Auf nach Warschau! Am 19. Mai an der „Parade der Gleichheit“ teilnehmen
14.05.2007 - 08:53, Rainbow online
Am 19. Mai findet in Warschau die „Parade der Gleichheit“ statt. Deutsche und europäische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Unterstützer jeglicher politischer und kultureller Couleur haben den „Warschauer Pakt“ gegründet. Bereits seit 2005 unterstützt diese Initiative die polnische Bewegung.

Die Lebensumstände für Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender sind in Polen sehr kompliziert. Die homophobe Regierung um Kaczynski, Giertych und Co. schürt Ängste bei den Menschen und verurteilt homosexuelle Partnerschaften bis aufs Übelste. Schwule und Lesben können kein normales Leben führen. Sie werden immer noch terrorisiert, diskriminiert und diffamiert - und das in einem EU-Land im Jahr 2007.

Wir Polen geben oft vor fromme Katholiken zu sein, aber die Realität sieht leider ganz anders aus. Bildungsminister Giertych von der ultra-klerikalen Partei LPR wirft verbale Steine auf die homosexuelle Gemeinschaft. Seine jungen Schergen von der „Mlodziez Wszechpolska“ folgen ihrem Wortführer und schrecken auch nicht vor körperlicher Gewalt gegen die angeblichen „Päderasten“ zurück.

Ich habe leider den Eindruck, dass sich mein Heimatland dem Motto „Europa = Toleranz“ entziehen möchte. Deswegen sind Aktionsbündnisse wie der „Warschauer Pakt“ oder die „Parade der Gleichheit“ immens wichtige Ereignisse, die den Menschen in Polen zeigen sollen, dass Homosexualität etwas völlig Normales ist und man keine Übergriffe dulden darf.

Es ist beschämend, dass ranghöchste Politiker und Kleriker diesen Hass gegenüber Homosexuellen predigen dürfen. Polen ist ein wunderschönes Land mit einer traurigen und tapferen Geschichte. Die Menschen haben immer für ihre Freiheit gekämpft. Ich durfte tolle Literatur von Mickiewicz, Sienkiewicz und Lem lesen. Die Polen sind ein unglaublich gastfreundliches und patriotisches Volk. Wir möchten ein Teil dieses Europas sein, aber wir müssen lernen, dass Toleranz und Akzeptanz dazu gehören.

Mein Land ist tief katholisch geprägt. Ich selbst bin gläubig und gehe in die Kirche. Gott liebt alle Menschen, ob sie schwarz, braun, weiß, schwul, lesbisch oder heterosexuell sind. Wir sind eine Familie und diese bunten Farben machen doch eine spannende Mischung.

Als Comedian, der in Deutschland lebt und arbeitet, schaue ich leider mit einem weinenden Auge auf meine Heimat. Ich bin bestürzt darüber, dass wir eine Regierung haben, die die Menschenrechte und die Würde des Menschen, nicht genügend achtet.

Mein Herz schlägt für die Homosexuellen in Polen, die sich nicht outen können und Repressalien ausgesetzt werden. Ich möchte euch Mut zusprechen und meine Unterstützung in jeglicher Form zusagen.

Die „Parade der Gleichheit“ ist eine Chance und eine Aufgabe, die notwendig ist. Es überkommt mich immer ein kalter Schauer, wenn ich die Nachrichten aus Polen lese. Es sind meistens negative Nachrichten, die aus der Ferne kommen. Leider. Polen kann und hat so viel mehr. Ich kann Euch einen Besuch nur ans Herz legen.

In keiner Silbe möchte ich mein Heimatland schlecht reden. Ich prangere nur die Missstände an. Es ist eine unbequeme Wahrheit und deswegen möchte ich der deutschen Homosexuellen-Community von ganzem Herzen für das Engagement danken.

Marek Fis heißt eigentlich Wojtek und ist der erste und einzige polnische Comedian in Deutschland. Seine Bühnenpremiere hatte er vor drei Jahren.

R.O Linktipp: www.paradarownosci.pl
33 Zugriffe Redaktion Transgender.at