Deutschland: Islamischer Verein für Gay Rights!
13.06.2010 - 20:35, Rainbow Online
Deutschland ist uns manchmal halt doch ein Stückchen voraus: In Duisburg gibt es seit Kurzem einen von liberalen Muslimen gegründeten Verein, der eine dogmenfreie Auslegung des Koran fordert. Was auch bedeutet: Rechte für Schwule und Lesben.

Der „Liberal-Islamische Bund" (LIB e.V.) will all jenen Muslimen Stimme und Forum geben, die "offen sind für einander widersprechende Blickwinkel", so die Vorsitzende und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. Was auch bedeutet, dass der Verein homosexuelle Partnerschaften befürwortet – ein großer Schritt! Wobei, so lenkt Kaddor im Interview mit der „Deutschen Welle“ ein, ist Befürworten „zu viel gesagt. Wir wünschen uns nur, dass Muslime diese Art von Partnerschaften tolerieren und akzeptieren. Das heißt aber nicht, dass ein Muslim sie gutheißen muss. Wir wünschen uns in diesen Punkten mehr Offenheit und Toleranz.“ Frei nach dem Motto also: Leben und leben lassen. Dies ist auf jeden Fall ein guter Anfang, denn Homosexualität steht im Islam immer noch unter Strafe.

Im Interview spricht Kaddor auch davon, dass sie möglichst viel der ungefähr vier Millionen Muslime, die in Deutschland wohnen, erreichen will. „Vor allem auch junge Menschen. Wir hoffen, insbesondere Musliminnen und Muslime als Mitglieder zu gewinnen, die sich in Deutschland verorten, integriert sind - trotzdem oder gerade, weil sie auch gläubige Muslime sind.“

Bislang hat sich unter den deutschen Islamverbänden nur der Zentralrat der Muslime für Gay-Rechte ausgesprochen. Dessen Generalsekretär Aiman A. Mazyek hatte im Mai einen Diskriminierungsschutz für Homosexuelle im Grundgesetz befürwortet: »Die Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen findet keine islamische Rechtfertigung«, sagte Mazyek.

Lamya Kaddor ist Autorin der Bücher „Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam“ und „Muslimisch, weiblich, deutsch“, in denen sie für einen gemäßigten Islam in Deutschland wirbt. (mas)
50 Zugriffe Redaktion Transgender.at