Eingetragene Partnerschaft in Graz: kein Standesamt, kein Trauungssaal
23.12.2009 - 12:01, Rainbow Online
Heute gab ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl bekannt, wie in Graz die "Eingetragene Partnerschaft" umgesetzt wird: Gleichgeschlechtliche Paare werden weder das Standesamt, noch den Trauungssaal im Grazer Rathaus von innen sehen können: der Behördenweg hat nicht am Standesamt, sondern im Amtshaus im Referat Personenstands- und Staatsbürgerschaftswesen zu erfolgen und wer die Partnerschaft mit Familie und Freunden schließen will, kann dies im Media Center der Stadt, aber nicht im Trauungssaal tun.

Enttäuscht, aber nicht überrascht ist RosaLila-PantherInnen-Vorsitzender Kurt Zernig: "Vom Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl habe ich mir kaum mehr erwartet, wir Lesben und Schwule müssen seine Politik ja seit Jahren ertragen. Offensichtlich müssen wir aber schon für den Fortschritt dankbar sein, dass uns Siegfried Nagl nicht mehr 'gesundbeten' möchte."

Heterosexuellen Paaren stehen in Graz u. a. das Schloss Eggenberg oder die Orangerie im Burggarten als externer Trauungsort zur Verfügung. Für homosexuelle Paare soll das nicht gelten: Aus der Stadtregierung heißt es dazu, jeder könne sich diese Trauungsorte mieten und dort Partnerschaftschließungen feiern, ein Beamter werde jedoch nicht dabei sein. Zernig dazu: "Ein solches 'Angebot' kann nur als rotzfreche Provokation gewertet werden."

Wenn zwei Personen eine eingetragene Partnerschaft eingehen, dann ist das für die Betreffenden ein wichtiges Ereignis in ihrem Leben. Und so wie andere wichtige Ereignisse gefeiert werden, soll auch das Schließen einer Partnerschaft feierlich im Kreis von Familie und Freunden gefeiert werden können. Warum kann Siegfried Nagl den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt nicht unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung die gleichen Räume für Feierlichkeiten anbieten. Warum muss er dem "kleinen Glück" einer würdigen Feier im Wege stehen? Was hat er davon? Welche Ehe rettet er damit? Welche Ehe wird durch das Benutzen desselben Raumes abgewertet, entweiht, zerstört?

Gleiches Recht für homosexuelle Paare gibt es also in der "Menschenrechtsstadt" nicht, ja nicht einmal Zugang zu gleichen Räumen im Rathaus. Zernig abschließend: "Ein Kleingeist hat eine kleingeistige Regelung präsentiert. Für die Lesben und Schwulen in dieser Stadt ist das höchst bedauerlich und traurig. Mir tut nur Lisa Rücker, die grüne Vizebürgermeisterin leid, und ich frage mich oft, wie sie als Lesbe ihren Koalitionspartner ertragen kann."
R.O Linktipp: www.homo.at
55 Zugriffe Redaktion Transgender.at