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An einem Sonntagmorgen in Linz |
An einem Sonntagmorgen in Linz
Es ergab sich, dass sich mein Körper trotz langer Nacht nicht auszuruhen brauchte. Endlich, dachte ich mir, endlich gewinne ich wieder etwas Zeit, die mir sonst mit Schlaf entzogen worden wäre. Natürlich ist auch Schlaf wichtig - keine Frage - aber mir wurde in den letzten Monaten stets die Zeit zu knapp. Andererseits, was mache ich schon großartig mit den Morgenstunden... ich schieße Fotos, hänge Gedanken nach, schalte den PC ein und freue mich, dass die Morgensonne eine friedliche Stimmung verbreitet. Die Stimmung passt mir ganz gut, da zündet man sich dann gern eine Zigarette an. Und wieder streifen die Gedanken umher, nicht ohne vorher noch schnell einen Schnappschuss zu tätigen. Muss ich denn mein Laster fotografieren? Nun, ich fände es witzig, das Foto online zu stellen. Aber nicht nur eher sinnfreie Gedanken wie diese schwirren herum. Auch die Erinnerung an den soeben beendeten Urlaub beginnen zu keimen - auch ein bisschen Wehmut, dass dieser nun vorbei ist. Ja, schön war sie, die Urlaubswoche mit meinen Kindern - eine intensive Vaterwoche, in deren Mitte der nominelle Vatertag stand. Die Intensität der Sonneneinstrahlung vermisse ich indessen nicht. Wenngleich sie mir vor allem bei Beinen und Armen eine nette Bräune beschert hat, was bei vielen Kleidungsstücken selbstredend besser aussieht als die kränklich noble Blässe noch vor wenigen Tagen. Ich rauche weiterhin - überlege, was mir wichtig ist. Doch schnell bemerke ich, dass solche Gedanken doch etwas zu komplex sind, um zu dieser Uhrzeit näher in Augenschein genommen zu werden. Natürlich setzt man unbewusst Prioritäten im Leben, misst manchen Gefühlen mehr Wert bei als anderen, aber so richtig auf einen grünen Zweig mag ich nicht kommen. Da lasse ich mich lieber fallen... nicht ins Bett, sondern einfach in die Zukunft. Es ist schon irgendwie lustig, wenn man nicht den blassesten Schimmer hat, wie das eigene Leben in einem Jahr aussehen wird. Natürlich ist niemand vor einschneidenden Veränderungen gefeit, aber wenn ich so vor mich hinrauche und dabei im Dunst nach Zukunftsvisionen krame, dann wäre ich theoretisch für Veränderungen bereit. Ein neuer Job, eine endliche Abnabelung von der ehelichen Vergangenheit,... Nur bei einem Punkt verharre ich wie in einem eingefrorenen Standbild: meinem Geschlechtsempfinden. Ich merke, dass die ernsten Gedanken Überhand nehmen. Nein, das passt nicht zu einem Sonntagmorgen. Noch dazu, wo ich mich ja in sehr vielen Bereichen als sehr glücklichen Menschen schätzen kann. Ja, ich bin tatsächlich sehr zufrieden mit mir - in vielen Bereichen. Und trotzdem fühle ich, dass ich noch lange nicht das Maximum aus mir heraus geholt habe. Doch in einem Punkt habe ich auch deutlich abgebaut - bei der inneren Wärme. Nicht dass ich weniger sozial oder nicht mehr mitfühlend wäre, das hat sich eigentlich eher verstärkt, sondern mehr diese Wärme, die man von sich aus imstande ist, zu geben. Vor allem, wenn es um die Wärme sich selbst gegenüber geht. Ich betrachte mich in letzter Zeit viel zu rational und lasse dabei die Bauchgefühle außer Acht. Hm, ja ein bisschen kälter bin ich schon geworden - ganz im Gegensatz zum fortschreitenden Tag, der sich nun zu erwärmen beginnt. Der Morgen neigt sich dem Ende zu - eine letzte Zigarette vielleicht noch, bevor ich die letzten Überreste von Kajal und Lidschatten entferne... |
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