Die Vermutung liegt nahe, dass ich aufgrund der großen Zeitspanne, die zwischen der jetzigen und vergangenen Aktualisierung meines Profils vorüber gestrichen ist, wenig Gelegenheit oder gar Freude gehabt hätte, mich en femme publik und auf mich aufmerksam zu machen. Doch dieses virtuelle Schweigen täuscht. Schließlich waren die letzten Monate von einigen Veranstaltungen geprägt: So fand zum zweiten Male das Linzer Queer Festival statt, der Linzer Transgender-Stammtisch feierte sein zehntes Jahresjubiläum und auch eine besondere "Auszeichnung" wurde mir und somit auch allen anderen Transgender-Personen zuteil. Denn die Künstlerin Irene Andessner lud mich - wie auch über 100 andere Linzerinnen - ein, stellvertretend für alle anderen Linzerinnen dem Projekt "Citylights [Schöne Linzerin]" ihren Namen zu geben. Neben all diesen Vorkommnissen hat sich eine weitere Veränderung ergeben... okay, ich war nur Harre schneiden.
All das trug mitunter dazu bei, dass sich mein persönliches Präsentationsprojekt - also die ganze visuelle Selbstinszenierung - auf ein verschwindendes Minimum beschränkt hat. Doch ich will diese Form des Auslebens meiner Weiblichkeit nicht ganz zum Schweigen bringen. Denn eines wurde mir diesbezüglich einmal mehr wieder besonders deutlich: Es erleichtert mir mein eigenes Selbstverständnis - auch wenn es auf einer nur fragilen Realität beruht, die das Verlangen nach der eigenen Weiblichkeit auf inszenierte Momentaufnahmen reduziert. Auch wird der Erklärungsbedarf, den man sich selbst für schuldig glaubt, auf ein kunstvoll gezimmertes Gerüst gehievt, von dem aus man leicht verkünden kann, es sei ja nur eine besondere Ausdrucksform von Gedanken und Gefühlen.
Auch wenn ich mich damit selbst ein wenig belüge, so ist es für mich dennoch der zum Zeit gangbarste Weg. Je weniger Hürden ich im Leben zu überwinden habe, desto schneller komme ich "vorwärts" - selbst wenn ich kein Ziel vor Augen habe. Dass mich das Überwinden von Hürden aber stärker und selbstbewusster machen würde, dessen bin ich mir im Klaren - aber dennoch verschweige ich mir das vor mir selbst. |