ÖVP tut sich schwer: "Homo-Ehe"! Aber was zum Teufel ist "Ege"?
22.03.2007 - 11:19, Rainbow Online
Prof. Dr. Rotraud Perner ist Expertin für Persönlichkeitsbildung, Psychotherapeutin, Konflikt- und Gewalt-Forscherin. Als Expertin wurde sie in die Perspektivengruppe der ÖVP geladen, die sich mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen schwer tut. In einem Interview mit dem Standard weiß Perner zu berichten, dass eine inhaltliche Öffnung der ÖVP davon abhängt, ob man verstanden hat, dass sich die Realität hinsichtlich des Familienbildes und das Homosexueller verändert hat.

Laut Perner sei es nicht akzeptabel, Menschen wegen ihres Andersseins zu demütigen, indem man ihnen Akzeptanz vorenthält. Das ist auch die Ansicht, die sie in der Perspektivengruppe der ÖVP vertritt: "Für mich stellt die Nicht-Anerkennung homosexueller Beziehungen im Grunde Gesundheitsschädigung dar, so wie Rassismus oder Sexismus etwa auch." Die Öffnung der Ehe oder zumindest die Eingetragene Partnerschaft auf dem Standesamt ist für die meisten ÖVP-Anhänger indiskutabel.

Als Psychotherapeutin weiß Prof. Dr. Rotraud Perner, wie man Aversionen abbauen kann. Deshalb schlägt sie vor: "Für den Fall, dass es Probleme wegen des Begriffs Ehe als solchen gibt, schlage ich eine neue Bezeichnung für ein Eintragungsmodell homosexueller Partnerschaften vor. Nämlich statt Ehe den Begriff 'Ege', als Abkürzung für 'Ehe gleiche Eintragung', die aus Gründen der Gleichheit jedoch - das ist mit wichtig - beim Standesamt und nicht beim Notar eingegangen werden soll." Die Unantastbarkeit der Ehe ist nämlich für die ÖVP Programm. Perner glaubt, dass die Ursache hierfür in der Ideologie liege. Für sie teilt sich die Ehe in den bürgerlichen und den spirituellen Ehebegriff, den man ihrer Meinung nach nicht gleichsetzen dürfe. Unter bürgerlicher Ehe würde man nach Perner den gegenseitigen Beistand, verstehen und unter der spirituellen Ehe "das Göttliche, die Auflösung des Gegensatzes zwischen Männlichem und Weiblichem", das ihrer Meinung nach ideologisch geprägt sei. Perner glaubt, dass sich die Nicht-Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare gerade in Österreich so lange gehalten hat, weil in Österreich Informationsdefizite über Homosexualität existieren. Hierzulande kenne man zumeist nur die Parodie auf Homosexuelle, "den 'Käfig voller Narren', nicht aber reale Lesben und Schwule". Gerade im ländlichen Bereich, wo die ÖVP besonders gut aufgestellt sei, wären Homosexuelle kaum sichtbar. "Dort geht es um die Fortpflanzung, und darum, was die Nachbarn sagen, da werden gleichgeschlechtlich Liebende, die kein zusätzliches 'Alibi' für ihre Anderssein haben, weiterhin scheel angeschaut."
30 Zugriffe Redaktion Transgender.at