Ulrike
Hallo ihr lieben LeserInnen (und selbstverständlich auch SchreiberInnen)!


die Einladung zum Post-OP Treffen erinnerte mich daran, wieder mal einen der versprochenen "Statusberichte in loser Reihenfolge" zu bringen, die ich im Frühjahr versprochen hatte:

1. All systems up and running!

Glücklicherweise!

Nachdem ja so einiges schiefgegangen war, kann ich wenigstens heute sagen, daß sich keines der Malheurs (bis jetzt zumindest) zur medizinischen Katastrophe ausgewachsen hat.
Als einziges Problem, das bisher noch fortbesteht, ist eigentlich das Nässen des Harnröhren-Austritts zu nennen, was sich zwar mitunter unangenehm bemerkbar macht, aber mit Hilfe der modernen Hygiene-Industrie mit Slipeinlagen gut in den Griff zu bekommen ist. Immerhin stoßen an dieser Stelle zwei Gewebearten zusammen, die sich so normalerweise nie unmittelbar im Körper treffen (Schleimhaut und Oberhaut) und der Anteil an Schleimhaut, der etwas in die gebildete Labien-Falte herausragt, sorgt eben dafür, daß sich immer ein wenig Sekret ansammelt und wenn man sich auf irgendwelchen Sitzungen befindet, wo man sich nicht dauernd trockenlegen kann, dann wird's eben feucht :-(
Zum Waschen bin ich bei Waschlotion angekommen, die reizt das ganze nicht nochmehr, ersatzweise seifenfreie "Waschstücke" (gräßliches Wort) kann man wohl auch verwenden.

Zur Vaginal-Region kann ich sagen, daß dank täglicher "Dehnübungen" vom Umfang her das reinpaßt, als was es sich vorher äußerlich darstellte, wenn auch nur im Durchmesser und nicht in der Tiefe, die mit der etwaigen Länge meines Mittelfingers eher gering ausgefallen ist, das zeichnete sich so aber schon im Krankenhaus ab.
Ganz wichtig sind die _täglichen_ Dehnübungen mit Kunststoff- oder auch lebenden Objekten ;-)), damit das Ganze nicht verklebt. Ich war im Urlaub ziemlich faul und nachlässig (wahrscheinlich in Ermangelung eines "lebenden Objekts") und habe dafür dann eben die Schmerzen des erneuten Aufweitens ertragen müssen. Es war sehr unangenehm, aber durchaus noch auszuhalten. Man sollte aber wohl daran denken, daß der Vaginalkanal sehr schnell wieder verklebt, wenn man nicht regelmäßig dehnt.

Der optische Gesamteindruck scheint soweit ok zu sein - keine nenneswerten Blicke am Strand oder im Schwimmbad - wenngleich ich nicht ganz zufrieden bin: Am oberen Bereich der Schamlippen hat sich eine "Delle" gebildet, die wohl auf ungenügende Mobilisierung von Fett- und Bindegewebe zur "Unterfütterung" zurückzuführen ist. Nichts dramatisches, ich werde es irgendwann mal korrigieren lassen, evtl. zusammen mit einer Brustvergrößerung

Apropos Brustvergrößerung: ich bin noch am Überlegen, ob ich es machen lasse und wenn ja, womit ich es machen lasse. Die Methoden haben alle so ihre Vor- und Nachteile: Physiologischer Unbedenklichkeit und Verträglichkeit stehen die Häufigkeit des Austausches/Auffüllens und/oder die problematischen Inhaltsstoffe gegenüber. Ich persönlich bevorzuge immer noch das klassische Silikon, da muß man nur alle 6-8 jahre zum Tauschen der Kissen dran, und ob ich allergisch darauf reagiere, werde ich demnächst mal testen und mir eine Probe von 0,irgendwas ml mir unter die Haut applizieren lassen, um zu sehen, wie mein Körper darauf reagiert... immerhin hat man das Zeugs früher direkt in's Gewebe gespritzt und einige Leute haben es sogar vertragen ;-)
Bei Sojaöl als Füllung hat es wohl einige Probleme mit Pestiziden als Inhaltsstoff gegeben und außerdem muß man die Kissen öfter auswechseln bzw auffüllen ebenso wie bei der Kochsalzlösung, wo das Wasser dann nach ca 2-3 Jahren sicht- und meßbar aus den umhüllenden Beuteln herausdiffundiert war und somit die OP-Häufigkeit entsprechend höher ist und damit natürlich auch das Risiko.

Ob ich es überhaupt machen lasse überlege ich auch aber der immer noch vorhandene Männerbauch und die doch recht geringe Oberweite sind sehr unharmonisch in den Proportionen, sodaß eine moderate Vergrößerung der Oberweite durchaus angebracht wäre.... alternativ könnte ich mir auch den Speck absaugen lassen :-))) ... oder weniger essen :-(((
Eine Verdoppelung der Östrogen-Dosis seit der OP im Februar (alle 2 Wochen eine 100er Progynon) hat auch keine erkennbaren Fortschritte gebracht, sodaß ich jetzt wieder auf den 4-Wochen Rhytmus zurückgehe, der Leber zuliebe.

2. Psychische Befindlichkeiten

Ich habe endlich meine Mitte gefunden, und bin auf dem Weg zu einer stabilen Ruhelage. Der "Zwang" sich besonders weiblich geben zu müssen verschwindet langsam, auch wenn ich mich immer noch gerne flott anziehe, überwiegen - nicht nur dem Wetter wegen - langsam wieder die Hosen, es sind einfach die praktischeren Kleidungsstücke, die Absätze werden flacher, die Schminkerei habe ich dank ausdauernder Nadelepilation (derzeit ca 90 Stunden ~= 1 Jahr) auch nicht mehr so nötig, sodaß ich
meistens nur Mund und Augen betone, die Flächenschminkerei mit deckendem Makeup aber ganz lassen kann.
Zu besonderen Anlässen spachtele und lackiere ich natürlich nach wie vor , aber es hat eine ganz andere Qualität, wenn man etwas aus Spaß macht weil man besser Aussehen möchte für etwas Besonderes oder wenn man es im Alltag dauernd machen muß, weil man sonst aussieht wie Grind. Zum Schluß konnte ich die tägliche Schminkerei nicht mehr aushalten.
Kleines Beispiel am Rande: Der Urlaub war bis auf eine Gelegenheit ganz ohne Schminke und die eine Gelegenheit war der abendliche Besuch in St. Tropez, wobei ich dann natürlich auch schon mal kräftiger zulangte und das hat dann richtig Spaß gemacht.

Ansonsten fühle ich mich jetzt "in der Mitte meines Ich's" angelangt, bin rundherum zufrieden, kann meine Gedanken auch wieder auf andere interessante Dinge lenken, bin in den vergangenen 2 Jahren wesentlich kommunikativer geworden (typisch Frau ;-))) ) und es geht mir richtig gut!

Beziehungsmäßig kümmere ich mich jetzt viel um meinen Sohn Christian (7), den ich gerne im nächsten Jahr ganz zu mir nehmen möchte, was wahrscheinlich nicht ohne Klagerei vor Gericht abgehen wird :-((. Wir unternehmen an den gemeinsamen Wochenenden sehr viel - darunter auch einige "unweibliche" Dinge, wie wandern oder Steine suchen, Tiere beobachten oder Ritterspiele besuchen.
Christian ist im Moment mein Ein und Alles und wird es wahrscheinlich auch noch länger bleiben, eine Beziehung mit Partner(in) ist im Moment für mich nicht das erste Lebensziel, wenn sich was ergibt dann freue ich mich drüber, wenn sich nichts ergibt ist es auch nicht tragisch.

Soweit der versprochene Stausreport. Sollte jemand Fragen haben, kann er/sie sich gerne an mich wenden, Info's über die Information ist als unzensierte Version - nicht für die Veröffentlichung und nur für Listenmitglieder bestimmt - mit der zeile "get hofheim.txt" im Text einer Mail an transgender-request@dark.lahn.de zu erhalten, die veröffentlichte Version findet ihr unter http://www.transidentitas.org unter den medizinischen Berichten.

Liebe Grüße an alle
Ulrike

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