Von Michaela
Liebe Freundinnen und Freunde!
Am 18. Mai dieses Jahres startete ich eine acht Fragen umfassende Umfrage, die
dazu dienen sollte, unsere Arbeit in Graz besser zu koordinieren bzw. herauszufinden,
welchen Schwerpunkten wir unsere Energie widmen sollten.
Hier nun die Ergebnisse. Ich habe insgesamt 15 Antworten per mail erhalten,
dazu kommen noch eine persönliche Antwort sowie meine Meinungen. Dies ergibt
insgesamt also eine Beteiligung von 17 Personen.
Die Fragen lauteten:
1. Woher kommst Du? (Stadt, Land, Staat)
2. Wie würdest Du Dich selbst definieren? (CD, TV, TS TG,...)
3. Würdest Du an einem regelmäßigen TG-Stammtisch in einem öffentlichen Lokal
teilnehmen, bzw. bist Du bereits bei einem dabei? (J/N, Warum?)
4. Würdest Du an einer Selbsthilfegruppe in einem geschützten anonymen Rahmen
teilnehmen wollen bzw. bist Du bei so einer Gruppe? (J/N, Warum?)
5. Würdest Du eine Vereinsgründung, die sich mit TG-Themen beschäftigt, unterstützen
bzw. bist Du bei so einem Verein? (J/N, Warum?)
6. Wäre bzw. ist Dir der Kontakt zu Gleichgesinnten wichtig? (J/N, Warum?)
7. Wäre bzw. ist Dir der Kontakt zu Außenstehenden wichtig? (J/N, Warum?)
8. Würdest Du gerne an die Öffentlichkeit mit Deinen Neigungen, deinem Wunschgeschlecht
gehen? (J/N, Warum?)
Zur ersten Frage: Woher kommst Du? (Stadt, Land, Staat)
Von den 17 Personen kamen 5 aus Graz, 3 aus Graz-Umgebung, 1 aus Steiermark,
2 aus Wien, 2 aus Oberösterreich, 1 aus Niederösterreich, 1 aus Vorarlberg 1
aus Deutschland und 1 aus der Schweiz.
Die weiteren Antworten habe ich so gewichtet, dass es je eine Gesamtstatistik
gibt, sowie eine nur auf Graz/Graz- Umgebung bezogene Auswertung. Der Anteil
der Grazer/innen lag damit bei 47 %.
Zur zweiten Frage: Wie würdest Du Dich selbst definieren? (CD (Crossdresser),
TV (Transvestit), TS(Transsexuell), TG (Transgender),...)
Diese löste schon im Vorfeld Diskussionen aus, da die Begriffsbestimmungen ja
eigentlich oft unklar sind. So liegt der Unterschied zwischen CD und TV eigentlich
nur in der Bezeichnung, was Transgender genau bedeutet, weiss oft nicht einmal
der/die Betroffene selbst . Interessant ist z.B. , dass die Selbstsicht CD insgesamt
fünfmal vorkam, die Bezeichnung TV jedoch nur einmal. Unter „andere“ fallen
Personen, die sich nicht als Transgender sehen (Partner etc.).
alle Antworten: CD/TV: 35 %
TS/TG: 59 %
andere: 6 %
nur Graz/Graz-Umg.: CD/TV: 37 %
TS/TG: 50 %
andere: 13 %
Zur dritten Frage: Würdest Du an einem regelmäßigen TG-Stammtisch in einem
öffentlichen Lokal teilnehmen, bzw. bist Du bereits bei einem dabei? (J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 94 %
nein: 6 %
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 87 %
nein: 13 %
Die Bedenken liegen hier fast immer in der Angst, sich öffentlich zu zeigen,
bei einer Antwort spielte die Entfernung von Graz eine Rolle.
Zur vierten Frage: Würdest Du an einer Selbsthilfegruppe in einem geschützten
anonymen Rahmen teilnehmen wollen bzw. bist Du bei so einer Gruppe? (J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 76%
nein: 24%
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 87 %
nein: 13%
Die Bedenken liegen hier in der Angst vor unkontrollierbaren Emotionen, dem
Argument der zu großen Isolation einer geschlossenen Gruppe sowie schlichten
Desinteresse
Zur fünften Frage: Würdest Du eine Vereinsgründung, die sich mit TG-Themen
beschäftigt, unterstützen bzw. bist Du bei so einem Verein? (J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 75 %
nein: 25 %
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 75 %
nein: 25 %
Die Bedenken lieben hier in der Angst vor einer Politisierung, der grundsätzlichen
Abneigung von Vereinen sowie der Angst, seine Anonymität zu verlieren.
Zur sechsten Frage: Wäre bzw. ist Dir der Kontakt zu Gleichgesinnten wichtig?
(J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 100 %
nein: 0 %
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 100 %
nein: 0 %
Das einzige Bedenken lag hier in dem Zweifel, dass die persönlichen Interessen
nicht übereinstimmen könnten.
Zur sechsten Frage: Wäre bzw. ist Dir der Kontakt zu Außenstehenden wichtig?
(J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 81 %
nein: 19 %
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 71 %
nein: 29 %
Die Bedenken lagen hier in der Angst vor dem Outing sowie dem Wunsch, niemanden
zu provozieren.
Zur siebten Frage: Würdest Du gerne an die Öffentlichkeit mit Deinen Neigungen,
deinem Wunschgeschlecht gehen? (J/N, Warum?)
alle Antworten: ja & ja, aber: 87 %
nein: 13 %
nur Graz/Graz-Umg.: ja & ja, aber: 67 %
nein: 33 %
Die Bedenken liegen hier vor allem in dem Mangel an persönlicher Erfahrung sowie
in schlichtem Desinteresse.
Zusammenfassen läßt sich aus dieser freilich nur bedingt repräsentativen Statistik
eindeutig der allgemeine Wunsch nach Kontaktaufnahme herauslesen. Sämtliche
Organisationsformen wie Stammtisch, SHG und Verein werden äußerst positiv bewertet,
es ist also sowohl das Interesse an freundschaftlichen Treffen, an konkreter
Gruppenarbeit sowie an einer repräsentativ-formalen Vertretung vorhanden.
Dass sich an der Angst, der Scheu und dem schlechten Gewissen so vieler Transgender-Personen
in Österreich etwas ändert, ist mittelfristig freilich nicht zu erwarten. Wichtig
wäre allerdings, dafür zu sorgen, dass all jenen Menschen, die ihr „anderes“
Geschlecht in sich nicht (mehr) verstecken wollen bzw. können, eine Plattform
geboten wird. Transgender ist keine Krankheit, es zu unterdrücken, kann allerdings
wirklich krank machen. Es liegt an uns, zwischen diesen beiden Polen zu wählen.
Und ja mehr Menschen aktiv mitarbeiten wollen, um so mehr steigen die Werte
an Akzeptanz, an Selbstachtung und damit an Lebensqualität.