
Ich habe diesen Leserbrief geschrieben, weil ich die Beschwerden
und das Klagen nicht mehr hören kann !
Ich habe genug von selbstsüchtigem Gehabe und Alltagsbagatellen.
Dein Partner trägt also Röcke? NA UND ?
Er ist immer noch Dein Partner,
Er liebt Dich und er ist für Dich da - Tag für Tag, jahrein,
jahraus.
Er ist da, nicht nur für die Kleinigkeiten, sondern auch für
die großen Dinge.
Er bleibt bei Dir, wenn ein Kind krank ist,
Er tröstet Dich bei einem Todesfall in der Familie,
Er kümmert sich um den Lebensunterhalt,
und vor allem teilt er sein Leben mit Dir.
Wer stört sich dran, wenn er statt im braungestreiften Pyjama
lieber in seidenen Nachthemden schläft?
Er ist da und streckt seine Hand nach Dir aus, wenn Du nachts
aufwachst;
Er ist da, wenn Du einen harten Tag hattest und brauchst
jemanden, mit dem Du reden kannst.
Er ist da am Ostermorgen und zu Silvester.
Dein Partner trägt gern Röcke? Wen stört's ? Mich nicht !
Wenn er ein liebenswerter Mensch, ein guter
Partner und ein guter Vater ist, sollte es Dich auch nicht
stören.
Statt dessen danke Gott, daß er Dir einen guten Lebensgefährten
zur Seite gestellt hat; und dann gehe los und kaufe ihm ein
hübsches Kleid - HEUTE - denn es gibt keine Garantie für ein
Morgen!
Ich habe es erlebt. Das Zusammenleben mit einem Mann, der Röcke
trägt ist weit schöner, als ohne ihn leben zu müssen.
Wer mir das nicht glaubt, kann gern mit mir den Platz tauschen.
Ich vermisse all die Kleinigkeiten. * * * * *
Dazu eine Anmerkung von Cynthia Phillips: Jane ist Witwe
und trauert offensichtlich sehr um die Gemeinschaft mit ihrem
verstorbenen Mann.
Viele von uns konzentrieren sich zu sehr auf die negativen
Aspekte des Transvestismus, statt die "ganze" Person in
Betracht zu ziehen.
Ich weiß, daß mein Partner mir alles bedeutet und ich bin sehr
glücklich über unser Zusammenleben. Zum heutigen Zeitpunkt ist
es mir völlig egal, ob er Frauen- oder Männerkleidung trägt.
Ich fühle mich von ihm geliebt und geachtet und ihm geht es mit
mir ebenso, und für MICH ist das die Hauptsache.
(Cynthia Phillips ist seit 33 Jahren mit einem
Transgender-Mann verheiratet und seit über 10 Jahren bei Tri Ess
aktiv. Sie ist Herausgeberin des PARTNERS newsletters)
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