Karin Fickert hat sich bereiterklärt,
ein Rohmanuskript Ihres Buches "Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum
!" (Protokoll eines geschlechtlichen Identitätsproblems und dessen Lösung) zur
Verfügung zu stellen.
Hier findest Du Ihr Tagebuch zu Ihrer geschlechtsangleichenden Operation, die
anderen Teile sind an anderen Stellen dieser Seite verarbeitet.
Vielen Dank, Karin !
Thema Hormone
Bei der Behandlung von Mann > Frau Transsexuellen werden hauptsächlich Östrogene,
Gestagene und Antiandrogene (Cyproteronacetat) in verschiedensten Darreichungsformen
(Filmtabletten, Spritzen, Pflaster) und Kombinationen verabreicht. Um die erforderliche
Hormonmenge festzustellen ist es nötig einen sogenannten Hormonstatus machen
zu lassen aus dem dann die entsprechende Medikation erfolgen sollte. Durch Erfahrungsaustausch
mit anderen Betroffenen konnte festgestellt werden, daß die Verschreibung von
Hormonpräperaten derzeit noch sehr uneinheitlich gehandhabt wird.
Wichtig ist es - unter ärztlicher Kontrolle - mindestens ein halbes Jahr vor
der Operation mit der gegengeschlechtlichen Hormonbehandlung zu beginnen. Dies
deshalb, da bei unkontrollierter Einnahme es zu erheblichen Risiken kommen kann
(Trombosen, erhöhtes Krebsrisiko, etc.). In meinem Fall wurden das Antiandrogenpräparat
Androcur® (Cyproteronacetat) sowie das Kombinationspräparat Trisequenz forte®
(Östrogen/Gestagen) verschrieben. Nachdem es sich hierbei um hochwirksame Medikamente
(speziell Androcur®) handelt, war eine vorherige und anschließend regelmäßige
Untersuchung der Leberwerte bis zum Absetzen des Medikaments ebenfalls dringend
ratsam.
Die Behandlung mit weiblichen Hormonen führt körperlich dazu, daß es zu einer
Zunahme des Brustdrüsengewebes (Gynäkomastie) und sowie einer damit verbundenen
Vergrößerung der Mamillen und des Warzenhofes sowie dessen dunkleren Pigmentierung
kommt. Die Brustwarzen zeigen eine zum Teil bis zur Schmerzhaftigkeit steigernde
Sensibilität, die aber nach einigen Wochen oder Monaten wieder abnimmt. Der
Bartwuchs verlangsamt sich im Wachstum, verringert sich jedoch in der Intensität
und Stärke ohne Zuhilfenahme von Epilationsmaßnahmen nur geringfügig. Die Haut
wird zarter und die Fettverteilung im Gewebe gleicht sich dem biologischer Frauen
an. Ein eventuell bereits vorhandener Kopfhaarausfall kann oftmals gestoppt
und ein Wachstum angeregt werden. Die Brustbehaarung nimmt stark, oftmals sogar
gänzlich ab. Die Schambehaarung nimmt ebenfalls weiblichen Aspekt an. Die präoperativ
klarerweise noch vorhandenen Hoden verkleinern sich mit Fortdauer des Östrogeneinflusses
und die Libido nimmt stark bis gänzlich ab, ebenso schwindet mit Weiterführung
der Behandlung die Fähigkeit zur Erektion und Ejakulation. Auch die Prostata
verkleinert sich im Laufe der Behandlungszeit.
Psychisch führte die Einnahme von weiblichen Hormonen bei mir zu einer Stabilisierung
und darauffolgenden Besserung der Grundstimmung. Depressive Phasen wurden in
der Intensität und Dauer geringer. Vielfach zitierte Müdigkeit konnte ich nur
selten feststellen. Eine phasenweise Antriebslosigkeit ist aber durchaus vorhanden.
Sexuelle Appetenz war ebenso wie Erektion schon längere Zeit vor Beginn der
Hormonbehandlung nicht mehr existent.
Die lebenslange Einnahme von Hormonpräparaten ist unbedingt erforderlich um
nachfolgend angeführte mögliche körperliche als auch psychische Beeinträchtigungen
hintanzuhalten.
A C H T U N G !
Da es bei langfristiger Einnahme von gegengeschlechtlichen Hormonen zu irreversiblen
körperlichen Veränderungen (z.B. Gynäkomastie), und es bei nicht geeigneter
Dosierung zu schweren Schädigungen des Organismus kommen kann, ist von einer
unkontrollierten und eigenmächtigen Einnahme dieser Medikamente dringend abzuraten
Nachdem bei mir in den letzten Ehejahren meine Transsexualität immer mehr durchsetzte,
begann ich mich zu informieren, ob es denn in Wien Selbsthilfegruppen gibt,
und wo diese sind.
Da es in Wien diesbezüglich im öffentlichen Bereich so gut wie keine Information
über dieses Thema zum damaligen Zeitpunkt gab, versuchte ich mein Glück in der
"Rosa-Lila Villa", welche mir eigentlich nur in Bezug auf Homosexuellen Thematik
durch die Medien bekannt war. Ich muß zugeben, daß das Betreten dieses Hauses
anfänglich eine Hemmschwelle für mich darstellte, da das öffentliche Image ein
gänzlich Anderes ist, als ich es dann tatsächlich kennenlernte. Bei meinem ersten
Versuch mit anderen Transsexuellen in Kontakt zu kommen wurden meine Erwartungen
im Grunde genommen nicht erfüllt. Es waren damals nur 6 Personen anwesend. Ich
durfte der Gesprächsrunde ohne Probleme beiwohnen. Ich getraute mich aber nicht
von mir aus ein Gespräch zu beginnen und wartete darauf auf meine Anwesenheit
angesprochen zu werden. Dies passierte aber nicht. So verließ ich etwas deprimiert
nach ca. 1 Stunde wieder die Bibliothek der "Rosa Lila Villa" in welcher damals
das Treffen stattfand.
Es sollte beinahe über ein Jahr vergehen, bis ich wieder einen Anlauf nahm.
Diesmal war ich schon geschieden und ich merkte - es war in etwa September 1995
- , daß meine persönliche Stimmungslage immer schlechter und andererseits der
Druck der Transsexualität immer stärker wurde. Dieses Mal hatte ich mehr Erfolg.
Ich wurde in die Gespräche miteingebunden, und im Laufe der Zeit fand ich auch
den Mut mit Betroffenen zu reden. Ich versuchte an Ärzteadressen heranzukommen,
von welchen bekannt war, daß sie auf dem Gebiet der Transsexualität tätig sind.
Dies gelang mir dann Gott sei Dank und so war es dann möglich Anfang 1996 eine
therapeutische Beratung in Anspruch zu nehmen.
Diese Selbsthilfegruppe - es ist mittlerweile ein Verein - besteht aus verschiedensten
Variationen und Zwischenstufen des Bereiches Transgender / Transsexualität.
Es sind sowohl Transvestiten, präoperative Transsexuelle als auch postoperative
ehemalige Transsexuelle in dieser Gruppierung engagiert. So hat man auch die
Möglichkeit über die möglicherweise auftretenden Probleme nach der geschlechtsanpassenden
Operation etwas in Erfahrung zu bringen. Diese sogenannten Einzelgespräche,
aber auch die immer wiederkehrenden Gruppendiskussionen über diverse Problembereiche
tragen für den Einzelnen sicherlich zur Selbstfindung bei.
Es wird immer wieder davor gewarnt, daß es in diesen Selbsthilfegruppen zu einem
sogenannten "Gruppendruck" zur Operation gibt. Dies kann ich für meinen Bereich
nicht bestätigen. In intensiven Gesprächen kam ich zur persönlichen Überzeugung,
daß prinzipiell niemand zu einer Operation gedrängt wird. Vielmehr wurde ich
des Öfteren auf die Schwierigkeiten hingewiesen Hormone verschrieben zu bekommen,
und die Operationsfreigabe bzw. Bewilligung seitens der Sozialversicherung zu
erlangen.
Es hat sich aber für mich auch herauskristallisiert, daß so eine Gruppe auf
Grund Ihrer großen Durchmischung manchmal unter einem großen Spannungsfeld steht.
Ehrlicherweise muß ich auch zugeben, daß sich zum Beispiel bei mir die Interessenslage
im Laufe des transsexuellen Prozesses stark geändert hat.
Trotz aller Zwischenstadien - die ich natürlich sowohl innerlich als auch äußerlich
durchmachte - , bestand bei mir nie der geringste Zweifel, daß mein Ziel nur
lauten konnte endlich als Frau leben zu können. Es mag möglicherweise konservativ
klingen, aber für mich war es nie das Ziel in der Szene permanent im Zwischenstadium
auf dem Wege vom Mann zur Frau zu Leben.
Das in dieser Gruppe auch Betroffene sind, die dieses Stadium aber scheinbar
als für sie optimal finden, macht mir persönlich offengestanden Probleme.
Trotzdem zeigt gerade diese Situation wie weitgespannt und eigentlich gar nicht
wirklich einordenbar die Transgenderszene in Ihrer Vielfalt ist.
Ich nehme auch nach der Operation noch an den Treffen - eher Unregelmäßig -
teil. Dies deshalb, um Betroffenen, die ebenfalls hungrig nach Informationen
sind, meine persönlichen Erfahrungen weiterzugeben.
Es sind aber diese Treffen nicht mehr so wichtig für mich und so war die Selbsthilfegruppe
eine Wegbegleiterin zu meinem Frausein. Ich finde es gut, daß es diese private
Initiative gibt, mir hat sie wirklich geholfen. Dieser Lebensabschnitt - den
ich keinesfalls verleugnen werde - neigt sich jedoch dem Ende zu.
Leider ist dieser Wiener Selbsthilfeverein - in den Bundesländern ist die Situation
noch viel schlimmer, da es so gut wie nichts gibt - noch immer viel zu wenig
in der Öffentlichkeit bekannt.
Verein Trans-X - Verein für TransGender - Personen
A 1171 Wien, Postfach 331
Homepage: http://twww.transgender.at
Email: TransX@transgender.at
Gruppentreffen : jeden 1. Montag und jeden 3. Mittwoch im Monat ab 20:00 Uhr
"Rosa - Lila Tip" A 1060 Wien, Linke Wienzeile 102
Beratungstelefon : 586 81 50
jeweils vor dem Gruppenabende 19:00 bis 20:00
Politisch sehr gut unterstützt wird der TransGender-Bereich auch von:
(Mitarbeit auch für Nicht-PartnerInnen des Liberalen Forum möglich!)
Liberales Forum Wien
Ausschuß "Anders L(i)eben"
(Homosexualität/Transsexualität)
1010 Wien Bartensteingasse 8
Tel: 406 48 40
Diverse andere Gruppen wie z.B. Homobauern&Wonderwomen oder Grüne andersrum
bemühen sich ebenfalls um Rahmenverbesserungen
Über klinische und ärztliche Anlaufstellen geben die Selbsthilfegruppen nach
persönlicher Kontaktaufnahme Auskunft !